Ein scheinbar normales Video.
Eine entspannte Runde unter Freunden.
Auf dem Glastisch unzählige Alkoholflaschen und im Hintergrund spielt Musik.
Namjoon schwingt die Kamera herum und neben ihm sitzt, ich glaube es ist Taehyung.
Daneben ein braunhaariger Junge, vermutlich etwas jünger als ich, nuckelt an seinem roten Plastikbecher. Ich bin mir sicher, dass sein Name Jeongguk lautet.Und dann, genau gegenüber zwei Jungs.
Einer im schwarzen Hoodie, der andere im Tshirt. Küssend auf dem Sofa.Augenblicklich bildete sich ein Gefühlskloß in meiner Kehle. Mein Bauch zog sich krampfhaft zusammen und mir wurde total übel. Gleichzeitig bemerkte ich meine Schweißnassen Hände, die sich wie Tonnenschwere Steine anfühlten.
Zig Male wiederholte ich das Video, bis ich mir hundertprozentig sicher war, dass es Yoongi war, der sich an seinem Sitznachbar zu schaffen machte.Es war nicht möglich diese überrumpelnde Situation direkt zu realisieren. Wie bei einem Unfall setzte der Schmerzgedanke, auch bei mir, erst einige Minuten später ein.
Und zwar doppelt so stark.Noch vor wenigen Stunden habe ich den Namen meines Freundes gestöhnt, jetzt küsst er irgendwelche fremden Jungs auf irgendwelchen fremden Partys.
Zeitgleich mit diesem herzbrechenden Gedanke fiel das Schloss mit lautem Krach in die Tür und ich hörte jemanden panisch die Treppe hoch stolpern. Es war Yoongi.
Völlig erstarrt stach ich mit meinen hellen Augen in seine Kontrast dunklen.
Diesmal versank ich nicht in ihnen. Zu meinem Bedauern, denn alles was ich wollte, war zu versinken, einfach weg zu sein.
„W-was sollte das?" ,kam es zögerlich aus mir.
Yoongi schnaufte hörbar aus. Der Alkohol hatte ihn schrecklich müde aussehen lassen.„Scheiße man." Er rieb sich den Kopf.
„Von dem Snap hatte ich keine Ahnung. Er war schon hochgeladen worden, als Namjoon ihn mir gezeigt hat. I-ich hab mich dann sofort hierher gemacht."Mein Herz blutete.
Bloße Leere füllte meinen pulsierenden Körper, während meine Lippen begannen zu zittern und es immer schmerzhafter wurde die Tränen zu unterdrücken. Der Hintergedanke, dass zwischen den beiden mehr gewesen sein könnte, war noch unerträglicher, als der Kuss selbst.„Ich bin so ein dämliches, untreues Arschloch. Und auch wenn ich den Alkohol dafür verantwortlich machen kann, ich habe es dermaßen übertrieben. Es tut mir so leid." ,gestand er kühl und ich fasste nicht, wie es möglich war so viel Ruhe zu bewahren.
Ich nickte zum Verständnis und innerlich brach meine kleine Welt zusammen, die ich aus Hoffnung mit viel Liebe aufgebaut hatte.„W-wir haben alle etwas zu viel getrunken, du weisst, dass solche Sachen passieren können." ,redete er dann hibbelig auf mich ein, doch ich fühlte mich elendig um ihm zu widersprechen. Mein Herz brannte förmlich von seinen Worten.
„Ich möchte jetzt gehen."
Den flehenden Klang meiner Stimme konnte ich nicht im geringsten leiden.Dann zeigte Yoongi Schwäche. Entlang seiner Pfirsich farbenden Wange floss eine ruhige, kleine Träne. Sie floss einfach drauf los, ins Unbewusste hinein und ganz ohne Angst ihr Ende nicht zu kennen.
So frei und Sorgenlos.„Es tut mir so unendlich leid." ,winselte er versteckt hinter seinen Händen. Sie zitterten.
Doch wo Trauer, Unverständnis, Wut und Enttäuschung hätten sein sollen befand sich nun pure Leere. Nichtmal ein Hauch von Emotionen stieg in mir auf.„Es hat mir nichts bedeutet. Er hat mir nichts bedeutet. Da war gar nichts. Nicht ein kleines Empfinden, Jimin."
Niemals hätte ich gedacht, dass eine so kleine Geste, die Kraft hat mein Herz in zwei zu brechen.
Aber diese kleine Geste bewegte Welten in mir.Die Person, die mir wichtiger war, als mein eigenes Leben, rammte mir ein Messer in den Rücken, holte mich von Wolke sieben zurück auf den Boden und ließ mich meine Rosa-rote Brille abnehmen.
„Jimin..." ,flüsterte er durch seine glasigen Augen. „I-ich liebe dich. Bitte, es tut mir so leid."
Entschlossen erhob ich mich.
Ich wollte nichts mehr sagen. Meine Tränen sprachen mehr als tausend Worte und wenn Yoongi selbst das nicht verstand, konnte ich ihm auch nicht mehr helfen.Ohne meinem Gegenüber einen einzigen Blick zu würdigen schob ich mich durch den schmalen Türrahmen.
Er flehte mich an zu bleiben. Mit Ansätzen versuchte er mich aufzuhalten. Aber weg wollte ich. Weg von diesem Ort und vor allem weg von ihm.„Wenn du gehst, nimm wenigstens meine Jacke. Es ist kalt. Bitte."
Yoongi reichte mir niedergeschlagen seinen bekannten, schwarzen Parker. Ein letztes Mal sah ich dabei in seine betrübten Augen. Sie bettelten um Vergebung.Ich wollte mich weigern diese Gutmachung seinerseits zu akzeptieren, doch schließlich riss ich ihm seine Jacke mürrisch aus den Händen und tauchte in die kühle Nachtluft.
Weg von allem.
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Blumenjunge [ Yoonmin ]
Fanfiction花吐き病 [hanahaki byou] Das Hanahaki Syndrom ist eine Erkrankung des menschlichen Systems, bei der, der Betroffenen Person während der Geburt durch einseitige Liebe eine Blume in der Lunge gewachsen ist. Der Patient hustet und erbricht unter Qual...