8. Verwirrung

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Ich schreckte auf. Schweißperlen rannen mir über das ganze Gesicht. Was war das gerade? Ich sah mich um. Ich lag auf einem Bett und mir wurde erst jetzt bewusst, dass dies eben ein Traum war. Ein zum Teil wunderschöner Traum, bei dem ich mit wünschte, er hätte nie geendet. Ich sah noch immer seine zutiefst traurigen Augen, und erinnerte mich, dass ich keine anderen Emotionen empfunden hatte. Ich wollte nicht länger daran denken.

Ich drehte mich um 90° sodass ich auf der Bettkante saß. Neben mir hatten sie mir einen Stapel frischer Kleidung zum Anziehen hingelegt, den ich sofort willkommen hieß. Ich stand auf und plötzlich fiel etwas von meiner Stirn und klatschte auf den Boden. Zuerst vollkommen verwirrt. „Hä?!? Was ist denn da gerade vorbeigeflogen?“ frage ich mich verwirrt. Ein nasses, zusammengewickeltes Tuch. Ähm... Ich schätze, ich war doch noch etwas verschlafen.

Jemand musste wohl hier gewesen sein, der mich während meiner Ohnmacht- Attacke versorgte. Ich hob den Fetzen auf und legte ihn auf mein Nachtkästchen. Ich zog mir meine Hose aus und legte mein T-Shirt ab. Ich ging zu einem Kübel mit Wasser, da sie keine Dusche, geschweige denn ein Waschbecken hatten, und wusch mir erstmal den ganzen Dreck von dem vielen Umherrennen und Herumgezerrt werden von der Haut. Als ich fertig war, wollte ich gerade mein Bett aufsuchen, um mich anzuziehen, als sich plötzlich die Türklinke senkte.

Ich reagierte sofort und rannte zu meinem Bett, wo die frischen Sachen zum Anziehen lagen. Ich machte einen Satz nach vor, übersah jedoch das winzig kleine Nachtkästchen und stolperte. In hohen Bogen flog ich durch die Lüfte, presste die Augen zusammen und machte mich auf einen heftigen Aufprall gefasst. Dieser blieb jedoch aus und als ich meine Augen wieder aufschlug, lag ich in den Armen von Marco. In seinen starken, kräftigen, beschützenden Armen. Ich sah zu ihm hoch, er betrachtete mich ebenfalls.

Sah ich da etwa ein amüsiertes Lächeln von MARCO? Ja, definitiv! Ich konnte nicht anders, als zurück lächeln. Wir lagen uns gefühlte Stunden in den Armen und betrachteten uns, doch dann fiel mir auf, dass ich immer noch halb nackt vor ihm stand.

Was sollte ich tun? Sollte ich ihm sagen, er sollte sich umdrehen, oder, da er mich so und so schon halbnackt gesehen hatte und mich sogar so in den Händen hielt, mich einfach nur vor seinen Augen bekleiden? Er nahm mir Gott sei Dank diese Entscheidung ab, und drehte sich, als könnte er Gedanken lesen, um. Er ging ein paar Schritte Richtung Tür, blieb stehen und wartete. Ich suchte sofort meine Kleidung und zog mir Hose und T-Shirt an.

Alles war jedoch um 1-2 Größen zu groß. Wieder, als ob er meine Gedanken gelesen hätte, meinte er: "Wie du ja schon bemerkt hast, gibt es keine Frauen in Feneseij... darum habe ich dir von Jonathan, der Kleinste unter uns, Sachen geliehen."

"Ich nehme an, das Dorf hier heißt Feneseij und... Warum gibt es bei euch keine Frauen?" fragte ich neugierig. Er blickte mir lieblich in die Augen, dann zuckte er mit den Schultern. „Keine Ahnung... Bis jetzt sind wir noch keiner Frau begegnet, die sich uns anschließen wollte – freiwillig“, meinte er und grinste. Hmm... wieso denn das? Mal abgesehen davon, dass sie sie fesseln, dich fast vollkommen nackt ausziehen und dich zum bleiben zwingen, war es doch gar nicht so schrecklich... Ich musste grinsen, doch jetzt wunderte mich wirklich GAR nichts mehr was die „Frauennot“ hier anbelangte.

Doch eine Frage ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf... Ich musste einfach fragen... 

