3. Erkundungstour

274 4 0
                                    

Am nächsten Morgen wurde ich wieder von diesem schrecklichen Muskelkater gequält. Ich redete mir ein, diesen nicht mehr lange ertragen zu müssen, denn nur so konnte ich mich überwinden endlich meine Schlafposition aufzugeben und mit wackeligen Füßen aufzustehen. Nachdem ich mir die Augen heftig gerieben hatte, öffnete ich sie und erkannte ein kleines, nettes Häuschen, das sich vor meinen Augen befand. Es sah so unscheinbar aus und ich fühlte mich so als wäre ich endlich nach Hause gekommen. Doch dieses Heimatsgefühl machte sofort schrecklicher Sehnsucht den Weg frei, als ich mich an diese Wörter und diese Stimme, die ich erst vor einigen Tagen in meinem Kopf gehört hatte, erinnerte. Was war das bloß? Doch ich beschloss mich nicht weiter mit dem aufzuhalten und mir das Häuschen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich ging zuerst eine Runde um das Haus.

Es war ein kleines Holzhäuschen mit einem großen Garten. Neben dem Häuschen floss ein kleiner Bach vorbei. Es war wirklich ein schöner Ort. So ganz anders als in der Nacht. Am Tag ist es wesentlich heller und hier und dort funkelte sogar die Sonne durch das dichte Blätterdach. Das Hüttchen hatte eine kleine Terrasse an der Rückseite die mit ein paar Stufen in den Garten führten. Ich sah ein Blumenbeet und einen kleinen Gemüsegarten. Abertausende, wunderschöne Tulpen. Alle waren weiß und mir stieg sofort ein atemberaubender Duft in die Nase. Dieser kam mir wiederum so bekannt vor. Es kam mir vor, als kannte ich das alles, als wäre es meine Heimat. Doch wie konnte ich so viele positive Gefühle verspüren? Ich hatte diesen Ort noch nie zu Gesicht bekommen!

Aber nicht nur die Tulpen, sondern auch das bisschen Gemüse, das sich in dem Garten befand, sah sehr gepflegt aus. Von diesem Moment an war ich mir sicher, dass ich hier nicht allein war. Dieses Häuschen war bewohnt. Meine innere Stimme meinte, ich soll schleunigst abhauen da ich keine Ahnung hatte was sich hier so herumtrieb. Andererseits war ich so furchtbar neugierig was auf mich zukommen würde wenn ich hier ein bisschen meine Zeit tot schlug. Und, wenn hier wirklich ein angsteinflößendes, gefährliches Monster lebte... welches Monster würde bitte in einem Holzhäuschen leben, und Tulpen anpflanzen?!? Bei dieser Vorstellung machte sich sofort ein Grinsen in meinem Gesicht breit. In letzter Zeit lächelte oder grinste ich nicht sehr oft, was ich bedauerte, dafür jedoch einen berechtigten Grund hatte. Bevor ich wieder in mein ständiges Selbstmitleid verfallen würde, ging ich nun auf die Haustür zu und wusste nicht recht was ich machen sollte. Sollte ich klopfen? Oder doch einfach hineingehen? Ich war noch nie recht freundlich und höflich gewesen und hatte Schwierigkeiten, das richtige Wort zu finden. Falls dort wirklich ein Monster verweilte, würde sich schon eine Lösung finden (Vermutlich würde ich starr vor Schreck werden und mich nicht mehr bewegen, aber ich hoffte mal, dass sich kein Monster in diesem Häuschen befindet...). Also setzte ich alles auf eine Karte und drückte langsam die die Türschnalle hinunter. Ich öffnete sie langsam und trat ein. Wohl bedacht, mich leise zu verhalten, ging ich ein paar Schritte weiter und beschloss mich erstmal umzusehen. Plötzlich hörte ich ein lautes Knarren von den Dielen des Bodens. Ich reagierte sofort und stieß ein leises, aber doch sehr betontes und bestimmendes "Schhhhh" aus. Ich hätte mich erwürgen können! Warum um Himmels willen redete ich mit dem Boden?!? Nun wurde mir schlagartig klar, meinen Verstand völlig verloren zu haben. Ich sprang sofort auf und versteckte mich, in dem Fall, dass das Monster es gehört hatte. Ich wartete einige Minuten doch es rührte sich nichts. Jetzt gab es zwei Möglichkeiten: Entweder gab es kein Monster oder es war taub. Ich entschloss mich auf Nummer sicher zu gehen und verhielt mich, so gut es ging, ruhig. Es war wirklich ein schönes kleines Häuschen. Es war sehr gemütlich und wirkte einladend. Das Erdgeschoss bestand aus einer kleinen Küche, einem kleinen Wohnzimmer und einem Bad. Nun war ich auf dem Weg in den 1. und letzten Stock des Häuschens. Oben angekommen, widmete ich mich sofort der ersten Tür. Es war ein Schlafzimmer, jedoch leer. Es war ein hübsches Zimmer mit einem Doppelbett und die Wände wurden in warmen Farben gehalten. Ich vermute es ist das einzige Zimmer, dass bestrichen wurde. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und ich widmete mich nur sehr ungern wieder einem anderen Zimmer zu. Ich musste mir jedoch versichern, dass hier kein Monster zu Hause war und so suchte ich den nächsten Raum auf. Es war wieder ein Schlafzimmer, diesmal aber mit einem Einzelbett und bei weitem nicht so anziehend wie das andere Zimmer. Ich hatte nicht vor noch länger hier zu bleiben, da ich mich nicht sehr wohl in diesem fühlte. Ich ging ins nächste Zimmer, einem Badezimmer, bestehend aus einem Kübel Wasser, einer Toilette, einem Spiegel und einem kleinen Holzkästchen. Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Amelia. Ich sah mich als Durchschnitts- Mädchen. Ich war nicht gerade hässlich, fand mich aber auch nicht sehr hübsch. Ich war schlank, konnte mich aber keineswegs mit einem Supermodel vergleichen. Ich hatte schwarze, leicht gewellte Haare, die mir bis zu meinen Hüften langten. Ich war mit meiner Größe zufrieden, auch wenn sie nicht sehr beeindruckend war. Dürften ungefähr 170 cm sein. Wie ich schon im Badezimmer im Erdgeschoss bemerkte, hatten sie hier keine all zu gute Wasserversorgung. Nachdem ich mich kurz umgesehen hatte, verabschiedete ich mich wieder von diesem Zimmer, wenn auch nicht für allzu lange Zeit.

Als ich dann ins nächste Zimmer schritt, und schon gespannt war, was ich dort vorfinden würde, stand ich in in einem völlig leeren Raum. Nun ja, fast ganz leer. Um mich herum befanden sich sicherlich 100 Kerzen, alle weiß und in verschiedenen Größen. Dieser Raum hatte auch kein Fenster oder irgendeine andere Lichtquelle, wie jedes andere Zimmer. Dort befanden sich nur viele, meist schon genutzte Kerzen. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und dachte mir nur," Komisches Haus..." und ging wieder aus dem Zimmer.

Da ich mich hier nirgends auskannte und mir relativ sicher war, dass hier, auch wenn es im Moment anders scheint, jemand lebt, einfach zu warten bis dieser Jemand zurückkommt. Ich entschied mich währenddessen, die Gegend noch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich spazierte nach draußen und folgte erstmal dem Verlauf den kleinen Baches, da ich mich nicht verirren wollte, oder zumindest zu diesem Haus zurückfinden konnte.

Die FeneseijsWhere stories live. Discover now