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Ich ließ mich so wie immer auf den Treppenstufen zu Boden sacken und legte meinen schweren Kopf in den Nacken. Die Beine stemmte ich auf den kalten Stein und benutze sie als Armablage.

Kurz darauf hörte ich Yoongi's raue, tiefe Stimme vom Tag zuvor.

„Darf ich?" ,fragte er und deutete mit seinem Finger auf den leeren Platz neben mir.
Völlig überfordert kramte ich all mein herum liegendes Zeug zusammen und faselte nervös unvollständige Dinge, die vielleicht mit viel Fantasie einen gescheiten Satz ergeben hätten.

Daraufhin grinste er in seinen Mantel hinein.

„Hab was herausgefunden." ,sagte Yoongi und wedelte mit einem abgeblätterten Taschenbuch. Danach setzte er sich stumpf neben mich und versank in den Buchseiten.
Ich beobachtete den Älteren, wie er mit seinen kleinen, dunkel braunen Augen über die Sätze fuhr, wie er ganz leicht seinen Mund dabei öffnete und jedes Wort leise mit laß.

Wieder spürte ich ein dumpfes Ziepen in meiner Lungenhälfte.

„Hanahaki Syndrom sagtest du, stimmts?"
Ich nickte unsicher.

„Ich war extra in der Bücherei." ,lächelte er verlegen. „Das mach ich nicht oft, weisst du. Aber du hast mir wirklich keine Ruhe gelassen." ,grinste er in sein Taschenbuch.

Meine Kehle kratzte so sehr, dass ich mich kaum traute zu sprechen.

„Ist es wahr, dass eine Blume in deiner Lunge blüht?" ,fragte er zögernd und ich konnte fühlen, wie das Blut in meine Wangen schoss.
„J-ja" ,stotterte ich nervös und bemerkte dabei den ekeligen Gefühlskloß in meinem Hals.

„Ich habe gelesen, dass sie durch einseitige Liebe entsteht. Wie geht das?"
Und noch bevor ich Yoongi gescheit antworten konnte begann ich heftig zu husten.
Diesmal hielt ich meinen Mund geschlossen und spürte die feuchten Blütenblätter in meiner Gurgel hochkommen.

Scham Tränen bildeten sich in meinen zusammengepressten Augen.
Meine Lunge stach und pochte so sehr.
Warum konnte es nicht einfach aufhören?

„Nimm das!" ,sagte Yoongi mit angsterfülltem Blick und drückte mir ein frisches Taschentuch in die Hand.

Er war ein Engel.

„Tut es sehr weh?" ,fragte er besorgt nachdem ich das blutverschmierte Tuch zusammen knüllte. Wieder nickte ich etwas unsicher.
Lange herrschte eine unangenehme Stille, bis er diese schließlich unterbrach:
„Wer ist das Mädchen, weswegen du diesen ganzen Scheiß durchmachen musst?" ,fragte er streng.
Yoongi hatte das Buch zusammen geklappt und durchbohrte mich mit einem monotonen Blick.

Sein Blick ließ mich nervös werden.
Und ich hätte schwören können, dass sich meine Luftröhre in diesem Moment zusammengeschnürt hatte.

„E-es ist kein Mädchen." ,zögerte ich ängstlich.

Dabei konnte ich ihn nichtmal ansehen, ohne ihm all meinen Frust direkt ins Gesicht zu kotzen.

Seine monotone Mimik verschwand wie auf Knopfdruck und auf seinen Lippen bildete sich ein warmes Lächeln, dass mir innerliche Ruhe schenkte.

„Du wirst immer interessanter. Blumenjunge."

Blumenjunge [ Yoonmin ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt