"Und wenn ich nicht will?" Harry bockte wie ein kleines Kind. Ginny lag neben ihm, den Kopf auf eine Hand abgestützt und ihr Haar über das Kissen fließend. Sie sah ihn tadelnd und auch verletzt an.
"Es ist mein Geburtstag, Harry! Du glaubst doch nicht, dass irgendjemand da dann ein großes Ding daraus machen wird, das ich einen Freund mitbringe!"
"Doch ganz genau das glaube ich!" Harry lachte humorlos. "Es machen immer alle ein großes Ding draus wenn ich irgendwo hin komme. Du glaubst doch nicht, dass das jetzt anders wird! Jetzt wo ich Voldemort besiegt habe und sie noch einen Grund mehr zum gaffen haben. Ich mein ja nicht mal deine Familie", warf er ein, als sie zum protestieren den Mund öffnete. "Aber es kommen ja auch andere."
Ginny hatte den Morgen damit verbracht ihm von ihren Plänen und Vorbereitungen für den anstehenden Geburtstag zu erzählen. Sie beide hatten keine ernsten Themen anschneiden wollen und so war es sicherer gewesen sich darüber zu amüsieren, dass Ginnys Volljährigkeit anscheinend mit der Party des Jahres gefeiert werden sollte. Die Gästeliste umfasste nicht weniger als 100 Leute, die meisten davon waren Ginny selbst vollkommen unbekannt.
"'Je mehr desto besser' , sagt Mum. Und jetzt macht es auch keinen Unterschied mehr wie viele noch kommen." Sie zuckte mit den Schultern. "Sie stellen wieder das große Zelt auf, von Bill und Fleurs Hochzeit. Ins Haus passt ja kaum die Familie wenn alle da sind."
Harry rollte sich übers Bett und schwang seine Beine auf den Boden. Ginny hatte alles Recht wütend auf ihn zu sein, aber dennoch drehte sich ihm der Magen um bei dem Gedanken daran so vielen Menschen zu begegnen. Drei Monate lang war seine einzige Gesellschaft ein bockiger Hauself und eine eigensinnige Eule gewesen, jetzt Ginny an sich ran zu lassen, kostete ihn bereits sehr viel Überwindung. Ginny kam hinter ihm her gekrochen und schlung die Arme um seinen Hals.
"Du musst kommen Harry!" Ihr Ton ließ keine Diskussion mehr zu. Sie drückte ihm einen Kuss in den Nacken und sprang dann aufgeregt vom Bett. "Das ist dann dein Geschenk für mich!" Ginny streckte ihm lachend die Zunge raus, während sie in der Zimmerecke nach ihren Schuhen suchte. Harry beschloss das Thema erst einmal ruhen zu lassen. Der Geburtstag war erst in einer Woche, vielleicht würde er sich bis dahin mit dem Gedanken anfreunden können.
"Was tust du da eigentlich?", fragte er Ginny die begonnen hatte herum zu hüpfen, Dinge zu suchen und in ihren Umhangtaschen zu verstauen.
"Wonach siehts denn aus, Harry? Ich packe mein Zeug zusammen. Ich muss dringend zurück zum Fuchsbau." Harry sprang entsetzt auf.
"Nein! Du kannst doch nicht einfach verschwinden. Ich... Ich brauch dich hier!" Ginny schloss kurz die Augen und grinste leicht. Dann fuhr sie fort in ihrem Aufbruch. "Ginny bitte geh nicht!", Harrys Stimme klang plötzlich peinlich verzweifelt. Sie sah ihn mitleidig an.
"Ich bin schon fast eine Woche hier!"
"Du bist seit fünf Tagen bei mir und davon hast du drei verschlafen und einen Tag lang nicht gewusst wer ich bin!", protestierte Harry. Ginny grinste ihn an.
"Das mag schon sein, aber ich muss trotzdem nach Hause. Ich hab schließlich keinem gesagt wo ich überhaupt hin gehe. Hab nur einen Zettel hinterlassen, dass ich zu dir will. Was glaubst du, was sie sich denken?", sie grinste jetzt breit. "Was werden sie sich wohl ausmalen was wir die letzten Tage getrieben haben?" Harry musste gegen seinen Willen grinsen. "Ich nehme ja mal nicht an, dass du daran gedacht hast, eine Eule zum Fuchsbau zu schicken und zu erklären das ich krank bin, oder?" Schuldbewusst senkte er den Kopf. So viel zu der Zeit die ihm noch blieb. Er trat einen Schritt auf Ginny zu und umfasste ihre Hüfte.
"Ich werde dich echt vermissen", flüsterte er in ihr Ohr.
"Das ist unfair!", seufzte Ginny während sie sich seiner Berührung hingab. Dann stieß sie ihn sanft von sich weg. "Wir sehen uns ja spätestens am Dienstag! Du kommst und dann sehen wir uns wieder!", sagte sie nachdrücklich und setzte Harry damit buchstäblich den Zauberstab auf die Brust. Er verstand, dass wenn er sie wiedersehen wollte, er in den Fuchsbau kommen musste. Sie würde es ihm nicht noch einfacher machen sie zurück zu gewinnen.
"Ja, in Ordnung", sagte er kleinlaut, bückte sich und zog ihren linken Schuh unter dem Bett hervor. "Aber ich kann nicht versprechen, dass ich auch Spaß haben werde!" Ginny kicherte als er ihr den Schuh auf den Fuß streifte.
Eine halbe Stunde später standen sie zusammen an der Eingangstür. Ginny hatte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen gesammelt und schulterte den Besen. Harry zog seinen Zauberstab aus der Tasche seiner Jeans und klopfte ihn Ginny auf den Kopf. Der Desillusionierungszauber würde sie am helllichten Tag vor den Augen der Muggel bewahren, zumindest wenn sie halbwegs vorsichtig flog. Harry nahm die undeutlichen Bewegungen der Luft war die Ginny darstellte und erschrak leicht als zwei Hände ihn herunter zogen und ein unsichtbarer Mund ihn küsste.
"Ich sehe dich nächste Woche!", insistierte Ginny noch einmal, bevor sie hinaus ging und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Das klickende Geräusch hallte durch das dunkle Haus.
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Harry Potter und die verlorene Zeit
Hayran KurguDer Krieg ist endlich vorbei, eine Zeit des Wiederaufbaus beginnt. Doch für Harry Potter, den Jungen der überlebte, starb und wieder lebt, wird es Zeit erwachsen zu werden. Und das ohne jemals eine richtige Kindheit oder Jugend gehabt zu haben. Die...