"Ja, ich will!" hauchte Hermine, die in einem wundervollen weißen Brautkleid mit feiner Spitze vor dem Altar stand.
Harry schaute sie sich von der Seite an. Sie sah bezaubernd aus. Harry hatte sie noch nie glücklicher gesehen als in diesem Augenblick. Sie strahlte und war sich scheinbar hundert Prozent sicher das Richtige zu tun. Hermine steckte nun den Ring an die Hand ihres Bräutigams, der dann ihren Schleier hob und sie küsste. Es war ein sehr langer Kuss und als Harry schon dachte, das sie niemals mehr aufhören würden, ließen sie von einander ab und drehten sich zu ihren Gästen um.
"Darf ich vorstellen", rief der Pfarrer aus, "Mr. und Mrs. Weasley!"
Die Kirche war erfüllt von Klatschen und Glückwünschen. Harry wollte als erster gratulieren. Er war Rons Trauzeuge und stand die ganze Zeit neben ihm. Er umarmte seinen Freund und klopfte ihm auf die Schulter.
"Jetzt hast du es endlich geschafft, mein Freund. Nach so vielen Jahren habt ihr doch endlich geheiratet!"
"Tja wer hätte das gedacht, das Ron sich doch noch traut mich zu fragen. Er war einfach zu schüchtern!" lachte Hermine, die sich zu ihnen umgedreht hatte.
"Ich habe nur nie den richtigen Zeitpunkt gefunden!" wehrte sich Ron gegen die Anschuldigung.
"Ach komm! Wir waren fünf Jahre zusammen und du sagst es gab keine Gelegenheit?"
"Nein, ich wollte nur einen besonderen Zeitpunkt abwarten, damit es wirklich schön wird!" entgegnete er seiner Frau und gab ihr einen Kuss. Harry schaute dezent weg. Dabei traf er Ginnys Blick, woraufhin er lieber den Boden anschaute. Während Ron und Hermine sich immer näher gekommen waren, hegte Harry nun schon seit der sechsten Klasse tiefe Gefühle für Ginny. Allerdings hatte sich ihm niemals die Gelegenheit geboten, sie darauf anzusprechen, oder in seinen starken Armen zu beschützen, wie es Ron bei Hermine getan hatte. Es kam ihm kindisch vor, so für sie zu schwärmen, aber er konnte nichts dagegen tun.
Das Brautpaar hatte sich wieder von einander gelöst und schritten nun den Mittelgang entlang, raus aus der Kirche, wo eine Kutsche auf sie wartete. Diese sollte sie zur Festhalle bringen, wo die Feier stattfand. Harry ging hinterher und stieß beinahe mit Ginny zusammen, die als erste Brautjungfer auf der anderen Seite des Paars gestanden hatte.
"Schöne Hochzeit, oder?" fragte ihn Ginny. Er nickte nur und sah sie verzaubert an. Selbst in diesem orangenen Kleid sah sie betörend aus.
"Du siehst toll aus!" sagte Ginny. "Anzug steht dir."
"Danke!" Harry wurde rot. "Du auch, in deinem Kleid!" lachte er und sie gingen raus, gefolgt von den beiden Familien.
"Wenn ich mal heirate", erzählte Ginny verträumt, "will ich eine ganz kleine Feier."
"Da stimme ich dir wirklich zu. Dieser ganze Aufwand.... das ist nichts für mich! Ich fand die Hochzeit von Neville und Luna letztes Jahr schön. Haben die beiden sich eigentlich mal wieder bei dir gemeldet?"
"Oh ja! Sie haben eine Karte aus Bulgarien geschickt! Neville hatte sich mit einem Drachen angelegt und sich stark verbrannt!" lachte Ginny und trat aus der Kirche.
"Wir sehen uns gleich", sagte Harry und stieg in seinen Wagen.
Heute durfte er nicht apparieren, das hatte Hermine sich gewünscht. Scheinbar wollte sie, dass es für ihre Familie eine ganz normale Hochzeit würde und keiner in Ohnmacht fiel. Harry fuhr langsam, da er noch nicht sehr viel Fahrpraxis hatte. Als er ankam war er einer der Letzten und musste sich einen Parkplatz weit entfernt suchen.
Eine riesige Lärmwolke schwang ihm entgegen als er die Tür zum Festraum öffnete. Er durchquerte den Raum und begrüßte hier und da Leute. Überall saßen Pärchen: Lupin und Tonks, Hagrid und Madame Maxime, Lavender Brown und ihr Mann, Cormac McLaggen und seine Frau Parvati, Bill und Fleur zusammen mit ihren Kindern Greg, Luc und Caroline, Rons Eltern, Hermines Eltern und natürlich Hermine und Ron. Sie saßen am Kopf einer gewaltigen Tafel. Neben ihnen ihre Eltern und dann die Verwandten. Harry saß auf Rons Seite, wo die Freunde untergebracht waren. Ginny saß zusammen mit ihrem neuen Freund, dessen Namen sich keiner merken konnte, neben ihm. Harry konnte einen Streit mithören, was ihn in eine gut Laune versetzte. Dann stand Ron auf, sagte einen Trinkspruch und küsste Hermine. Die Pärchen um Harry herum taten es ihm nach und knutschten wie wild. Ron hob Hermines Kopf an und flüsterte leise: " Ich liebe dich so sehr!"
"Ich dich auch", antwortete Hermine in einem noch leiseren Flüsterton und küsste ihn innig. "Ich habe es getan, seit ich dir das erste Mal in die Augen gesehen habe."
Harry blickte sich um, alle küssten sich. Bis auf ihn und die Kinder. Er fühlte sich ausgeschlossen. Er war doch einundzwanzig und nicht zwölf, dachte er, oder? Irgendwie kam es ihm vor als ob irgendetwas nicht stimmte. Hatte er die letzten fünf Jahre geschlafen oder warum fühlte er sich so zurückgeblieben? Das war es, ihn durchzuckte ein Geistesblitz, er träumte! Schnell kniff er die Augen so fest zusammen, das es weh tat. Dann riss er sie schlagartig wieder auseinander.Harry schreckte auf. Um ihn herum war es dunkel. Er sah auf die Uhr, die er immer noch am Handgelenk trug. Es war drei Uhr morgens. Was war das nur für ein Traum gewesen? Harry hatte sich nicht mehr so überwältigt von seinen Träumen gefühlt, seit Voldemort ihn beeinflusst hatte. Egal auf welche Seite er sich drehte, er konnte einfach nicht mehr einschlafen. Immer wieder sah er Ron und Hermine, wie sie sich küssten und er allein da stand. Er schlug seinen Kopf in sein Kissen. Dann lauschte er. Hatte er nicht gerade ein Schluchzen gehört? Harry richtete sich auf. Im Schein des Mondes erkannte er eine Silhouette.
"Ron?" fragte er und machte Licht. Sein Freund stand vor dem Fenster und weinte. Er drehte sich um und versuchte noch sich die Tränen aus dem Gesicht zu streichen.
"Oh verdammt! Warum schläfst du nicht?" fragte der aufgelöste Ron. Harry war es furchtbar unangenehm. Er hatte Ron nicht bloßstellen wollen, er konnte aber auch nicht einfach wegsehen.
"Was hast du?" fragte er Ron, obwohl er die Antwort bereits zu gut kannte. Nach diesem Traum, dachte er, könne ihn aber auch nichts mehr überraschen.
"Es ist... nichts!" log er und Harry sah ihn durchdringend an.
"... bist du sicher?" Es entstand eine merkwürdige Pause.
"...Verdammt. Verdammt. Verdammt! Ich bin verdammt noch mal so ein
verdammter Trottel!"
Harry wollte ihm widersprechen, doch Ron brachte ihn zum schweigen.
"Jetzt sag mir nicht, das wäre neu für dich. Du hast doch gesehen, wie verdammt idiotisch ich mich aufgeführt habe. Natürlich, Mum fand's lustig! Aber... ach verdammt", schrie er und schmiss sich resigniert aufs Bett.
"Darf ich raten? Es geht um Hermine?" fragte Harry, obwohl er sich sicher war, das es so stimmte.
"Ja", war Rons tonlose Antwort darauf.
"Dann hast du Recht. Du hast dich wirklich aufgeführt wie ein Trottel. Aber...", er kassierte einen bösen Blick, "...jeder hat gemerkt, worum es dir ging! Ihr benehmt euch ja fast wie ein altes Ehepaar!"
Ron sackte noch tiefer in seine Federn. "Dann macht es ja gar keinen Sinn damit überhaupt was anzufangen!" Ron wirkte entschlossen und machte das Licht wieder aus. "Gute Nacht Harry!"
Harry hörte Ron noch murmeln und sein Bett ächzen, doch dann schlief er ein und wurde von weiteren Träumen verschont.
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Das Fest der Liebe
FanfictionWeihnachtsferien in Harrys sechstem Schuljahr. Irgendwie sollten diese Ferien besonders emotional und voll von Liebe werden! Es heißt ja nicht umsonst: "Das Fest der Liebe!" Eine ältere Geschichte, geschrieben 2006/2007. Aber ich liebe sie immernoch...