Samos

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Der folgende Tag und auch die anschließende Nacht verliefen völlig unauffällig, sodass in Sophie bereits die Hoffnung aufkeimte, sie würde die Stimme des Franzosen nie wieder in ihrem nächtlichen Zimmer hören müssen.

Zuversichtlich machte sie das Licht aus und wollte gerade, schön in die warme Decke gewickelt, einschlafen, als jemand zu ihr sprach. Es war nicht der ihr schon bekannte Franzose, sondern sie hörte einen völlig anderen Akzent. Die Stimme hatte auch einen dunkleren Klang.

"Kalispera, guten Abend, Ataraxia wünsche ich dir."

War das etwa Griechisch? Und was bedeutete das? 

"Ataraxia? Ich verstehe nicht, was das heißen soll."

"Entschuldigung, ich vergaß, Seelenfrieden heißt das in deiner Spache, Ataraxia, seelisches Gleichgewicht oder auch Seelenruhe, ich hoffe, du hast du mich jetzt verstanden?" 

Sophie war jetzt völlig verwirrt. Surin hatte nach einem "Gelübde" gefragt und dieser hier kommt mit seiner "Ataraxia" um die Ecke, wer war er denn überhaupt? 

"Einen gewissen Surin kenne ich ja bereits, aber wer bist du denn?"

"Nenne mich Samos, die sonnige Ägäis ist meine Heimat und die Freude am Dasein mein Anliegen." 

"Wenn du mir eine Freude machen willst, sag mir, ob das 'Gelübde', von dem Surin gesprochen hat, wichtig oder gefährlich ist?" 

"Solche 'Gelübde' kannst du getrost vergessen. Kein Mensch hat das Recht, deine Freiheit einzuschränken. Dein Leben ist zu kostbar, um sich unnötigen Verpflichtungen zu unterwerfen, vor allem, wenn es darum geht, dir den Spaß und die Lebensfreude zu verbieten, adio." 

Adio? Damit hatte sich Samos wohl schon wieder verabschiedet. Immerhin wusste Sophie jetzt, was sie Surin antworten konnte, wenn er wieder mit seinem merkwürdigen "Gelübde" ankommen würde.



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