27

10 1 1
                                    

"Elisa, was ist den plötzlich mit dir los?"

Ich schaute zu Boden. "Martin, alles was ich will ist doch nur eine Familie."

"Wir sind ein halbes Jahr zusammen?!"

"Ja, ich weiß, aber..."

"Elisa, ich will kein Kind! Zumindest nicht in den nächsten Jahren! Ich verbringe den ganzen Tag mit diesen nervigen Geschöpfen, da brauche ich nicht daheim auch noch so einen Fratz!"

"Ich dachte nur...vergiss es." Ich drehte mich um und verließ den Raum. 

Ich hatte gedacht, er würde meine Meinung teilen. Ich hatte gedacht, er würde sich auch eine Familie wünschen. 

Ich ging in mein Zimmer und schaute aus dem Fenster. Ich konnte kaum etwas sehen, denn es war schon dunkel geworden. 

Ich beneidete Simon um seine Zukunft. Er würde Vater werden, eine Familie haben. Und ich? 

Ich duschte mich und zog mich um, jedoch ließ mich der Gedanke, dass ich nie Mutter werden würde nicht los. 
Ich wollte Kinder. Schon als ich selbst noch ein Kind war, hatte ich Kinder gewollt. 

Traurig legte ich mich ins Bett. 

Vielleicht hatte Martin recht und ich hatte die Sache ein wenig überstürzt. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, ein Kind zu bekommen. Vielleicht sollte ich mit meiner 'Karriere' als Lehrerin zufrieden sein. Vielleicht war es nur richtig so.

Aber es tat so verdammt weh.

Nach einiger Zeit hörte ich, wie jemand den Raum betrat. Ich wusste, dass es Martin war, drehte mich jedoch nicht zu ihm. 

Er krabbelte neben mich ins Bett und legte seinen Arm um mich. "Hey Elisa, es tut mir leid, okay? Aber weißt du, du kommst einfach so reinspaziert und erzählst mir, dass du ein Kind willst, wie hast du meine Reaktion denn erwartet? Ich liebe dich und das weißt du, aber ein Kind? Es ist mir einfach zu früh. Vielleicht in ein paar Jahren..."

"Schon gut. Ich habe es ein bisschen überstürzt."

"Das kann man wohl sagen."

"Gute Nacht, Martin", beendete ich das Gespräch. 

Die Tage vergingen, doch die Erinnerung an Martins und mein Gespräch neulich ließ mich nicht los.

Ich wünschte es mir einfach so sehr, Mutter zu werden, ein Kind in meinen Armen schaukeln zu können. Zu wissen, dass es mich bedingungslos liebte. 

Doch ich lernte, mich damit abzufinden. Außerdem war es ja nicht für immer. Vielleicht in ein paar Jahren...

Was aber noch mehr weh tat, als die Tatsache, dass mein Freund keine Kinder wollte, war, dass Martin in dieser Art und Weise mit mir gesprochen hatte. 
Sonst war er immer so liebevoll und einfühlsam gewesen, hatte sich um mich gesorgt. Doch wegen dieser 'Kleinigkeit' war es wütend geworden, hatte mich angeschrien. Es schmerzte. Doch ich lernte auch, damit umzugehen. Schließlich hatte er sich entschuldigt. Er hatte es nicht so gemeint. Ich steigerte mich da in etwas hinein.

Jedoch machte es die Tatsache, dass Simon ständig freudenstrahlend erzählte, dass er Vater werden würde, meine Situation auch nicht besser.

Was sollte ich machen?

Ich musste mit irgendjemandem darüber reden. Doch mit wem? 

Simon wollte ich sein Glück nicht mit meinen Beziehungsproblemen vermiesen.
Kiki würde mir sowieso nur wieder eine Beziehung mit Simon einreden wollen.
Und Martin, naja, er war der Grund für meinen Zustand. 

Doch desto länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir die Lösung. 
Martin war ein liebender Partner und ich war eine undankbare Freundin. Ich musste einfach ein bisschen mehr zurückstecken und ich musste aufhören, so naiv zu sein. Ich musste mich ändern. Und ich würde mich ändern. Für Martin.

"Martin, weißt du, ich war letztens sehr enttäuscht von deiner Reaktion. Aber ich habe mir Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es meine Schuld war. Ich habe es überstürzt und es tut mir leid. Wirklich."

Mein Freund, der mir die ganze Zeit nur halbherzig zugehört hatte, kam auf mich zu und umarmte mich. 
"Es ist schon okay, Elisa. Es ist schon gut."

Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Doch irgendwie dauerte mir diese Umarmung zu lange und sie war mir um ehrlich zu sein, auch ein wenig unangenehm. 
Wir hatten zwar schon viel intimere Situationen erlebt, jedoch wollte ich in diesem Moment einfach nur aus Martins Armen flüchten. Warum auch immer. 

"Was machen wir eigentlich zu Weihnachten?", fragte ich plötzlich, um das Thema zu wechseln.

"Ach ja. Apropos Weihnachten! Wir haben gezogen für Engerl-Bengerl, während du nicht da warst, weil wir vorher vergessen hatten. Es sind ein paar Zettel übriggeblieben, sie müssten noch im Sekretariat liegen."

Ich liebte dieses Spiel. Jedoch waren es nur noch zwei Wochen bis Weihnachten. 
Morgen musste ich unbedingt ziehen, um noch etwas verschenken zu können. 

"Danke für die Erinnerung", sagte ich und gab Martin einen Kuss auf die Wange. Damit war unser Gespräch beendet. 
Es war ein komisches, ein wenig peinliches Gespräch gewesen. Trotzdem war ich froh, dass alles zwischen uns geklärt war und unsere Beziehung wieder in einem guten Licht stand. 


Am nächsten Tag ging ich ins Sekretariat, um einen Zettel ziehen zu können. Ich war schon sehr gespannt, wen ich dieses Jahr beschenken würde. 

Als ich den gezogenen Zettel in der Hand hielt, war ich nicht mehr so erfreut. 

Jonas

Ich hätte jeden lieber gezogen, als ihn. 

Was sollte ich diesem Typen schenken? Kondome?  

Ich gab zu, früher waren wir beide Freunde gewesen, gute Freunde. Zwar waren wir nie so eng gewesen, wie Simon und ich, jedoch hatte wir uns gut verstanden. Wir waren sogar ein paar Mal ausgegangen, zwar immer nur als Freunde, doch es war jedes Mal lustig gewesen.
Doch als ich dann auf ihn hereinfallen, und diese verdammte Affäre mit ihm anfangen musste, die in einem Desaster geendet hatte, war es vorbei gewesen mit der Freundschaft.

Jetzt hasste ich ihn. Wortwörtlich. Ich hasste ihn. 

Wütend, darüber, dass ich meinen 'Ex' gezogen hatte, noch dazu bei einem Spiel, bei dem es um Freundschaft, Liebe und Wohlbefinden geht, betrat ich das Lehrerzimmer und ließ das Blatt mit seinem Namen in den Müll segeln. 

Was zum Teufel sollte ich diesem Typen schenken?!

Ein Jahr zuvor hatte ich Kiki beschenkt. Sie war mir um Einiges lieber gewesen. Sie als Option war dieses Jahr jedoch nicht möglich, da meine Freundin noch immer in Karenz war. 

Ich schaute mich im Raum um. Marianne, eine sehr kreative Kollegin, hatte das Lehrerzimmer mit ein wenig Dekoration versehen. Es sah wirklich schon weihnachtlich aus. Und alle schienen in relativ guter Stimmung zu sein, die schließlich auch mich erreichte. 

Langsam aber sicher kam ich auf den Geschmack. Und langsam aber sicher begann ich, mich auf Weihnachten zu freuen.



Hey, danke, dass ihr meine Geschichte lest!
Ich weiß, 27 Kapitel sind nicht sehr viel, aber ich verspreche, er werden noch mehr. Es ist schön, dass ihr bis hierher gelesen habt und ich hoffe natürlich, dass ihr weiter lest. Ich spreche meinen Respekt aus, denn ich habe  das Gefühl, dass diese Story in letzter Zeit ein wenig langweilig ausfällt...

Wer ist eigentlich euer Lieblingscharakter? Das würde mich wirklich interessieren.

PS: Ich glaube, dass 'Engerl-Bengerl' in Deutschland 'Wichteln' heißt, für die, die den österreichischen Ausdruck nicht kennen.



Out SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt