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Elisa, mach dir keine Sorgen, ich bin nicht sauer auf dich. Das Ganze hat einen anderen Grund. Wir reden morgen...
Dein Simon

Gott sei Dank. Erleuchtet atmete ich auf.
Doch auch ihn störte irgendwas an der Lage der Dinge, das spürte ich.

"Elisa?"
Ich drehte mich um und blickte in Martins Augen.
Er kratzte sich etwas verlegen am Kopf.
"Weißt du, der Abend letztens...naja, ich fand ihn ganz schön. Klar, er hat nicht sehr lange gedauert, und wir sind nicht einmal zum Essen gekommen, aber er war trotzdem einer der schönsten Abende seit Langem."

"Ich fand ihn auch ganz okay", gab ich zu.

"Vielleicht könnten wir das Mal wiederholen...ein bisschen romantischer...?"

"Vielleicht."

"Ich melde mich...", er drehte sich um und ging davon.

Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg ins Lehrerzimmer, wo ich meine Sachen auf meinen Platz fallen ließ, was einen lauten Knall verursachte.

Viele Kollegen waren noch nicht da, weil es noch sehr früh war. Die erste Stunde begann schließlich erst in 45 Minuten.

Simon war jedoch schon da. Ich hatte keine Ahnung, warum er immer so früh da war. Egal, wann ich in der Schule eintraf, er war immer vor mir dort.
Er schaute mich verwundert an.
Seine Augen sagten:
"Ist alles in Ordnung?"
Meine antworten:
"Ja, alles Bestens"

Er lächelte und widmete sich wieder seiner Arbeit.
Ich legte meine mir meine Sachen sind zurecht, dass ich im Anschluss arbeiten konnte.
Meine Konzentration war jedoch gestört. Ich musste ständig an Simon denken, daran, dass er geschrieben hatte, wir müssten reden.

Ich hob meinen Kopf und fing seinen Blick ein. Ich nickte ihm zu. Er verstand sofort. Er würde mich auch verstehen, wäre er blind, taub, oder ich stumm. Ein Blick, eine Geste reichte aus, um ihm klar zu machen, was ich wollte.

Ich stand auf und ging in einen Nebenraus, der ans Lehrerzimmer angeschlossen war. Ich wusste Simon würde mir folgen.

"Du hast gesagt, wir müssten reden", begann ich unser Gespräch.

"Es hat sich schon erledigt."

"Nein, das hat es nicht. Warum bist du so komisch, wenn es um Martin geht?"

"Ich bin nicht komisch."

"Doch, das bist du und ich will wissen, warum."

"Ich dachte, du würdest dich jetzt auf die wahre Liebe konzentrieren, und nicht den Nächstbesten nehmen."

Was fiel ihm eigentlich ein?!
Jetzt merkte ich, wie wütend es mich machte, wenn jemand schlecht über Martin sprach, selbst, wenn es Simon war.

"Er ist nicht der Nächstbeste!"

"Ich will nur nicht, dass du dann wegen ihm wieder wochenlang nur weinst!"

"Du musst nicht auf mich aufpassen! Ich bin kein kleines Kind mehr!"

Simon öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder. Er schaute mich kurz an, dann verließ er wortlos den Raum.

Einmal drehte er sich noch um, und sagte leise:"Entschuldigung, Elisa."

Ich senkte meinen Blick. Was ich zu hart mit ihm?
Nein. Er sollte einfach aufhören, sich in mein Leben einzumischen!
Oder?

Mit gemischten Gefühlen verließ ich den Nebenraum wieder und setzte mich zurück auf meinen Platz.
Ich schaute Simon nicht im die Augen. Ich wusste nicht, ob ich nicht wollte, oder mich nicht traute, auf jeden Fall tat ich es nicht.

Der ganze Tag zog sich schrecklich.

Ich fühlte mich schuldig. Ich hätte mich nicht so aufregen dürfen. Er war sicher verletzt.

Gedankenverloren fuhr ich nach Hause.
Der Streit mit Simon spielte sich in meinen Gedanken immer wieder ab. Ich dachte pausenlos daran, was ich hätte besser machen können.

Ich war eine starke, erwachsene Frau. Eigentlich sollte mich mit ein bisschen Streut doch umgehen können.
Doch im Moment hatte ich wirklich Angst, ich könnte Simon verlieren.

Diese Vorstellung rief Emotionen in mir hervor, die ich nie vorher empfunden hatte. Ich wusste nicht, wie ich dieses neu entdeckte Gefühl nennen sollte.
Es fühlte sich in jeden Fall einfach schrecklich an.
Und es sagte mir, ich sollte das klären.

Zu Hause angekommen, griff ich nach meinem Handy und suchte Simons Kontakt heraus. Mit ein wenig zittrigen Fingern drücke ich auf den Anruf-Button und hielt das Gerät erwartungsvoll an mein Ohr.
Mailbox.

Niedergeschlagen sank ich auf mein Bett.
Ich wusste nicht, warum mich der Streit so fertig machte. Simon und ich hatten schon öfter Meinungsverschiedenheiten gehabt. Aber diesmal war es anders gewesen.

Traurig lag ich auf meinem Bett herum und dachte nach, wie ich das wieder gut machen könnte.

So lag ich gefühlte Stunden da, ließ den Streit immer wieder in meinem Kopf ablaufen, analysierte ihn, berücksichtigte jedes Detail, besonders seinen traurigen Blick, den er mir bei seiner Entschuldigung zugeworfen hatte.
Jeder Durchgang dieses Kopfkinos depremiete mich mehr. Ich würde es nicht verkraften, meinen besten Freund zu verlieren.

Nach einer Ewigkeit der Reglosigkeit richtige ich mich wieder auf.
Es war spät und ich musste noch einiges für den nächsten Tag vorbeireiten.

Während ich tatenlos vor meinem Laptop saß, dachte ich natürlich nach. Manchmal dachte ich einfach viel zu viel nach.

Plötzlich vibrierte mein Handy. Eine Rückmeldung von Simon?

Schnell griff ich danach.

Akku fast leer. Bitte laden!

Enttäuscht steckte ich das Telefon an. Erst jetzt bemerkte ich, dass es auf 'Ruhemodus' geschalten war.
Sobald ich diesen ausgeschaltet hatte, wurde mir ein Anruf in Abwesenheit angezeigt.
Hoffentlich von Simon!

Ich öffnete den Anruf. Er war von Martin.
Ich war verwirrt und trotzdem glücklich. Ich hatte das erste Mal seit Langem das Gefühl, geliebt zu werden und nicht alleine sein zu müssen.

Neugierig darauf, was er zu sagen hatte, rief ich Martin zurück.

"Hallo Elisa!"

"Hallo, du hast mich angerufen..."

"Ja, ich wollte dich fragen, ob wir am Samstag ausgehen könnten?"

Ich überlegte kurz. "Ich glaube das dürfte kein Problem sein. Ich melde mich noch."

"Ich freu' mich!"

"Ich auch. Gute Nacht!", verabschiedete ich mich.
Ich war glücklich. Martin und ich würden erneut einen Abend miteinander verbringen.

Ich freute mich auf den nächsten Schultag, an dem ich ihn wiedersehen würde.
...Und an dem ich Simon wiedersehen würde.
Simon, der offensichtlich etwas gegen Martin hatte.

Plötzlich hatte ich das Gefühl mich zwischen den beiden entscheiden zu müssen. Simon oder Martin? 

Wen wählt man in solch einer Situation? Seinen besten Freund?  Oder seinen möglicherweise baldigen festen Freund?

Out SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt