III

38 7 0
                                    

KAPITEL DREI

Diary Entry.4
"Manchmal höre ich ganz leise diese Stimme, die mir vorwirft, dass all das meine Schuld sei. Dass ich mich nicht selbst bemitleiden solle, da das alles dank mir geschehe.
Vielleicht hat sie ja recht. Immerhin hätte ich all das verhindern können, wäre ich mir meinen Gefühlen nur früher bewusst geworden.
Dann nennt man das wohl Karma, dass mich exakt das selbe plagt wie dich."

•••

ALS KIND HATTE ICH viel zu oft nach dem "Warum" gefragt. Und vielleicht hatte ich nicht viele Gedanken an die Antwort verschwendet, aber ich hatte immer bewundert, wie die Erwachsenen um mich herum immer eine Antwort wussten.
Und wie sie sich auskannten und wie überlegen sie sich fühlten, weil sie einem kleinen Kind die Wahrheit über die Welt erzählen konnten, obwohl ihnen bewusst hätte sein sollen, dass es gar keine Wahrheit gibt.
Und vielleicht hatte ich als Kind viel gelacht und vielleicht hatte ich auch über die Erwachsenen gelacht, weil sie tatsächlich dachten, sie wüssten alles besser.
Aber einer Sache war ich mir immer sicher: Ich hatte Anzeichen nicht einfach so ignoriert und ich hatte viel mehr Wert auf die Beobachtung gelegt.

Und umso älter ich wurde, umso mehr dachte ich nach und umso mehr hing ich in meinen Gedanken fest. Und umso mehr wurde ich zu den Erwachsenen, die mir alle so verblendet vorkamen.
Und dann verpasst man das Hier und Jetzt.
Ich sah nur meine eigenen vier Wände und ich sah nur meine eigenen Hände, die ununterbrochen etwas zu tun hatten und ich war in einer Trance gefangen. Ich war farbenblind, denn ich kannte nur das Blau des Wassers und die Farbe deiner Augen. Und ich war taub, denn ich hörte nur das Rauschen und die Schreie des Gewohnheitstiers in meinem Kopf. Und manchmal war da sogar die Stimme, die immer mir die Schuld gab und sie wollte nicht aufhören, mit dem Finger auf mich zu zeigen.

Aber stumm war ich nicht. Denn du liebtest meine Stimme und du saßt einfach nur da und starrtest auf meine Lippen und hingst an jedem Buchstaben, der diese verließ.
Und ich liebte es, Geschichten zu erzählen. Und manchmal handelten sie von der Liebe und manchmal vom Tod. Wobei die Liebe nur die Beziehung war und der Tod die Sünde. Und dann philosophierten wir stundenlang und irgendwann endete es darin, dass du an mich gelehnt einschliefst.
Und dann strich ich dir die Haare aus dem Gesicht und betrachtete deine weichen Gesichtszüge, bis sie sich vor Schmerzen verzogen.

Und ich konnte ja nicht ahnen, dass deine Luft langsam knapp wurde.

Danach ; ZikyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt