Ich drehte mich um und warf einen letzten Blick auf die beiden. Diesmal konnte ich sogar den Mann, der mich an den Füßen festgehalten hatte, erkennen. Marco. Mir wurde schlagartig klar, dass es der Mann war, der als erstes meine Wut zu spüren bekam.
Er war fast so groß wie Saladrin, etwa 1,90, und wie ich schon gesagt hatte, sehr stark. Ich wusste nicht wieso, doch am liebsten wäre ich zu ihm gelaufen. Das schlug ich mir jedoch schnell wieder aus dem Kopf, nachdem ich mir in Erinnerung rief, was gerade geschehen war und wie es wohl aussehen würde, wenn ich in die Arme eines Gegners flüchten würde.
Stattdessen verkroch ich mich in eine Ecke und sank keuchend auf den Boden. Ich hatte schreckliche Angst. Ich bemerkte, wie Marco einen letzten Blick auf mich warf. Seine wunderschönen blauen Augen... Ich war wie gefesselt. Jedoch konnte ich sehr viel Leid, Schmerz und Sehnsucht in ihnen vorfinden. Er sah traurig aus.
In meinen Augen bildeten sich ebenfalls Tränen. Ich konnte es nicht ertragen ihn so zu sehen (… ich hatte keeeeinen Schimmer wieso... -.-) und dann kamen auch noch die Ereignisse der letzten Minuten hinzu. Ich konnte nicht anders als bitter loszuheulen. Ich war zwar stolz auf mich, wie lange ich diese Tränen zurückhalten konnte doch nun mussten sie einfach raus. Ich zog meine Knie, dicht zu meinem Körper, an und schlung meine Hände um sie. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Knien und fing an still vor mich hinzuweinen.
Im Moment wollte ich einfach nur allein sein und einfach nur raus aus diesem ganzen Schlamassel. Nur blöd, dass ich im Moment einfach nicht allein war.
Ich hörte wie sich Saladrin auf mich zubewegte und sich schließlich neben mich setzte. Ich sah nicht auf, sondern weinte nur still vor mich hin. Meine Augen tief in meinen Knien vergraben, und er scheinbar nicht wusste, was er jetzt sagen oder tun sollte, verweilten wir in dieser Position einige Augenblicke, bis er schließlich das Wort ergriff.
„Es tut mir wirklich leid, doch wir dachten du seist ein Eindringling… Bitte nimm es meinen Leuten nicht übel. Sie taten nur ihre Pflicht. Du musst wissen, wir erwarten seit Jahren, wenn nicht schon seit Jahrhunderten, ein Mädchen und begannen mit der Zeit zu verzweifeln. Ich glaubte nicht, dass du es bist, da ich die Hoffnung schon längst aufgegeben hatten. Es tut mir wirklich leid und schon bald werden deine Fragen geklärt sein, die ich dir jedoch im Moment nicht verraten kann.
Ich möchte mich nochmals bei dir entschuldigen, es tut mir aufrichtig leid. Ab nun werden wir dich besser behandeln und du wirst dich sehr wohl bei uns fühlen. Wir werden dich einige Tage bei uns behalten. Wenn du danach wirklich noch Anderes vor hast, lassen wir dich gehen. Ach und…“ er machte eine kurze Pause bevor er weiter sprach: „Erfülle deine Bestimmung! „ fügte er noch ganz leise hinzu, sodass ich es kaum verstehen konnte. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, doch eins wusste ich ganz genau: „Ich werde niemals hier bei euch bleiben!“ Dann drehte er sich weg und nickte.
Er warf einen letzten Blick auf mich, ich konnte es spüren wie er auf mir ruhte, und meinte mit äußerst ruhiger und besänftigender Stimme: „Warte bitte hier, mein Freund wird dich gleich abholen. Wir werden dir nichts tun, von nun an bist du unser Gast.“ Danach verschwand er durch die Tür, durch die er gekommen war.
Ich rührte mich nicht vom Fleck während die Schritte immer leiser wurden und schließlich ganz verschwanden. Ich versuchte mich zu konzentrieren und all das zu verarbeiten, was gerade geschehen war.
Ich beruhigte mich und spürte wie die Tränen immer weniger wurden. Ich dachte mir, jetzt nochmal von Anfang an: Sie entführten mich, schleppten mich hier her, rissen mir meine Kleidung von meinem Körper und sagten dann, ich werde mich bei ihnen wohl fühlen?!? Nein das konnte nur ein Traum sein, ein Albtraum, ein schlechter Witz! Ich wusste immer noch nicht, was ich hier eigentlich sollte.
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Die Feneseijs
Teen Fiction17 Jahre und noch immer ungeküsst... Amelia, ein wunderhübsches Mädchen, und doch so von der Sozialenwelt ausgeschlossen. Mit einer tragischen Familiengeschichte beginnt sie ein neues Leben, hat jedoch keine Ahnung was auf sie zukommen würde. Bestim...