34. Kapitel

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- Sam's POV -

In den folgenden Wochen lag ich nachts lange wach. Ich musste ständig daran denken, was Harry wohl gerade machte. Wir telefonierten zwei Mal am Tag und jedes Gespräch endete in Tränenausbrüchen und Harry, der mir hunderte Male sagte wie sehr er mich vermisste.

Zwei Monate waren vergangen und ich fühlte mich schrecklich, wie sollte ich es ohne ihn schaffen? Doch dann an einem Donnerstagmorgen klopfte es auf einmal an meiner Tür. Ich hatte gerade noch mit Harry gesprochen und sah nun aus dem Fenster um mich zu beruhigen.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter und als ich den Kopf wand, konnte ich kaum fassen wen ich da sah.

„Hallo, Sam." Eleanor war sichtlich erfreut mich zu sehen und umarmte mich, während ich sie sprachlos anstarrte.

„Warum bist du hier?" Ich konnte gar nicht aufhören zu grinsen.

„Louis hat mich angerufen und gemeint, dass Harry sich Sorgen um dich macht und da habe ich ihm vorgeschlagen, dass ich bei dir bleibe. Ich meine, ich habe sowieso nichts Besseres zu tun und ich bin wahrscheinlich eine von wenigen, die deine Situation verstehen können, immerhin kann ich Louis auch nicht sehen."

Sie senkte für einen kurzen Moment den Blick, richtete sich dann aber wieder auf und strahlte mich an. Ich war noch immer sprachlos und wusste nicht was ich sagen sollte.

„Wie wäre es mit einem Kaffee damit ich dir alles genauer erklären kann? Und du musst mir nochmal die Geschichte erzählen, wie du Harry das erste Mal getroffen hast. Die war einfach zu romantisch."

Ich nickte und führte sie den Weg zu dem kleinen Kaffeehaus entlang. Eleanor war so voller Lebensfreude, dass es schon richtig ansteckte. Sie war keine zehn Minuten hier und schon fühlte ich mich um einiges besser.

Wir nahmen einen Tisch am Fenster und ich erzählte Eleanor nochmal, wie ich Harry das erste Mal getroffen hatte. Sie hörte aufmerksam zu und nippte immer wieder an ihrem Kaffee. Während ich sprach, kam es mir so vor als könnte ich ihn wieder sehen, so wie damals. Als er dort stand mit seinem weißen Shirt, der schwarzen Hose und diesem unverwechselbaren Lachen.

Eleanor legte ihre Hand auf meine, das Bild in meinem Kopf verschwand und ich sah ihr in die Augen, als ich fertig gesprochen hatte.

„Weißt du was ich immer mache, wenn ich Louis vermisse?"

Ich schüttelte den Kopf und wartete auf ihre Antwort. Eleanor grinste und zog mich nach draußen. Es war inzwischen dunkel geworden als wir wieder mein Zimmer betraten. Ich glotzte sie verwirrt an.

„Was machst du also, wenn du ihn vermisst?"

Eleanor kramte in ihrer Tasche und fischte schließlich eine Tafel Schokolade und zwei DVDs heraus.

„Ich schaue mir die hier an und esse so viel Süßes bis ich platze."

Ich warf lachend den Kopf nach hinten und starrte sie ungläubig an. „Und das funktioniert?"

Sie nickte heftig und warf den ersten Film ein. Dirty Dancing! Den hatte ich das letzte Mal mit Harry in seiner Wohnung in Holmes Chapel gesehen. Ich zog mich aufs Bett und Eleanor sprang neben mich, sodass alles zu wackeln begann. Wir bekamen einen Lachkrampf und mussten uns die Hände vor den Bauch halten, weil wir nicht mehr aufhören konnten.

Während des Filmes kicherten wir oft über die unmöglichsten Dinge. Ich konnte mich nicht erinnern in der letzten Zeit auch nur einmal richtig gelacht zu haben. Eleanor tat mir gut und ich dankte Gott dafür, dass sie gekommen war.

Sie fischte gerade die zweite Tafel Schokolade aus ihrer Tasche, als sie meinte: „Wie läuft es eigentlich mit deinen Beinen? Macht du Fortschritte?"

Ich nickte stolz und verkündete: „Seit zwei Tagen kommt das Gefühl wieder zurück. Ganz langsam, aber doch."

Eleanor quietschte erfreut auf und umarmte mich. Dann starrte sie mich auf einmal mit ihren riesigen Kulleraugen an. Zufriedenheit spiegelte sich darin, als sie plötzlich aufgeregt mit den Händen wild herumfuchtelte und zu sprechen begann: „Oh Gott! Sam, weißt du was? Ich habe eine Idee!"

Grinsend blickte ich sie an. Na, das konnte ja was werden. „Erzähl."

Sie lächelte, holte einmal tief Luft und meinte dann: „Also ich werde dir helfen und gemeinsam schaffen wir es, dass du bis die Jungs mit der Tour fertig sind, wieder laufen kannst. Jetzt zu meiner Idee: Wie wäre es, wenn du Harry nichtd davon sagst, dass du Fortschritte machst?"

Ich starrte sie entsetzt an, doch sie redete ungeniert weiter: „Und wenn ihr euch dann seht kommst du mit dem Rollstuhl oder ‚Spike' oder wie auch immer du ihn nennst um die Ecke und..." Sie rang nach Luft und redete so schnell weiter, dass ich fast nicht mehr mitkam: „ ...und dann seht ihr euch und weil er ja nicht wissen wird, dass du laufen kannst, wird er sich wieder Vorwürfe machen und wenn du dann von dem Rollstuhl aufstehst und auf ihn zu rennst, wird er sich riesig freuen. Er wäre bestimmt noch glücklicher als wenn du ihm alles am Handy mitteilen würdest. Ich weiß in gewisser Weise, wäre es ihm gegenüber fies, aber stell dir mal vor wie unbeschreiblich glücklich und vor allem stolz er sein würde! Wie gefällt dir diese Idee?"

Wie konnte sie nur so schnell reden und nicht ein einziges Mal dazwischen Luft holen? Völlig erstaunt und grinsend starrte ich ihr in die Augen und antwortete: „Das ist der beste Einfall aller Zeiten."

Eleanor hob die Hand und ich schlug ein, bevor wir uns wieder dem Fernseher zuwandten. An diesem Tag, hatte ich meinen Mut und meinen Willen wieder zurückbekommen und ich konnte das Wiedersehen mit Harry gar nicht erwarten.

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A/N:

Das war mal ein extra langes Kapitel. :)

Melli <3

Melli <3

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