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KAPITEL EINS

Diary Entry.2
"Der erste Tag war am schwierigsten. Du saßest nur da und starrtest an die Wand. Dein Blick war so leer, dass es einem Angst machte. Aber wir dachten, das würde vergehen. Wir dachten, wir müssten uns keine Sorgen machen. Wir waren so dumm."

•••

ALS ICH ES ENDLICH BEMERKTE, war es, als würde ich auftauchen. Ich hatte die ganze Zeit unter Wasser gelebt, alle Geräusche um mich waren so dumpf, ergaben keinen Sinn. Das Rauschen in meinen Ohren war so präsent, dass ich nichts anderes wahr nahm. Mein Blick war verschwommen und das einzige, das in meinen Gedanken immer wieder auftauchte, war die Frage, wann mir endlich die Luft ausging. Ich schätze, es war der Moment, in dem mir gesagt wurde, warum du so littest.

Es tut weh, mich daran zu erinnern, weil mir bewusst wurde, dass ich der Grund für deine Schmerzen war.

In diesem Moment tauchte ich auf und die plötzlichen Geräusche schlugen auf mich ein und ließen mich taub werden. Es war der Moment, in dem ich nicht einmal mehr das Rauschen wahrnahm. Ich sah nur Farben und konnte sie nicht zuordnen, weil ich bisher nur das Blau des Wassers kannte. Und die Farbe deiner Augen.
Ich starrte nur an die Wand, genauso wie du. Und ich sah dein Gesicht; es war überall. Und dann kamen die Tränen und ich sah wieder nur das Blau des Wassers und es beruhigte mich in gewisser Weise, weil es mich an Früher erinnerte. Bevor ich in deinem Krankenzimmer saß und darauf wartete, dass die Operation endlich zu Ende war.

Und als Taeil mir auf die Schulter tippte und mir mitteilte, dass alles ohne Komplikationen verlaufen war, fiel mir ein Stein vom Herzen. Und doch blieb dieses Gewicht, das mir das Atmen erschwerte, aber mir blieb keine Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, weil das Quietschen der Türe mich aus meinen Überlegungen riss.

Und als die Krankenschwester dein Bett in den Raum schob, auf dem du friedlich schliefst, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Den Anderen fiel es jedoch nicht auf. Oder sie ignorierten es einfach, weil dennoch ein Lächeln mein Gesicht schmückte.
Ich nahm deine Hand und spielte mit deinen Fingern. Sie waren so leblos und trotzdem in irgendeiner Weise warm. Und ich schloss die Augen und dachte an die Zeiten, in denen wir vor dem Fernseher saßen, du meine Hand hieltest und wir gemeinsam lachten.

"Bei Freunden ist das normal. Dass sie sich an ihren Händen halten. Es gibt einem das Gefühl von Geborgenheit." Das hattest du mir einmal erzählt, als ich an deiner Zuneigung zweifelte. Und ich habe es hingenommen, weil ich es ja doch irgendwie genoss. Und ich habe mir keine Gedanken gemacht. Vielleicht war das in dem Moment unklug von mir, aber ich wollte unsere Freundschaft nicht hinterfragen, weil es ja doch das Einzige war, das mich hier hielt.

Danach ; ZikyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt