Blumenjunge [ Yoonmin ]

You

Ich sah ihm zu, wie er seelenruhig im Schneidersitz auf einer der morschen Holzbänke saß und sorgenlos seine Musik hörte. Mit geschlossenen Augen ließ er seinen Fuß passend zum Takt wippen.
Neben ihm lag sein kleines Skizzenbuch.
Noch nie habe ich hinein geschaut, wie auch? Schließlich weiß er nichtmal, dass jemand wie ich existiert.

Je länger man ihn beobachtet, desto schöner wirkt er.

Man entdeckt Sachen, die einem normalen Menschen nie aufgefallen wären.
Mir sind sie aufgefallen, denn ich bin nicht normal.

Mein Name ist Park Jimin und schon seit siebzehn Jahren lebt eine Blume in meiner rechten Lungenhälfte.
Von meinem Hanahaki Syndrom habe ich in meiner Kindheit nicht viel mitbekommen. Natürlich wunderte ich mich, als ich bei einer einfachen Erkältung im Gegensatz zu anderen Kindern vereinzelt Blüten hustete, doch so stark wir vor ungefähr drei Wochen passierte dies noch nie.

Seitdem der ein Jahr ältere Min Yoongi auf unserer Schule ist verspüre ich öfters den Drang den Blüten Freiheit zu schenken.
Allerdings verdrücke ich es mir schmerzhaft, denn es ist mir unangenehm und die Reaktion der anderen Mitschüler fürchtet mich zu Tode.

Sie würden mich für einen Freak halten.
Wenn sie das nicht jetzt auch schon tun.

Genau wie Yoongi bin ich ein Einzelgänger.
Ich brauche die Nähe anderer Menschen nicht und lehne sie lieber ab, wenn sie mir angeboten wird.
Schon während meiner Kindheit habe ich gelernt für mich selber zuständig zu sein, denn ohne Eltern ist das, das einzige was du tun kannst.

Sein Gesicht war so wunderschön.
Ich konnte nicht länger hinschauen, es tat weh.

Plötzlich spürte ich, wie sich meine Brust stark zusammenschnürte. Jeder Atemzug fühlte sich wie auf Knopfdruck unheimlich schwer an und meine Kehle kratzte höllisch.
Ich schluckte und es tat so unheimlich weh, denn meine Gurgel war Steintrocken und mein Speichel fühlte sich wie brennender Alkohol an.

Der hochkommende Druck machte sich streng bemerkbar, weshalb ich meine Hand dicht vor meine Lippen presste.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass Yoongi's Blick auf mir klebte.

Darauf folgte ein unbezwingbarer Huster.

Wie ein Kleinkind verzog ich mein Gesicht vor Schmerz, denn er war unerträglich. Als ob man dir einen Dornzweig durch die Kehle zieht und die kleinen spitzen Dornstacheln deinen Hals versähen.
Der Schmerz dauerte ewig.
Dann hörte er auf.

Meine Hand fühlten sich feucht an und ehe ich mich versah klebten einzelne Blütenblätter auf meiner ausgestreckten Handfläche.
Panisch ballte ich sie zu einer Faust und schaute mich um.

Yoongi starrte mich an.