10. Dezember- Eisblaue Augen

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Ich schrecke hoch durch laute Geräusche und unheimliches Geschrei. Was ist passiert? Vermutlich bin ich eingeschlafen. Langsam stehe ich auf und kneife die Augen zusammen. Draussen ist es schon deutlich dunkler als zuvor. Erschrocken zucke ich zusammen, als ein heller Schrei die Stille durchbricht. Schnell ziehe ich mir die Jacke an und trete vorsichtig nach draussen. Sofort fröstle ich. Kühler Wind weht und es schneit noch immer. Obwohl es noch nicht so dunkel ist, da erst Nachmittag ist, sehe ich fast nichts durch das Schneegestöber. Schützend halte ich mir die Hand vor die Augen und blicke mich suchend umher. Wieder ertönt ein Schrei ganz in der Nähe, worauf ich zusammen zucke und plötzlich den kalten Schnee unter mir spüre, als etwas gegen mich knallt. Mühsam drehe ich mich auf die Seite und stöhne unter Schmerzen auf. Doch als ich mich umdrehe ist nichts mehr zu sehen. Was war das bloss? Ich stehe wieder auf und knie mich hinter einen Baum. Irgendetwas ist da draussen, was mir wirklich Angst macht. Doch, was mir wirklich Sorgen bereitet ist, dass Noah immer noch nicht aufgetaucht ist. Erneut höre ich ein Kreischen, allerdings weiter entfernt als vorhin. Vorsichtig blicke ich hinter dem Baum hervor und sehe gerade noch, wie eine Gestalt an mir vorbei huscht. Sie wirkt wie eine Person, normaler Körperbau und bewegt sich wie ein Mensch, doch sie hat ein komisches Gewand an und ist viel schneller, fast wie ein Geist. Plötzlich dreht sie sich um, worauf ich mich erschrocken ducke. Etwas Blaues erleuchtet die Dunkelheit. Es sind die Augen, leuchtende Augen. Kalte, eisblaue Augen. Kurz kreische ich auf, als mich etwas weg zieht und versuche mich sofort zu befreien, als jemand mich fest hält. "Shh, ich bins.", raunt mir eine vertraute Stimme ins Ohr. Ich entspanne mich etwas und lasse mich mitziehen. Hinter einem grossen Felsen setzen Noah und ich uns hin. "Wir müssen weg.", meint er schwer atmend. "Ja ich weiss", erwidere ich. Bevor wir los laufen können, greifen zwei Hände nach mir und schleudern mich zu Boden. Wieder diese eisblauen Augen, die sich plötzlich Noah zu wenden. Die Gestalt packt ihn und will ihn fest halten, worauf dieser sich mit aller Kraft wehrt. Angst kommt in mir auf. Doch nicht wegen mir, sondern wegen Noah. Dieser befindet sich immer noch in den Fängen des Gestalt. Ohne zu überlegen werfe ich mich der Gestalt auf den Rücken, welche so überrascht ist, dass sie den Griff um Noah für einen kurzen Moment lang löst. Bevor ich irgendetwas tun kann, werde ich erneut zu Boden geschleudert und bleibe einen Moment lang liegen. Meine Schulter schmerzt und ich kann kaum noch atmen. Eine Hand zieht mich hoch, worauf ich schliesslich anfange zu rennen. "Weg hier", höre ich Noahs Stimme an meinem Ohr, was mich veranlasst noch schneller zu laufen. Das Schreien der Gestalt hallt in meinen Ohren wieder, als wir durch den dunklen Wald rennen. Zum Glück kennt Noah den Weg, denn ich habe gar keine Orientierung. Ich spüre wie kalte Hände nach mir greifen und umfasse Noahs Hand noch fester. Die Höhle ist bereits in Sicht. Meine Beine schmerzen und ich habe unglaubliche Angst. Auch bei Noah ist die Angst beinahe spürbar. Als ich mich schon fast in Sicherheit wiege und mich bereits im Schlafsack liegen sehe, stolpere ich und falle der Länge nach hin. Meine Hand rutscht aus Noahs und stattdessen spüre ich kalte Hände an meinem Arm. Ich werde zurück gerissen und knalle gegen die Felswand. Sterne tanzen vor meinen Augen und ich blicke ein letztes Mal in Noahs braune Augen, als alles schwarz wird. 

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