Ein erfrischender Orangensaft

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,, In dem Fall heisse ich sie herzlich Willkommen Rover Cheslock. Sie sind jetzt offiziell bei mir eingestellt.''. Mit diesen Worten drehte ich mich um und lief schnell davon.

***

Denn ganzen restlichen Tag hatte ich so Angst, dass Rover um die Ecke springen würde und ich wieder etwas dummes von mir geben würde. Aber zum Glück passierte nichts dergleichen und ich sah ihn nicht mehr. Auch am nächsten Tag hielt ich nach ihm ausschau, wurde aber wieder nicht fündig. Ich war so erleichtert darüber, obwohl ich zugeben muss, dass ein klitzekleiner Teil von mir darüber enttäuscht war. Am dritten Tag hatte ich dann schliesslich jegliche Hoffnung aufgegeben, ihn wieder zu sehen. Die Clemson University hatte mehr als 23'400 Studenten. Da ist es sehr unwahrscheinlich, dass ich Rover zufällig wieder über den Weg laufe.

Mit einem Schinkensandwich in der Hand und einem gekühlten Orangensaft neben mir sass ich auf dem saftig grünen Grass und genoss dabei die Mittagssonne auf meiner Haut. Ungeachtet der Tatsache, dass ich hier bereits mehr als drei Tage schon zu Schule ging, hatte ich noch nicht wirklich Freunde gefunden. Seit ich von so vielen Schulen rausgeschmissen wurde, machte ich mir keine Mühe mehr, Freunde zu finden. Man weiss ja schliesslich nie, wann man wieder etwas verbockt und rausgeschmissen wird. Man könnte schon denken Alleinsein ist etwas schlimmes, aber im Gegenteil. Alleinsein kann einem dabei helfen seinen Kopf zu klären und wieder seinen inneren Frieden zu finden. Ich will jetzt nicht wie ein Guru tönen, aber wird dir einmal bewusst, wie schön Alleinsein sein kann, dann wird man danach süchtig.

Mit einem zufriedenem Seufzen und einem vollen Magen legte ich mich ins Grass und schloss meine Augen. Der Umzug hatte so einiges von mir abverlangt. Die vielen Kartons und Kisten schienen kein Ende zu haben. Dazu kommen noch meine hyperaktiven Golden Retriever, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, jede neu gefüllte Kiste wieder zu leeren. Am Ende musste ich die vier in den Garten schicken, damit ich in Ruhe fertig packen konnte.

Ich habe mir ein Haus auf dem Campus gemietet. Das Haus ist in einem sehr guten Zustand, in einer ruhigen Nachbarschaft, hat einen Garten mit einem Pool und ist nur eine 11 minutige Autofahrt von Clemson entfernt. Zudem hat sie zwei Schlafzimmer mit Walk-In Closet, eine offene Küche und zwei Bäder. Aber das beste kommt noch, denn keine 10 Minuten entfernt hat es ein Hundepark und ein Fitnesscenter. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir gar nicht zu hoffen gewagt, so ein gutes Angebot zu finden. Meine grösste Sorge galt nämlich meinen Hunden und als ich sah, dass es in der Nähe ein Hundepark gab, musste ich das Haus sofort mieten. Selbst der Mietpreis war anständig. Schliesslich findet man eher selten ein Haus mit all den Funktionen, dass einem so gut gefällt und nur 1290$ pro Monat kostet. Ich hatte bei meiner Suche grosses Glück gehabt.

Meine nächste Vorlesung fängt erst in einer Stunde wieder an und ich hatte keine Lust nach Hause zu gehen. Meine Hunde sind bei der Day Care und somit wäre ich auch in meiner Wohnung alleine. Ausserdem wäre die Autofahrt nicht so gut für die Umwelt, da ich ein etwas älteres Modell fahre und sein Katalysator nicht gerade auf dem neusten Stand ist. Es ist ohnehin höchste Zeit das Auto mal aufzumotzen. Aber zu meiner Verteidigung benutze ich meinen Ferrari Testarossa nicht immer. Nur wenn ich alleine unterwegs bin und das auch nur bei kurzen Strecken. Denn mit diesem Auto komme ich nirgendwo hin, wenn Lady, Sunny, Bailey und Scotty mitkommen sollten. Dafür reicht das kleine Auto nicht, weswegen ich noch ein zweites Auto habe. Nämlich den Jeep Grand Cherokee in weiss. Da passen meine vier Lieblinge rein.

Als ich merkte, dass ich auf dem besten Weg war einzuschlafen, setzte ich mich auf und streckte mich ausgiebig und musste dabei ein Gähnen unterdrücken. Ein gekühltes Orangensaft ist jetzt das beste. Mit diesem Gedanken drehte ich mich auf die Seite, um die Flasche zu nehmen und merkte, dass er nicht mehr an seinem Platz war. Verwirrt schaute ich auf der anderen Seite nach und fand auch da nichts. Als sich jemand neben mir hinsetzte, sah ich stirnrunzelnd auf und hätte mich fast an meiner eigenen Spucke verschluckt.

,,Na Süsse, überrascht mich zu sehen?'', fragte Rover mit meinem Orangensaft in der Hand und grinste mich schelmisch an.

,,Da...das ist mein Saft'', meinte ich vollkommen aus der Bahn geworfen und deutete auf die Flasche in seiner Hand.

,,Oh ist das so? Schade, jetzt gehört es wohl mir. Aber du darfst gerne einen Schluck daraus trinken, wenn du willst. Ich will ja schliesslich nicht fies sein.'', lachte er.

Ist das sein Ernst? Will der Typ mich auf den Arm nehmen? Er musste wohl meinen entgeisterten Blick bemerkt haben, denn plötzlich lachte er lauthals los und kriegte sich nicht wieder ein.

,,Tut mir leid, aber dein Blick war einfach unbezahlbar. Hier deine Flasche.'', brachte er zwischen Lachen hervor, griff hinter sich und gab mir eine andere Flasche. Erst dann verstand ich, dass er mich wirklich auf den Arm genommen hatte. Meine Augen zu schlitzen verengt, sah ich ihn böse an. Mit einer schnellen Bewegung schnappte ich mir seine eigenen Flasche aus der Hand, schraubte den Deckel auf und sagte bevor ich trank: ,,Weisst du was, ich trinke lieber aus deiner Flasche.''

Mit ein paar grossen Schlücken war die Flasche leer. Während ich trank, hatte ich ihn beobachtet und musste mit Zufriedenheit feststellen, dass er es war, der jetzt sprachlos vor mir sass und nicht mehr wusste, was er machen sollte. Es war herrlich, ihn mit offenstehendem Mund und einem entgeisterten Blick vor mir sitzen zu sehen. Ich zerdrückte die leere Flasche und griff dann nach meiner eigenen. Gleichzeitig stand ich mit einer fliessenden Bewegung auf und klopfte mir den Dreck von den Kleidern. Bevor ich ging, sah ich über die Schulter zu ihm runter und meinte: ,, Danke für den Orangensaft. Er war unglaublich erfrischend. Genau das, was ich gebraucht hatte.''

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I am a Bad Girl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt