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"In drei Tagen ist mein Haus wieder bewohnbar", erklärte Martin, nachdem er den Anruf beendet hatte.

"Das ist doch toll", sagte ich lächelnd.
Seine Stimme klang jedoch alles andere als erfreut über diese Neuigkeit. "Aber bei dir ist es so...naja...so schön", gab er verlegen zu.

Er hatte schon irgendwie recht. Die letzten fünf Wochen waren die schönsten seit Langem gewesen. Und um ehrlich zu sein, wollte ich ihn auch nicht wieder gehen lassen. "Dann bleib doch", schlug ich also kurzerhand vor.

"Und was ist dann mit meinem Haus?" Er war verwirrt.

"Vorerst gar nichts. Dem Haus tut es ja nicht weh, wenn du nicht dort bist. Aber mir schon", flüsterte ich gegen seine Lippen.
Er nickte schwach. "Da hast du recht mein Liebling."
"Also bleibst du?"
Er küsste mich und sprach leise in den Kuss hinein:"Ja Elisa. Ja ich bleibe..."

Der Rest der Ferien, mit Martin verging an meiner Seite, wie im Flug.

"Morgen fängt die Schule wieder an", murmelte ich verschlafen in meinen Polster. "Ja", antworte der Mann neben mir lächelnd.
Ich stützte mich auf meinen Ellbogen und schaute meinem Freund in die Augen. "Wir sollten den den Schülern nicht sagen." Er nickte. "Aber ewig werden wir es nicht verheimlichen können, das weißt du."

Das wusste ich. Aber ich wollte es so lange wie möglich geheim halten. Ich wusste nicht warum, aber dieses Thema würde mir unangenehm vor den Kindern werden. Ich wollte es nicht. Es war noch so frisch, so neu. Es 'publik' zu machen, machte mir Angst.

"Ja, aber..." Ich spürte seinen Zeigefinger auf meinen Lippen. "Shhh...lass und jetzt nicht über die Schüler reden..." Er küsste mich liebevoll.

"So, und jetzt stehen wir auf." Ich schwang mich aus dem Bett und lief hinter ihm die Stufen zur Küche hinab.

Wie sehr würde ich diese gemütlichen Morgen vermissen, hatte erst die Schule wieder angefangen.

"Und? Was willst du heute an unserem letzen schülerfreiem Tag Unternehmen?", fragte Martin, während er sich ein Stück Toast in den Mund schob.
Unwissend hob ich die Schultern. "Keine Ahnung."

Er legte nachdenklich einen Finger an die Lippen. "Wie wäre es mit einem romantischen Ausflug?"
Ich hob meinen Kopf. "Hört sich gut an. Wo soll es denn hingehen?"

"Egal, mit dir ist es sowieso überall romantisch", lächelte er und strich mir zärtlich über die Wange. "Ich liebe dich Elisa." Ich nickte. "Ich weiß..."
Er schaute leicht verwirrt drein. "Ich liebe dich auch", rettete ich die Situation. Warum hatte ich das nicht gleich gesagt?!

Zu meinem Glück unterbrach das Läuten meines Handys diese äußerst unangenehme Stille, die nun herrschte.

"Elisa Weiners, hallo?", meldete ich mich, da ich die, die auf meinem Display erschien,Nummer kannte.
"Morgen Elisa! Ich bin's!", klang die Stimme des Direktors an mein Ohr, "ich wollte dir nur sagen, morgen nach der Schule ist Konferenz. Bereite bitte die notwendigen Unterlagen dafür vor, ja?"
"Ja, sicher", antworte ich kurz angebunden.

Nachdem er aufgelegt hatte, wandte ich mich an Martin:"Ich glaube mit unserem Ausflug wird es heute nichts mehr..."
Als ob er mitgehört hatte, stöhnte er:"Konferenzen am ersten Schultag sind nicht zum Aushalten."
"Jetzt übertreibst du aber..."
Er schaute vom Sessel, auf dem er saß, zu mir auf. "Nicht wenn ich deswegen einen romantischen Tag mit meiner Geliebten opfern muss."

"Davon wird es noch genug geben, glaub mir", lächelte ich, "aber jetzt muss ich arbeiten." Ich lief die Stufen hinauf und schnappte mir meine Notizen.

Morgen würde es also wieder beginnen...

Stöhnend drehte ich mich um und vergrub das Gesicht in meinem Polster.

"Jammern bringt dich auch nicht weiter", lachte Martin, der schon fertig angezogen im Türrahmen lehnte.
"Schön wäre es", gab ich zurück und rappelte mich widerwillig auf.

Auf dem Weg zur Schule musste ich mir Mühe geben, meine Augen offen halten zu können.
Mein Freund schüttelte bei meinem Anblick nur grinsend den Kopf.

"Was?! Ich brauche meinen Schlaf nun mal!", raunzte ich.
"Aber du hattest genug Schlaf."
"Nein! Die Ferien haben meinen Rhythmus zerstört", jammerte ich weiter.
"Ich geb's auf...", sagte Martin, als er merkte, dass ich heute einfach nicht zum Scherzen aufgelegt war.

Er bog in den Parkplatz der Schule ein und stieg aus dem Auto.
Müde warf ich den Kopf zurück und schwang auch meine schweren Beine aus dem Wagen.

Mit gehörigem Abstand, um den Schülern keinen Grund zur Spektis zu geben, betraten wir das Schulhaus.

Es wimmelte nur so von, großteils ausgeschlafen aussehenden, Menschen.

Als ich einen Blick auf die große Uhr in der Aula warf, merkte ich, dass es schon dreiviertel acht war.
Schnell lief ich ins Lehrerzimmer. Fast alle Kollegen waren schon anwesend.
Schnell setzte ich mich auf meinen Platz und räumte meine Sachen aus.

Als ich den Kopf wieder hob, schaute ich in nur allzu bekannte Augen. Simon lächelte mir zu.
"Na Elisa, neues Jahr, neues Glück."
Ich lächelte, er erwiderte mein Lächeln, das langsam zu einem breiten Grinsen mutierte.

Aus irgendeinem Grund war ich nämlich überglücklich ihn wiederzusehen.
Jedoch wusste ich nicht, ob er das genauso sah, denn dieser eine Satz, blieb der einzige, den ich an diesem Tag aus seinem Mund vernahm.

Er blieb der einzige für diesen Tag, die nächsten Tage, die nächsten Wochen.
Was hatte sich zwischen uns geändert? Was war es, dass ihn so von mir distanzierte?

Ich spürte, dass dieses Jahr etwas Drastisches in meinem Leben verändern würde. Und egal was es war, es würde Komplikationen hervorrufen.

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