Kapitel 7: Der Mut der grünen Fee
Mollys rotes, lockiges Haar kitzelte Harrys Gesicht, während er in der weichen Umarmung der älteren Frau versank.
„Oh Harry! Ich wollte es gar nicht glauben, als Ginny sagte du würdest kommen. Sie war sich da so sicher, aber ich wollte dich erst mit eigenen Augen sehen!" Molly schluchzte auf und hielt Harry auf Armeslänge von sich weg um ihn genau zu mustern.
„Deine Haare sehen gut aus, mein Junge, richtig ordentlich, aber bei Merlin, wie dünn du bist! Ginny hat schon erzählt das dich dieser fiese Hauself versorgt hat, kein Wunder dass du nichts Gescheites zu essen bekommen hast." Harry wollte Kreacher instinktiv verteidigen, aber Mrs. Weasley zog ihn schon wieder vehement an sich und drückte ihm damit die Luft aus den Lungen.
„Oh ich bin so froh das du hier bist, Harry mein Junge. Endlich hab ich all meine Kinder wieder beieinander." Sie stockte und die Umarmung wurde steif. „Ich meine natürlich alle außer..." Harry sah peinlich berührt weg, als sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Jetzt wäre der perfekte Moment um ihr sein Beileid auszudrücken, oder sich für seine Abwesenheit bei der Beerdigung zu entschuldigen. Aber er verschluckte sich an seinen eigenen Worten.
„Mrs. Weasley. Es...", er stockte.
„Harry Schatz, wie oft soll ich dir das noch sagen, dass du mich Molly nennen sollst. Und jetzt lass uns nicht an meinen kleinen Freddie denken und traurig sein, er hätte es mit Sicherheit schreiend komisch gefunden wie wir hier inmitten von Buttercreme stehen und weinen." Molly rang sich ein kleines Lächeln ab, welches allerdings ihre Augen nicht ganz erreichte. Harry war dennoch dankbar um des Themenwechsels und blickte sich ebenfalls um. Der ganze, kleine Hof des Fuchsbaus war gesprenkelt mit fliederfarbenen Tupfen. Sowohl der rau gepflasterte Boden, als auch die Steine des Wandvorsprungs hatten eine neue Farbe erhalten. Inmitten der Torte lag noch immer der Bäcker auf dem Boden und bemühte sich nach Kräften auf die Füße zu kommen. Allerdings rutschte er dabei immer wieder auf den glitschig gewordenen Steinen aus und plumpste zurück in die Reste seines Backwerks. Molly und Harry betrachteten seine Mühen einen kurzen Augenblick, bis sie sich von dem Spektakel losreißen konnten. Molly entschuldigte sich und eilte auf ihn zu. Mit einem Schnippen ihres Zauberstabs stellte sie den untersetzten Mann wieder auf die Beine.
„Es tut mir so leid Mr. Kowalski. Ich habe einfach losgelassen. Es ist wirklich meine Schuld." Der Mann nuschelte etwas und versuchte sein schütteres dunkles Haar zurückzustreichen, wobei er sich selbst ein lilanes Toupet aus Creme aufsetzte. Molly blickte sich hilfesuchend in dem Berg an Kuchen um.
„Was machen wir denn nun? Meine kleine Ginevra braucht doch einen Geburtstagskuchen. Bei Merlin, es ist wirklich zu spät jetzt noch mit dem Backen anzufangen!" Sie raufte sich die Haare und wischte sich dann selbst etwas Creme vom Hals.
„Machen sie sich keine Sorgen Mrs. Weasley. Sie haben für eine Torte bezahlt, sie werden eine bekommen! Ich kann nicht versprechen, dass sie ebenso schön und prächtig wird wie das Original, schließlich haben meine beiden Hauselfen und ich zwei Tage daran gearbeitet, aber wir beide werden schon etwas zaubern!", sagte der kleine Bäcker und schob sich die Ärmel hoch. „Wenn der junge Mann auch mithelfen könnte, dann könnten wir zunächst mal die Überreste meines herrlichen Kuchens in die Küche schaffen?"
Molly eilte schnell voraus und öffnete die Türen ins Haus, während Harry seinen Zauberstab zückte und es dem Bäcker gleichtat. Er ließ die noch halbwegs intakten Teile der Torte ins Haus schweben und platzierte alles mit einem Platschen auf dem Küchentisch. Hinter ihm kam Mr. Kowalski herein, der eine große Wolke an Creme und Dekorationsblumen vor sich her trug. Schnell stellte Molly ihm eine große Schüssel bereit.
„Wenn sie nun so freundlich wären den Hof zu reinigen, gute Frau", er wandte sich an Molly „Und eventuell die Kerzen zu suchen? Ich werde in der Zwischenzeit überlegen wie wir dieses Desaster retten können. Darf ich an ihre Vorräte gehen?" Mrs. Weasley nickte nur und zeigte ihm noch schnell die Speisekammer, bevor sie Harry mit aus der Küche zog.
„Komm, mein Junge. Wir sollten ihn nicht noch weiter stören. Oh Harry! Wie du aussiehst! Dein schöner Umhang!" Molly deutete auf die kleinen Sprenkel Buttercreme an seinem Umhangsaum. „So kann ich doch nicht rausgehen lassen!" Sie versuchte es mit einem Zauber wegzuwaschen, aber das Ergebnis war nicht zu ihrer Zufriedenheit.
„Du musst mich deinen Umhang waschen lassen Harry! Du bekommst ihn gleich zurück." Molly zerrte an seinem Kleidern und Harry konnte sich nur mit Mühe losreißen. Er richtete trotzig seinen eigenen Zauberstab auf die fleckige Stelle und versuchte es mit einem „Ratzeputz".
„Es geht schon Mrs. Weasley... äh Molly, meine ich. Kein Grund für Umstände." Er stolperte rückwärts in den Flur. „Wir sollten eher schauen das wir den Hof sauber kriegen." Harry stürmte zur Tür hinaus auf den Hof. Wortlos zückte er seinen Zauberstab und begann die Reste der violetten Katastrophe zu entfernen.
„Harry, Schätzchen. Ist alles in Ordnung?" Molly kam langsam hinter ihm her. „Du brauchst das nicht machen. Ich räum hier schon auf. Geh auf die Feier, die Anderen werden überglücklich sein dich zu sehen!" Molly streifte ihm übers Haar. Harry zuckte vor der liebevollen Geste zurück, drehte sich aber nicht um.
„Nein. Nein ich will helfen. Es war ja meine Schuld dass die Torte kaputt gegangen ist. Meine Schuld...", Harry stockte. Er hatte einen gewaltigen Kloss im Hals, als hätte er versucht die komplette oberste Etage der Torte zu verschlucken. Sein Kopf drehte sich. Der Anblick des Fuchsbaus, von Mrs. Weasley und ihrem schmerzvollen Lächeln ließ ihn schwindeln. Wieso hatte er nur immer das Gefühl, alles kaputt zu machen. Er hatte Mollys liebevolle Berührung gar nicht verdient, bei all dem Kummer den er verschuldet hatte.
„Es tut mir leid.", Harry sprach leise wie zu sich selbst und blickte nicht von dem lila Flecken auf, den er fixierte. Molly hatte sein Flüstern allerdings dennoch deutlich gehört.
„Es ist alles gut, mein Junge. Wir kriegen das schon hin!", sagte sie und legte ihm fürsorglich den Arm auf die Schultern.
„Ich meine nicht die Torte. Nicht nur. Ich..." Molly unterbrach ihn.
„Ich weiß was du meinst Harry. Und es ist alles gut." Molly bugsierte ihn vor sich, um ihm in die Augen zu sehen. „ Die Menschen die wir verloren haben, werden uns immer fehlen. Keiner kann besser als du verstehen, was es heißt geliebte Menschen zu verlieren, Harry. Es tut mir so leid, dass du in deinem jungen Leben so Viele hast gehen sehen und vielleicht waren es zu viele Schicksalsschläge als das du mir glauben kannst, aber die die du liebst verlassen dich nie wirklich. Ob sie hier bei dir sind", sie drückte seine Schulter mit einem liebevollen Lächeln, „Oder ob du sie in deinem Herzen hast." Harry schluckte die Tränen herunter die ihm in den Augen standen. „Wir sind eine Familie, Harry! Gemeinsam werden wir die Zeit bis wir sie wiedersehen schon irgendwie hinkriegen." Sie grinste. "Wir müssen einfach unser Leben für sie mit genießen." Schließlich hatte auch Molly wieder Tränen in den Augen stehen. Sie drückte Harry noch einmal fest an sich und gewann dann ihre Fassung zurück.
„So!", sagte sie laut und klatschte dann in die Hände. „Es ist genug Trübsal geblasen. Ich werde jetzt hier aufräumen und dann sehen was aus der Torte geworden ist. Und du gehst jetzt feiern, Harry. Husch!" Harry räusperte sich noch einmal und ließ sich dann in Richtung der Party scheuchen. Am Zelteingang hielt er inne.
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Harry Potter und die verlorene Zeit
FanficDer Krieg ist endlich vorbei, eine Zeit des Wiederaufbaus beginnt. Doch für Harry Potter, den Jungen der überlebte, starb und wieder lebt, wird es Zeit erwachsen zu werden. Und das ohne jemals eine richtige Kindheit oder Jugend gehabt zu haben. Die...