„ Was war das gestern? Also... draußen, am Abend...?“ 

Er überlegte kurz, dann meinte er wiederum: “Was glaubst du denn, dass es war?“ 

Ich wusste nicht so recht, aber ich konnte doch wohl kaum antworten „ein Drache“, oder? Man, ich kam mir albern vor... Ich stotterte: „Ähm... also... ich weiß nicht so recht...“ 

Er fing zu grinsen an... dann meinte er, als ob es selbstverständlich und nichts besonderes wäre: „... hmm... Ein Drache, wieso? Noch keinen gesehen?“ Sein Grinsen wurde breiter – ich hatte mich mittlerweile hin gehockt und war etwas erstaunt – besser gesagt etwas geschockt und extremst verwundert. Wie konnte er das nur so mir nichts, dir nichts sagen? Ich meine... Ein Drache? Hallo?! Ich hätte eher erwartet er würde sich raus reden oder es abstreiten, aber nein, er antwortete... Wollte er mich verarschen? Aber... er ist vollkommen ernst oder zumindest sah man es ihm an, dass er es vollkommen ernst meinte. „Ein Drache? Die... Ich... Hä? Ich meine, Drachen gibt’s doch gar nicht...“, stotterte ich. „du hast´s doch gesehen oder?“, rechtfertigte er sich sichtlich amüsiert. „Ähm... ja, irgendwie schon, ja...“, gab ich zur Antwort. „Und wieso hast du nichts gemacht?“, hakte ich nach. Er überlegte kurz, dann meinte er: „Hmm... es ist ein lieber Drache.“ Ich kam mir gerade dermaßen verarscht vor... am liebsten wäre ich hinüber gegangen und hätte ihm mit meiner Faust gegen die Schulter gehauen – freundschaftlich natürlich.

Wir blickten uns noch länger in die Augen und ich musste feststellen, dass sie wirklich hübsch waren - Voll, blau, und lange Wimpern. Es kam einem so vor, als könnte er durch den Körper hindurchblicken, als könnte er in dein Innerstes sehen, als wüsste er bescheid, wie ich mich fühlte, als wüsste er, wer ich eigentlich war.

 Plötzlich schüttelte er den Kopf, als ob er etwas falsch gemacht hätte. Er Fuhr reflexartig mit seinen Händen durch die Haare, als er seinen Kopf senkte, um mir nicht mehr in die Augen sehen zu müssen. Dann hob er seinen Kopf erneut, blickte mir in die Augen und ging in schnellem Schritt auf die Tür zu. Mitten im Schritt meinte er noch: "Ich... muss hier raus. Wie sehen uns, junge Feiju." Und er verschwand aus der Tür.

Auch ich fuhr mir mit den Händen durch die Haare - meine Nachdenkpose. Was ging hier nur von sich? Ich hasse Menschen mit solchen Stimmungsschwankungen... Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass bei Marco noch etwas mehr dahinter steckte, als nur eine schräge Einstellung. Ich konnte einfach noch nicht so wirklich begreifen was hier los war. Vorallem... dieser Drache, er hat mir sogar bestätigt, dass ich ihn gesehen habe, und dass es ihn gab. Es nervt mich so dermaßen, dass ich absolut gar nichts von diesem Dorf wusste und erfahren durfte. Der Drache beschäftigte mich so sehr und ich bekam das Bild vor meinen Augen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Hatte ich mir das alles eingebildet? Nein, der Drache, der vor mir stand bevor ich zusammengebrochen war, musste real gewesen sein. Ich fühlte es und außerdem... redete er nicht auch gerade von Drachen?

Ich war völlig überfordert mit der Situation und wusste nicht wie ich mit dem ganzen umgehen sollte. Ich hatte so viele Fragen doch ich beschloss, es für heute gut sein zu lassen. An diesem Tag war sehr viel passiert und mittlerweile war es schon spät in der Nacht. Ich legte mich ins Bett und pustete das Licht aus, da ich mir sicher war, dass morgen ein anstrengender Tag werden würde. Ich dachte nochmal in Ruhe über alles nach, konnte jedoch keinen Zusammenhang aus all dem schließen. Welche Bestimmung hatte ich zu erfüllen, wenn ich das richtig verstanden habe? Was ist mit Marco los - Warum benimmt er sich so seltsam? Wer waren die eigentlich - Die Feneseijs?

Ich beschäftigte mich nicht mehr all zu lange mit diesem Thema, da ich sofort eingeschllief.

Die FeneseijsWhere stories live. Discover now