Der Lärm und das Gedränge das ihn umgab machte ihn einen Moment lang wieder atemlos. Die Winkelgasse war erfüllt von Rufen, Gelächter und hunderten Stimmen, von Gerüchen und lauten krachenden Geräuschen. Die Gasse in der Harry aufgetaucht war, kam zwischen einer Tierhandlung und einem Laden für süße Backwaren heraus. Harry sah in die Auslagen der Bäckerei und erkannte Kekse und Küchlein in Form von Hippogreifen und Nifflern und anderen magischen Wesen die Harry nur aus Büchern kannte. Ein kleines Mädchen mit einem viel zu großen, nachtblauen Spitzhut zog am Umhangsaum ihrer Mutter und deutete auf einen großen pinken Muffin mit Mondkalb-Gesicht in der Auslage.
"Mami! Mami! Darf ich den bitte, bitte haben?", sie zog ihre Mutter halb in den Laden.
"Ach Elli. Du isst ihn ja doch wieder nicht sondern spielst nur damit!", protestierte die großgewachsene Hexe, ging aber dennoch mit ihrer Tochter auf den Fersen in den Laden. Harry blickte weiter umher. Die Schaufenster und Verkaufstische der Geschäfte waren allesamt knallig bunt und prall gefüllt. Von überall her drang das Klingeln von Türglocken und das geschäftige Treiben der Händler und Kunden. Harry wandte sich nach rechts, in Richtung Gringotts und versuchte die Reizüberflutung zu verarbeiten. Er ging an einigen bekannten Läden vorbei, wie 'Madam Malkins Gewänder für alle Gelegenheiten' oder 'Eeylops Eulenkaufhaus', die meisten Geschäfte waren allerdings neu und glänzend. Auf dem großen Vorplatz vor der Bank blieb Harry stehen und beobachtete verstohlen die Menschen die vergnügt umherliefen. Viele Familien machten Besorgungen für das anstehende Schuljahr in Hogwarts. Harry sah aufgeregte Erstklässler mit ihren langen Bögen Pergament umherlaufen und nach Drachenlederhandschuhen oder spannend klingenden Büchern fragen. Mit einem Grinsen stellte er fest, dass Ollivander wieder in seinen Laden zurückgekehrt war. Das Schaufenster war grau und schmutzig wie eh und je, und auch an der Dekoration hatte sich nichts geändert. Harry traute sich ein wenig näher heranzutreten. Durchs Fenster sah er einen Jungen mit lockigem, blonden Haar, der soeben von Mr. Ollivanders Maßband vermessen wurde. Der alte Mann kletterte währenddessen auf den Regalen umher um den richten Stab auszuwählen. Zu Harrys Überraschung kam in diesem Moment ein zweiter, wesentlich jüngerer Mann aus dem hinteren Bereich des Lagers getreten. Es war unverkennbar, dass es ein Verwandter des alten Manns sein musste. Vielleicht sein Sohn, oder auch sein Enkel, dachte Harry und schmunzelte seine Spiegelung in der Scheibe an. 'Beste Zauberstäbe seit 382 v. Chr.', es wurde Zeit das Mr. Ollivander den Stab an die nächste Generation abtrat. Die Ereignisse des letzten Jahres hatten mit Sicherheit auch ihre Spuren bei ihm hinterlassen.
Harry wandte sich ab. Er war mit einem Ziel hergekommen und er durfte es nicht vergessen. Nach wenigen Metern stand er vor seinem Lieblingsladen. 'Qualität für Quidditch' zog wie immer eine große Schar staunender Kinder an, die sich den neusten ausgestellten Besen anschauen wollten. Harry blickte über die Köpfe einiger Jungen hinweg und sah zufrieden, dass es immer noch ein Feuerblitz war, der diese Begehrlichkeiten weckte. Er zögerte kurz, überlegte ernsthaft den Laden zu betreten. Ich könnte Ginny doch etwas für ihren Besen kaufen, dachte Harry, nur um sich gleich darauf zu schellten. Vielleicht wäre ein Besenpflege-Set kein allzu schlechtes Geschenk, aber eigentlich wollte er ihr etwas anderes, etwas persönlicheres schenken. Etwas das ihre Beziehung wieder auf den richtigen Weg brngen würde. Hastig ging er weiter, blickte sich immer wieder um, in der irrationalen Hoffnung dass vielleicht ein Laden wie 'Rosalis romantische Geschenkideen' oder 'Hübsche Dinge für hübsche Hexen' aufgemacht hätte. Irgendetwas das es ihm leichter machen würde das Richtige für Ginny zu besorgen. Vor der Buchhandlung 'Flourish und Blotts' wurde das Gedränge sehr dicht und Harry zog seinen Umhang enger an sich. Sie schiere Maße an Menschen überwältigte ihn beinahe und am liebsten wäre er sofort umgekehrt und zurück zum Grimmauldplace verschwunden. Er dachte an Ginny und schlängelte sich weiter, froh darüber das niemand unter den vielen Leuten ihn erkannte. Die Einkaufsstraße machte eine Biegung und Harry wusste, dass er gleich an Fred und Georges Zauberscherz-Laden vorbeikommen müsste. Er war entschlossen zielstrebig daran vorbei zu gehen und nicht in Gefahr zu kommen hinein gehen zu wollen. Doch statt der leuchtend orangen Ladenschilder von 'Weasleys Zauberhafte Zauberscherze' und den überquellenden Schaufensterdekorationen, waren Bretter vor die Fenster und Schilder genagelt. Eine Gruppe etwa vierzehn jähriger Jungs stand vor dem Eingang und sah sich traurig an. Scheinbar hatten sie sich vor Schuljahresbeginn mit Scherzartikeln eindecken wollen. Harry schluckte. George hatte den Laden noch nicht wiedereröffnet, wenn er es überhaupt vor hatte. Das Zauberscherz-Gewerbe war immer ein gemeinsamer Traum der Zwillinge gewesen, aber allein war es sicherlich schwer für George. Grade als Harry dem Schmerz nachgeben wollte, den er bei dem Gedanken an Fred empfand als wäre es sein eigener Bruder gewesen, sah er aus dem Augenwinkel ein kleines Schild das seine Aufmerksamkeit erregte. Zwischen zwei großen Geschäften für Kessel, und Zaubertrankzutaten und magische Ingredienzien, war eine kleine Tür eingelassen. Sie wirkte eingequetscht und deplatziert, aber das Schild über der Tür sagte mit roter Schrift auf dunklem Grund 'Amors Werkstatt'. Entweder war der Laden ebenfalls neu, oder er wir Harry noch nie aufgefallen. Um ehrlich zu sein, hatte er auch noch nie nach so einem Geschäft gesucht. Harry stolperte auf die kleine Tür zu und sah sich einige Male um bevor er eintrat. Trotz allem war es ihm ziemlich peinlich einen solchen Laden zu betreten.
Der Verkaufsraum war klein und Harry konnte sich kaum um die eigene Achse drehen nachdem die Tür mit einem Seufzen zu fiel. Die Wänden waren dunkel und mit Regalen bedeckt, die allerlei Schmuckstücke, Fläschchen und Kästchen aufbewahrten. Vor Harry befand sich ein hoher Tresen, aber es war niemand zu sehen.
"Hallo?", sagte er in den Raum hinein.
"Moment.", kam die knirschende Stimme hinter dem Tresen hervor, über den Harry nicht blicken konnte. Er wandte sich zur Seite und betrachtete die angebotene Ware. Das Meiste davon war recht schöner Schmuck. Bestimmt könnte er hier etwas finden, das als Geschenk taugte, aber ob auch das Richtige für Ginny dabei war? Was wollte er überhaupt für sie?
"So! Wie kann ich ihnen helfen Mr. Potter!", ertönte die knirschende Stimme diesmal lauter. Harry schreckte auf und drehte sich ruckartig zum Tresen um.
"Woher wissen sie...", die Frage blieb ihm im Halse stecken als ein Klirren hinter ihm ertönte und er mit seinem Umhang eine Reihe kleiner Fläschchen umgeweht hatte. "Oh nein!" Er versuchte sie wieder aufzufangen, aber eines rollte vom Regal und zerbrach am Boden. Der süße Duft von Schokokeksen, Besenstielholz und frischen Blumen stieg ihm in die Nase und benebelte ihn leicht. Der kleine Mann hinter dem Tresen reagierte schneller als Harry. Er machte eine schnippende Geste mit dem Zeigefinger und schon was das Fläschchen wieder ganz und stand samt Inhalt im Regal. Der Duft des Amortentia hatte Harry leicht schwindelig werden lassen und er stützte sich schwer atmend am Tresen ab. Erst einen Moment später nahm er sein Gegenüber erst richtig wahr und erschrak. Es war kein kleiner Mann, wie er zuerst gedacht hatte. Es war ein großer Kobold, oder etwas das sehr nach einem in die Jahre gekommenen Kobold aussah.
"Wer sind sie?", frage er langsam und vorsichtig. "Und, woher wissen sie wer ich bin?" Der Kobold lächelte und präsentierte einen Mund mit nur noch drei schief stehenden Zähnen.
"Wer ich bin? Nun es steht an der Tür!", er kicherte knarrend. "Nun mein Name ist Amor. Eigentlich Erog Amorignus, aber das verkauft sich nicht gut, nicht wahr? Was sie aber wohl eher fragen wollten, war wohl: Was ich bin, oder Mister Potter? Ich bin ein Süd-Kobold. Ich komme eigentlich aus Griechenland, vor vielen Jahren hergebracht worden, zusammen mit vielen Schätzen meiner Familie.", der Kobold schnaubte erbittert. "Und woher ich weiß wer sie sind, Mr. Potter? Nun, ich wusste nicht das es ein Geheimnis ist. Ihre Verkleidung hält mich nicht davon ab die Wahrheit zu sehen. Entschuldigung dafür. Nun, ich sehe weniger die Menschen, als das ich die Herzen sehe."
"Ähm..." Harry wusste nicht was er erwidern sollte. "Ist schon ok. Ich wollte nicht das alle mich erkennen, aber das hat ja auch gereicht." Er deutete auf den großen Hut, nur um ihn einen Moment später peinlich berührt abzunehmen.
"Nun, kein Grund zur Sorge oder zur Beschämung. Sie wollen doch ein Geschenk finden, richtig?" Harry nickte erstaunt. "Nicht wundern, nicht wundern, ihr Herz ist sehr viel kommunikativer als ihre Besitzer es sind. Erst recht bei den jungen Leuten, die nehmen sich das alles so zu Herzen. Es ist gar nicht so schwer. Warten sie erst mal ab, wenn sie 150 werden. Dann fallen ihnen diese Dinge auch leichter. Grade sie müssen sich das wohl nicht so viele Sorgen machen!" Erog kicherte und es hörte sich an wie zersplitterndes Holz. Harry trat unangenehm berührt von einem Fuß auf den anderen.
"Und was hat ihnen mein Herz verraten?"
"Keine Angst, keine Angst! Ich vermeide tunlichst zu tief einzudringen, Herzensdinge sind immer eine schwierige Sache. Nun sie suchen ein Geschenk für ein Mädchen." Harry nickte wieder, nicht sicher ob er beruhigt sein sollte.
"Aber ich weiß leider noch gar nicht, was das Richtige wäre, sie ist etwas besonderes." Harry legte die Stirn in Falten.
"Ja ja. Und es geht ja auch um was, sie soll Sie ja zurücknehmen, also sollte es schon was Schönes sein.", ergänzte der Kobold. Harry sah sich um, von einem Schmuckstück zum Anderen, aber er konnte sich nicht vorstellen was Ginny gefallen würde. Er wusste nicht mal ob sie überhaupt jemals Schmuck trug.
"Nun, zu rotem Haar passt am besten silberner Schmuck!", worf Erog plötzlich ein. "Und bei Ihrer Vorgeschichte..." Er begann in einer Schachtel zu kramen. "Hier!" Das Schmuckstück fiel geräuschlos auf die Theke. "Das müsste ideal sein." Harry war überrascht, aber er stimmte zu. Dies konnte er Ginny ohne Bedenken schenken.
"Das macht dann fünf Galleonen, Mr. Potter. Und wenn ich so unverschämt sein darf, dann hätte ich auch gern ein Autogramm!"
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Harry Potter und die verlorene Zeit
FanficDer Krieg ist endlich vorbei, eine Zeit des Wiederaufbaus beginnt. Doch für Harry Potter, den Jungen der überlebte, starb und wieder lebt, wird es Zeit erwachsen zu werden. Und das ohne jemals eine richtige Kindheit oder Jugend gehabt zu haben. Die...