Krume Hoffnungen

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Es wurde später und Molly hatte die Küche in Beschlag genommen. Sehr zu Harrys Missgefallen war Ginny hochgegangen um sich anzuziehen. Harry stand zuerst hilflos in der Diele herum, beschloss dann aber Fred besuchen zu gehen, der ja ebenfalls allein sein musste. Langsam zog er zog sich die Stufen herauf. Er musste sich zwingen nicht automatisch auf Ginnys Zimmertür zuzugehen und klopfte bei Fred. Erst kam keine Antwort, aber als er nochmal klopfte hörte er ein rascheln und dann schnelle Schritte zur Tür. Ein Schlüssel wurde umgedreht und ein völlig zerzauster Fred öffnete die Tür.
"Hey Harry! Was ist denn?" fragte er überrascht. Als Harry ihm sagte dass er nur ein wenig Gesellschaft suchte, grinste Fred und trat etwas aus dem Türspalt heraus.
"Tut mir Leid das ist jetzt grade ein bisschen schlecht. Ich ... ähm ich habe Besuch. Ach ja und kannst du Mum sagen das ich auch nicht zum Mittagessen komme, und überleg dir ne Ausrede für George. Danke." Mit diesen Worten schlug er die Tür zu.
Harry hatte allerdings genug gesehen. Fred völlig zerzaust und nur in seiner Unterhose, und auf seinem Bett das Mädchen das Harry schon einmal in Fred und Georges Laden gesehen hatte. Wie hieß sie denn nochmal? Harry stand vor der Tür und überlegte.
"Melinda!" beantwortete Freds stöhnen seine Frage. Leicht entsetzt trottete Harry Stufen Richtung Küche herunter, nur um gleich darauf kehrt zu machen und hoch in Ron und sein Zimmer zu laufen. Kraftlos stieß er die Tür auf und betrat den halb dunklen Raum. Der Schnee vor den Fenstern schluckte das schwache Tageslicht und so konnte Harry nur wage die Gestalt von Ron erkennen. Dieser saß zusammen gesackt und mit leicht verbittertem Gesichtsausdruck auf seinem Bett und warf einer Eule kleine Brotstückchen zu.
"Na Kumpel! Was ist mit dir?" Harry versuchte nicht allzu neugierig zu klingen, was ihm allerdings nicht wirklich gelang.
"Ohh. Gar nichts." antwortete Ron, doch seine Stimme hob sich in einem übertrieben überzeugenden Ton.
"Mit mir ist überhaupt nichts!" setzte er hinterher. "Ich füttere nur ein wenig diese Eule."
Harry starrte ihn erstaunt an. Dann setzte er sich neben ihn und betrachtete den Vogel. Sein Gesicht fror ein, als er den großen Eulerich erkannte.
"Ja weißt du Harry," Ron redete immer noch in einem viel zu übertriebenen Ton,
"Krum" er machte eine dramatische Pause und Harry fiel fast von der Bettkante, "Krum hat seine Eule nochmal zu Hermine geschickt, weil er das erste Mal keine Antwort erhalten hat."
Ron sah ihn etwas pikiert an und beachtete Harrys beinahe Sturz überhaupt nicht.
"Du.. du weißt das die von Krum ist?!" Harry deutete auf die Eule die er als Kasimir erkannt hatte.
"Ja natürlich! Ich hab doch den Absender gesehen!" Er hob einen Umschlag aus blau-schimmernden Pergament hoch, der noch original versiegelt war. Ron hatte offenbar seine Neugier unterdrückt und das Briefgeheimnis gewahrt. Harry kam sich etwas schäbig vor, weil er es nicht geschafft hatte. Der Brief, fiel es Harry wie Schuppen aus den Augen, er musste den Brief ja noch Hermine geben.
"Aber, " Harry war plötzlich verdutzt, "woher weißt du dann dass er schon einen Brief geschrieben hat und noch keine Antwort hat?"
Ron sah ihn mit einem blöden grinsen an und hielt ihm dann den Umschlag unter die Nase.
"Von Viktor Krum. Das ist der zweite Brief für Hermine Granger, antworte diesmal bitte. Schnell!" las Harry den Absender und konnte sich ein dummes grinsen nicht verkneifen. Doch er wusste das Hermine Krum nicht ignorierte sondern das sie seine Weihnachtsgrüße und die Ankündigung auf ihr 'Geschenk' nie erhalten hatte. Aber wie konnte Ron da nur so ruhig sitzen und Krums Eule füttern? Das fragte er seinen Freund auch. Ron lachte darauf hin, und sein Lachen klang weder gespielt noch wehleidig.
"Ja du hast Recht. Zuerst war ich sauer, aber...! Guck mal er hat ihr schon mal einen Brief geschrieben und sie hat nicht geantwortet. Er scheint ja richtig verzweifelt zu sein." Ron kicherte, was Harry etwas Angst machte.
"Die arme Kleine! Dieser Gorilla bedrängt sie und versteht nicht dass sie eigentlich nichts mehr von ihm will. Ich bezweifele ja das sie ihn je gut fand aber...ich meine wenn der mir nochmal unter die Augen kommt, dann...! Ich würde es ihm nicht raten. Sie antwortet nicht, weil sie Angst hat ihm zu sagen dass sie jetzt jemand besseren hat und er sich verkrümeln sollte." Ron kicherte nochmal und bemerkte Harrys zuckende Augenlider nicht.
"Hehe.. ähm.. ja Ron du hast voll und ganz Recht! Hehehe! Ich bin ganz deiner Meinung." Harrys Stimme kratzte hart an zu hohen Tönen, als er sprach und sein Lachen wirkte mehr als künstlich. Mit ein bisschen verbliebener Stimme und dem Einsatz von Händen und Füßen machte er Ron klar das er mal kurz runter gehen musste und stürmte dann raus aus dem Zimmer, das ihm inzwischen so erstickend vorkam.Er lehnte sich an die Tür an und atmete tief durch.
"Hallo Harry! Ist Ron da drin?" Harry fiel vor Schreck um.
"He.. Herm.. Hermine! Ja! äh, nein, äh! Ich meine..." Harry klappte seinen Mund zu und ließ sich von Hermine aufhelfen. Auf ihren fragenden Blick hin, nahm er sie am Arm und zog sie die Treppe runter, weg von Rons Zimmer.
"Hermine. Gestern ist Post für dich gekommen. Und heute auch!" fügte er hinzu. Sie betraten die Küche und Harry lief Schnurstraks auf den Schrank mit der Schublade zu, in der er den Brief versteckt hatte.
"Ich habe gestern eine Eule für dich in Empfang genommen. Ähm ich habe den Brief leider auch ein bisschen gelesen. Es tut mir leid." Mit einem erleichterten Gewissen drückte er Hermine den Umschlag in die Hand und sah zu wie sie eine Seite nach der anderen las und wie von Wort zu Wort ihr grinsen breiter wurde. Als sie zum Ende gekommen war, faltete sie jede Seite erst fein säuberlich zurück in den Umschlag und hüpfte dann wie ein Flummi um Harry herum. Dabei summte sie irgendeinen Sprachgesang. Harry nutzte die Zeit in der Hermine nicht ansprechbar war und rannte hoch um Ron davon zu überzeugen ihm den zweiten Brief zu geben. Erschöpft von all dieser Aufregung trottete er wieder zurück in die Küche. Hermine saß auf einem Küchenstuhl und las sich einzelne Stellen des Briefes noch einmal durch. Harry klatschte ihr den wesentlich dünneren Umschlag auf den Tisch und setzte sich dann neben sie. Auch bei diesem Brief zog sich ein breites Lächeln über Hermines Wangen und sie begann dies Mal durch die Küche zu tänzeln. Harry wunderte sich.
"Hermine!" Keine Reaktion. Das Mädchen tänzelte weiterdurch den Raum und begann jetzt auch noch zu singen. Was würde Ron wohl sagen wenn er die Reaktion seiner Freundin sah? Harry versuchte weiter Hermine auf sich aufmerksam zu machen.
"HERMINE!" schrie er letztendlich. Entsetzt drehte sie sich um.
"Was?" Harry starrte sie ebenso entsetzt an. "Ron?!" "Ja was ist mit Ron? Ich meine was soll mit ihm sein? ..." Dann verstummte sie.
"Also soweit ich das weiß seid ihr doch zusammen! Ron ist also dein Freund, und ich will gar nicht wissen was mit ihm sein wird wenn er das erfährt!" Hermine blickte ihn verständnislos an. Dann schloss sie die Augen und seufzte tief.
"Ach Harry muss das denn sein? Muss ich Ron den wirklich davon erzählen? Ich meine ich sehe Krum doch nur so selten, da brauch ich doch nicht mit ihm Schluss machen. Ich kann doch beide haben." Harry war sprachlos. Niemals hätte er von so einem schlauen Mädchen wie Hermine eine so dumme Bemerkung erwartet. Das konnte nie und nimmer ihr ernst sein, dachte Harry. Sie musste scherzen. Doch egal wie fragend Harry sie anguckte, Hermine begann nicht zu lachen und wurde nicht mal rot.
"Hermine!" rief Harry schließlich aus. "Ist dir klar was du da eben gesagt hast? Du kommst mir vor wie ein völlig anderer Mensch!" Harry schüttelte den Kopf. "Du musst doch wissen wer dir wichtiger ist. Denn eins ist klar: wenn du das machst kannst du Ron vergessen! Und mich auch ich bin schließlich sein bester Freund und werde dich bei sowas nicht unterstützen!" Hermine starrte ihn verwundert an. Harry wartete darauf das Geräusch eines anspringenden Gehirns zu hören, aber es kam keine Reaktion. Resigniert stand er auf und ging zur Tür.
"Harry!" Hermine war aufgesprungen. Ihre Augen waren plötzlich gerötet und ihre Stimme klang zittrig. "Harry warte! Du.. du hast ja Recht." Sie machte eine Pause und sah dabei zu wie Harry wieder zurück auf den Stuhl glitt.
"Aber trotz allem wird Viktor herkommen. Und wenn ich ihn dann sehe weiß ich was das richtige ist." Ihre Stimme wirkte wesentlich bestimmter und sie hatte ein funkeln in den Augen als würde sie kurz vor einer schweren Prüfung stehen. Harry seufzte. "Mach das wie du meinst Hermine. Es ist deine Entscheidung." Hermine wirkte als wollte sie noch etwas sagen, als die Tür aufschwang und Molly fröhlich hinein stürmte.
"Na Kinder was tut ihr hier? Schmiedet ihr Verschwörungspläne?" Hermine wirkte überrumpelt und klappte ihren Mund wieder zu. Harry überlegte kurz und versuchte dann ihr durch Körpersprache klar zu machen dass sie um Erlaubnis für Krums Besuch bitten sollte. Aber Hermine schien sich zu weigern ihn zu verstehen.
"Molly!" ergriff schließlich er das Wort. "Ich.. nein Hermine hat eine Bitte. Sie bekommt Morgen so was wie... Besuch. Kann er ein paar Tage hier bleiben? Ich meine natürlich nur wenn es keine Umstände macht. Sonst kann sie ihm auch absagen!" Letztes sagte er betont deutlich, doch Hermine bemerkte es nicht.
"Nein!" schrie Molly entsetzt und Harry machte sich schon Hoffnungen dass ihnen nun doch dieser Ärger mit Krum erspart bleiben würde.
"Natürlich wird Hermine nicht absagen!" Harry sackte zusammen. "Ich liebe Gäste. Und Platz haben wir jetzt ja auch wieder genug. Wer ist es denn? Er kann dann in Bills Zimmer. Die beiden sind ja gestern nach Frankreich gereist. Fleur bestand ja darauf ihre Eltern zu besuchen." Molly schien etwas angeschlagen zu sein, doch in ihrer Stimme hörte Harry Verständnis.
"Oh es ist jemand ganz berühmtes! Viktor Krum, der berühmte Quidditchspieler von der bulgarischen National Mannschaft." Harry ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen und beobachtete die beiden Frauen ganz genau. Hermine wirkte etwas schockiert über diese Beschreibung, und Molly war völlig verzückt.
"Oh da werden sich die Jungs aber freuen! Arthur ist doch so vernarrt in dieses Spiel. Ist er denn ein guter Freund von dir Hermine?"

Das Fest der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt