Ein kleines Gedicht

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Eines Nachmittags, als sie aus der Schule gekommen war und eine halbe Stunde Zeit für sich hatte, um über ihr Leben nachzudenken, tat Sophie etwas Ungewöhnliches.

Sie war eine Kriegerin, hatte Matus gesagt. Sie war eine Dichterin, meinte Blake. Was wäre, wenn die Dichterin jetzt einige Verse über die Kriegerin schreiben würde?

In einer grauen Endlosschleife / Hast du einen Auftrag / Den du nicht kennst / Du verlierst Blut und dir fehlt die Zeit / Du selbst bist der Plot / Steh wieder auf / Es geht in die nächste Runde / Obwohl du nicht weißt / Für wen und /  Wofür du noch kämpfst.

Wie von selbst flossen diese Worte auf das Papier und zeigten ihr, dass sie beides war, eine Kriegerin und eine Dichterin, dass sowohl Matus als auch Blake die Wahrheit sprachen. 

Das Gedicht, das sie geschrieben hatte, war aber so traurig, dass sie fast über ihre eigenen Worte geweint hätte, als sie sich an Samos erinnerte. Was hatte er damals gesagt?

"Die Freude am Dasein ist mein Anliegen."

Ja, das war es doch! Freude am Dasein, Seelenruhe (diese Ataraxia, von der Samos sprach): 

Seelenruhe und ein gutes Leben / Statt Schmerzen und Leid / Freude und Lust.

Dafür lohnte es sich, mit ganzer Kraft zu kämpfen, deshalb fügte Sophie nun diese neuen Zeilen an ihr Gedicht an. 

Sie war sehr zufrieden mit ihrem eigenen Werk, aber da fiel ihr Hui Tse ein, der gesagt hatte, man solle nichts tun, also auch nicht kämpfen.

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