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Die Tage, die vergingen, fühlten sich an wie Wochen. Jede einzelne Unterrichtsstunde zog sich ins Endlose dahin. 
Und auch zu Hause war es nicht viel besser. Martin hatte sein Getleman-Gehabe von Weihnachten wieder aufgegeben und auch ich suchte nur selten Zweisamkeit mit ihm. Wir wussten beide, dass wir unsere Beziehung vernachlässigten. Doch ich freute mich schon wieder auf die nächsten Ferien. Ich würde nämlich mit Martin ein paar Tage auf die Malediven fliegen.

Diese Tatsache gab mir die Kraft, mich auch noch durch die letzten paar Tage zur kämpfen. 

Doch meine Beziehung zu Simon blieb die Gleiche. 
Seit unserem Streit hatten wir kein Wort mehr gewechelt und er wichselbst den Blicken aus, die machmal zwischen uns waren. Wenn er mich ansah, dass böse und voller Verachtung. 
Doch das Ganze hatte auch eine gute Seite, Martin brauchte nicht mehr eifersüchtig zu sein und ich brauchte ihm nicht mehr vorzuspielen, wie sehr ich mich für ihn freute.
Zumindest konnte ich mir diese positive Seite einreden.

Zum Glück hatte ich tagsüber genug zu tun, doch nachts, wenn ich im Bett lag, konnte ich nicht anders. Ich musste an meinen verflossenen Freund denken. An meinen verflossenen besten Freund. Nicht selten kamen mir dabei auch die Tränen. Ich vermisste ihn.
Warum hatte ich bloß so dumm sein müssen?! 

Heute stand wieder einmal eine Notenkonferenz an. Leider. 

Ich packte meine Notizen zusammen und stieg schnell zu Martin ins Auto.
Während der Hinfahrt erinnerte ich mich an jene Konferenz, an der ich aus dem Lehrerzimmer gestürmt war, weil ich Lukas hinterhergeweint hatte. Simon war mir gefolgt, hatte mir Mut zugesprochen. 

Simon war einer dieser Freunde, die man nicht vergessen oder ersetzten konnte. Er war da gewesen, seit ich an diese Schule gekommen war, gleich nach dem Studium. Er war einer der ersten Freunde gewesen, die ich in meinem Beruf gefunden hatte.

Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich eingestellt wurde. 
Ich wusste noch, wie ich das Lehrerzimmer zum ersten Mal betreten hatte. Der Direktor hatte mich den anderen vorgestellt, doch ich wusste bis heute nicht, was genau er gesagt hatte, ich war zu aufgeregt gewesen. Ich wusste auch noch, dass mein Blick als erstes auf einen jungen Mann gefallen war. Er hatte mich angeschaut, die ganze Zeit, aus seinen dunkelbraunen wunderschönen Augen. Und er hatte gelächelt und mir damit minimal die Nervosität genommen. Wir waren Freunde geworden. Und diese Freundschaft hatte bis vor ein paar Tagen gehalten.

Auf der Konferenz suchte ich vergebens Kontakt mit ihm. Er wich meinen Blicken aus. Er redete kein Wort mit mir. Es war schrecklich. Und das Schlimmste war, ich konnte ihn verstehen. Ich war schuld an dem Ganzen und ich wusste, was ich auch tat, ich würde es nicht rückgängig machen können.



Endlich waren auch diese vier Wochen geschafft und somit war ein halbes Jahr verflogen. 

Martin packte voller Vorfreude seine Koffer. Er hatte immer noch nicht bemerkt, wie es mir letztendlich mit der Situation ging. Andererseits hatte er von meinem Streit mit Simon nichts mitbekommen. 
Wenn ich so darüber nachdachte, war es gar nicht schlecht, dass Martin das Ganze nicht auffiel. Er würde sich nur unnötig Sorgen machen. 
Früher oder später würde ich sowieso darüber hinwegkommen müssen. Das hoffte ich zumindest. 

Endlich begann auch ich, meine Kleidung und was ich sonst noch alles brauchte, in Koffer und Reisetaschen zu stopfen. Mit jeder Minute wurde ich glücklicher. Ich freute mich auf den anstehenden Urlaub mit Martin. 

Heute Nacht würden wir fliegen. 

Ich schloss die Augen und stellte mir vor, ich wäre schon auf den Malediven. 
Es war ein wunderschönes Gefühl und endlich, seit Langem lag wieder ein ehrliches, strahlendes Lächeln auf meinen Lippen. 

Mitten in der Nacht läutete mein Wecker, anders als sonst, schlug ich nicht darauf, sondern stand auf, zog mich an und begann meine Koffer ins Auto zu schleppen. 

Auch Martin war schon damit beschäftigt, alles Notwendige im Kofferraum zu verstauen. 

Es war noch dunkel. Kein Wunder, schließlich war es auch zwei Uhr nachts. Trotzdem schaute ich die ganze Zeit aus dem Fenster. 
Niemand von uns sagte ein Wort. Doch es war eine angenehme Stille.

Am Flughafen angekommen gaben wir unsere Koffer ab und durchliefen den Sicherheitscheck. Jetzt mussten wir nur noch warten. Warten auf die warme Sonne der Malediven, die wir in wenigen Stunden genießen würden. 

Unser Flug wurde aufgerufen. 

Ich stand auf, nahm mein Handgepäck und folgte Martin zum Gate. Bevor ich in das Flugzeug stieg, atmete ich tief durch.

"Komm, Elisa. Das Leben geht weiter", sagte ich mir selbst und ging mit meinem Freund, den ich über alles liebte, in die Maschine.



Ich weiß, dieses Kapitel ist äußerst langweilig und recht kurz. Es tut mir leid, aber ich bin gesundheitlich nicht so am Start (ich bin ziemlich stark verkühlt), deswegen ist meine Konzentration im Keller.
Aber ich verspreche, bald wird wieder etwas aufregenderes passieren.



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