Am nächsten Morgen, nachdem ich aufgestanden war, streckte ich mich und dachte nochmal ganz genau über das nach, was mir gestern Abend widerfahren ist. Dieses Knacken und Schnauben hinter mir, das bilde ich mir mit Sicherheit nicht nur ein! Und diese vier Worte,... Sie gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Es fühlte sich so ermutigend, wartend und irgendwie einfach nur richtig an. Ich habe zwar keinen Schimmer wieso, doch diese Worte vermitteln mir Geborgenheit und es lag tiefe Sehnsucht in dieser Stimme. "Ich warte auf dich" zitierte ich ganz leise. Plötzlich verspürte ich eine so tiefe Sehnsucht, dass ich meine Hand auf meine Brust, über mein Herz, presste. Ich kannte dieses Gefühl noch nie. Ich war ein einfaches Mädchen, ein Mädchen, das ihre Eltern bei einem schrecklichen Autounfall verloren hatte, nachdem sie geboren war. Ich lebte seit dem bei meiner Großmutter doch wohin sollte ich denn nun? Meine Großmutter zog mich groß und ist immer so liebevoll mit mir umgegangen. Sie hatte immer Zeit und ich könnte mit ihr immer und über alles reden. Sie war die einzige Person, von der ich so etwas behaupten konnte. Mir quollen einzelne Perlen über die Wange. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich ihr nie gesagt wie wichtig sie mir war.
Jetzt konnte ich mir meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich hatte ihr nie gesagt, wie sehr ich sie liebte. Mir viel auf, dass ich keinerlei Freunde hatte und letztendlich ganz allein dastand. Wieso tat sie mir das bloß an? Sie hat mir versprochen immer für mich da zu sein, und wo war sie nun?!? Plötzlich verspürte ich Wut in mir. Wut auf meine Großmutter, die sich aber sofort auf Gott umschlug. Ich fragt mich, warum er sie mir nur weggenommen hat. Ich brauche sie doch! Doch jetzt konnte ich nichts mehr tun. Sie war einfach schon zu alt und jetzt vermutlich an einem besseren Ort als auf dieser ungerechten, schrecklichen Welt.
Ich spürte wie meine Tränen mit der Zeit weniger wurden. Immerhin war dieses schreckliche Ereignis schon vor 4 Wochen und ich vermutete, mich mit der Zeit damit abgefunden zu haben. Ich hatte beschlossen ein neues Leben anzufangen, alles hinter mir zu lassen und nach vorne zu blicken. Ich wollte nicht täglich in Selbstmitleid versinken und vor Trauer in Tränen ausbrechen.
Und so verließ ich mein Zuhause und lief weg.
Ich lief immer weiter bis mich meine Füße nicht mehr tragen konnten, oder besser gesagt, bis mich dieses blöde Etwas völlig außer Atem gebracht hat, nachdem es mich, gefühlte Stunden, verfolgte. Danach hatte ich mich verkrochen und mir einen Schlafplatz in dem Wald gesucht, der an das kleine Städtchen Feburu grenzte. Mittlerweile war ich schon 3 Wochen unterwegs und meine Füße schmerzten. Ich würde immer weiter laufen, bis ich den richtigen Ort gefunden hatte. Bis jetzt lief ich immer nur zwischen Städten und Dörfern herum. Doch wieso baue ich mir nicht einfach ein kleines Häuschen und verweile dann dort? Diese Idee zauberte mir sofort ein Lächeln ins Gesicht. Ich hatte vor, diesen Einfall in die Tat umzusetzen.
Ich stand von meinem selbstgebastelten "Bettchen", bestehend aus ein paar Tannenzweigen, Moos und Gras, auf und verspürte einen schmerzhaften Stich durch meinen ganzen Körper. Nachdem ich wieder auf mein Bett gefallen war, startete ich einen neuen Versuch. Ich richtete mich langsam, und diesmal viel behutsamer, auf. Wieder spürte ich einen gewaltigen Schmerz, der meinen ganzen Körper durchzog. "Verdammter Muskelkater!" beschwerte ich mich. Doch es war nicht das erste mal, dass ich mich in der Früh kaum aufrichten konnte. Nach 3 Wochen Durchreise hatten sich schon sämtliche Verspannungen angehäuft, welche schleunigst mal beseitigt werden sollten. "Der bringt mich noch um!" sagte ich vollständigkeitshalber. Doch erst da fiel mir auf, wie dämlich ich mir vorkam. Wie weit war ich schon gesunken? Ich führte hier Selbstgespräche?!?
Nachdem ich mich reichlich selbstbemitleidet hatte, beschloss ich weiter zu gehen, in der Hoffnung endlich einen richtigen Platz zu finden und dort erstmal ein Bett zu bauen. So führte ich nun meine Wanderung fort. Immer weiter geriet ich in das dunkle Gefecht der Bäume. Sie waren sehr eng beieinander und es verirrte sich kaum Licht durch die dichten Baumkronen. Es war etwas unheimlich, doch umzukehren, daran dachte ich gar nicht erst. Ich geriet immer weiter und weiter in das dunkle Baumgefecht und war mir mittlerweile sicher, dass die Nacht schon angebrochen war. Da würde ich wohl noch eine Nacht auf dem Boden verbringen...
Plötzlich erkannte ich spärliche Umrisse von einer kleinen Hütte. Großteils konnte ich kaum etwas sehen, aufgrund der dichten Bäume und den vielen Spinnweben, dass ich mir fast sicher war, ich hätte es mir nur eingebildet. Ich trat immer näher an das kleine Häuschen heran, bei dem ich mich nur von meinem Gefühl leiten ließ, da ich kaum etwas sehen konnte. Ich war mir plötzlich vollkommen sicher, dass dieses Häuschen existierte und ich in die richtige Richtung ging. Ich verließ mich völlig meinem Gefühl da es mittlerweile stockdunkel war, und ich kaum etwas erkennen konnte. Plötzlich stieß ich gegen irgendetwas hartes, wobei ich mir sicher war, in einen Baum gerannt zu sein. Ich konzentrierte mich genau auf das was vor mir stand und konnte nur schwach eine Mauer in dieser Dunkelheit erkennen. Ich war da. Es war wahrhaftig ein kleines Häuschen, doch woher konnte ich mir sicher sein, dass es nicht bewohnt ist? Komischerweise verspürte ich sofort ein Heimatsgefühl, wobei es mir ein Rätsel war, woher. Ich war noch nie hier, geschweige denn in einem so dichten Wald. Eine Flut von Gefühlen übermannte mich. Es machte mir auf eine komische Art und Weise Angst, da ich noch nie hier war und keine Ahnung hatte, woher plötzlich all diese Gefühle kamen. Was war wenn sich noch jemand in diesem Häuschen befindet? Könnte doch leicht möglich sein...
Um kein Risiko einzugehen, vor dem Besitzer des Hauses, womöglich in Schlafkleidung, zu stehen und dann zu bereuen, dieses Häuschen aufgesucht zu haben, beschloss ich noch eine Nacht draußen, auf dem Waldboden, zu schlafen. Es war schon sehr spät in der Nacht und vermutlich konnte ich so und so keine Äste oder Moos mehr zusammenklauben. Gott sei Dank war ich schon so müde, dass ich gleich nachdem ich mich auf dem Boden gelegt hatte, eingeschlafen war.
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Die Feneseijs
Teen Fiction17 Jahre und noch immer ungeküsst... Amelia, ein wunderhübsches Mädchen, und doch so von der Sozialenwelt ausgeschlossen. Mit einer tragischen Familiengeschichte beginnt sie ein neues Leben, hat jedoch keine Ahnung was auf sie zukommen würde. Bestim...