nueve

4.6K 185 20
                                    

Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Sie nahmen kein Ende.
Wie kleine Wasserfälle strömten sie hinab und trafen kurze Zeit später auf der braunen Erde auf. Hanul legte einen Strauß ab und zündete eine rote Kerze an.
Sie hockte vor dem Grabstein ihrer Eltern. Ihre Namen waren eingraviert und dazu ihr Geburts- und Todestag.

*
»Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz.« Ihr Mutter stellte eine Torte vor ihr ab. Mit einem Mal pustete sie alle Kerzen aus.
»Mensch, 14 Jahre ist sie schon«, meinte er. »Ein schon fast erwachsenes Mädchen, wenn du mich fragst.« Ihr Vater schmunzelte und zog Hanul in seine Arme.
»Ich hab euch lieb.«

*

Mitten auf dem Weg nach Hause setzte der Regen ein. Aufgehört zu weinen hatte sie, jedoch liefen die nächsten Tränen in Form von Regentropfen ihre Wangen hinab.
So lies sie zu, dass das Wasser ihre Haare und Klamotten durchnässte. Sie spürte es in ihren Schuhen und wie es ihre Socken tränkte.
Doch es störte sie nicht, denn es war nicht das erste Mal.

Auf einmal stoppte der Regen. Sie sah auf und erblickte einen grauen Schirm. Mit einem Blick zur Seite bemerkte sie Jimin, welcher ihn in der Hand hielt.
Er lächelte leicht.
,,Du siehst traurig aus", stellte er fest. Sie sagte nichts. Hanul hielt es nicht für nötig seine Worte zu bestätigen.

Er nahm ihre Hand. Sie ließ es zu. Ihr Mund hatte noch kein einziges Wort verlassen, seitdem er hier war. Die Stille hielt bis zum Erreichen des Anwesens an.
Vor der Haustür nahm er seinen Arm mit dem Schirm herunter und löste ihre, immer noch, verbundenen Hände.
Und zum ersten Mal, an diesem Abend, lächelte sie.
Jimin erwiderte es und näherte sich ihr langsam, bevor er ihre Lippen verband.

Jungkook betrat sein Zimmer und setzte sich mit seiner Tasse Kakao ins Fensterbrett. Er beobachtete wie die Tropfen des Regens gegen die Scheibe seines Fensters klatschten und warf schließlich einen Blick hinaus.

Dort sah er sie - küssend. Der Griff, seiner linken Hand, verkrampfte sich um die warme Tasse. Er biss sich auf seine Lippe.
Zum ersten Mal in seinem Leben bildeten sich Tränen in seinen Augen wegen eines Mädchens. Denn er wusste selbst am Besten, was er für sie empfand.

Angespannt sprang er auf und rannte durch das halbe Haus, nur um dann die Stufen hinabzusprinten und die Haustür aufzureißen. Er sah sie an. Die beiden hatten sich blitzschnell gelöst. Sein Blick traf Jimins. Er biss sich auf die Unterlippe.
Er wusste, dass er es nicht hätte tun dürfen. Jungkook war verletzt. Er hatte Verständnis erwartet. Doch anstatt dieses zu bekommen, war sein Geschenk seinen besten Freund und das Mädchen, in das er sich verliebt hatte, beim Küssen zu erwischen.

Trotzallem ließ er sich nichts anmerken. ,,Mrs Kim wünscht dich zu sprechen, Hanul", bemerkte er trocken.
,,Ich soll dich zu ihr bringen." Das Mädchen seufzte tief, doch sie nickte, betrat das Haus und schälte sich aus ihrer Jacke und den nassen Schuhen.
Die braunen Haare als auch ihre Klamotten klebten an ihrer Haut. Ihr Körper bebte vor Zittern.
Doch er blieb kalt und stolzierte voraus.
Jungkook ließ Jimin ohne jegliche weitere Beachtung stehen.

Im dritten Stockwerk blieb er stehen, um sich wieder in Bewegung zu setzten, als er mit Hanul auf gleicher Höhe war.
,,Am besten wechselst du erst deine Sachen", meinte er knapp.
Sie nickte und rannte wortlos die Stufen zum Zimmer hinauf, wo sie sich auszog und schnell unter die warme Dusche hüpfte.
Weitere Stimme Tränen rannen ihre Wangen hinab.
Jungkook hatte sie gesehen.

Er wartete geduldig. Als sie kam, zwang er sich dazu nicht zu lächeln.
Denn das musste er immer, wenn er sie sah.
Hanul blickte auf und da bemerkte er es. Ihre roten Augen und die dicken Lider.
Und ohne ein weiteres Wort zu sagen, griff er nach ihrer Hand und zog sie mit sich.

Im westlichen Teil des Hauses blieb er stehen und öffnete eine Tür zu einem, ihr unbekannten, Zimmer.
In der Mitte stand ein großes Himmelbett. Es sah bequem und gemütlich aus.
,,Eigentlich schlafe ich immer hier..", murmelte er. Hanul sah ihn fragend an.
,,Weil in dem anderen Zimmer schon so viele Mädchen waren. Das ist überall fremde Körperflüssigkeit, wenn du weißt, was ich meine", erklärte er. Sie verzog das Gesicht und nickte.
Noch immer hatte sie kein Wort von sich gegeben.
,,Leg dich hin." Doch sie schüttelte den Kopf und zeigte auf die Tür.
,,Mrs. Kim", sagte sie, ohne dass ein Wort ihre Lippen verließ.
Er verstand.
,,Sie wollte dich nie sprechen. Ich musste dich nur von Jimin wegbekommen." Das Mädchen nickte und sah dies nun als Bestätigung sich hinzulegen.
Die Matratze war wundervoll weich und leicht schloss sie die Augen.
Ihre Lider schmerzten.
Sie spürte wie er sich neben sie legte.
Stumm legte sie ihren Kopf auf seine Brust, während er durch ihr noch teilweise nasses Haar fuhr.
So lagen sie einfach da, bis die Nacht endgültig schwarz wurde und der Schlaf sie überkam.

fuckboy's maid ; bangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt