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"Was ist los, Liebling?", fragte Martin nocheinmal.

Schnell legte ich auf. "Gar nichts", sagte ich und versuchte, so schnell wie möglich den Raum zu verlassen.

"Ach komm schon, es ist doch irgendwas." Er kam auf mich zu und legte seinen Arm um meine Taille. 
Was sollte ich sagen? Was hatte er gehört? Machte es überhaupt noch einen Sinn zu lügen? 

"Ich habe mit Kiki telefoniert", sagte ich, in der Hoffnung, diese Auskunft sei ausreichend. 

"Was ist es, was dich so fertig mach?"

"Nichts, es ist nur...ach vergiss es." Ich setzte erneut zum Gehen an. 

"Ich habe etwas von Simon gehört. Stimmt irgendetwas nicht mit ihm?"

"Nein, mit ihm ist alles in Ordnung. Es ist nur..naja, er wird Vater."

"Das ist doch toll. Was stört dich daran Schatz?" 

Ich schaute verdutzt. Was sollte ich sagen? Was störte mich überhaupt daran. In diesem Fall musste ich mir einfach fürs Lügen entscheiden, da ich die Wahrheit selbst nicht kannte. 

"Mich persönlich stört nichts daran. Ich freue mich für ihn. Es ist nur, naja, Sabine ist so viel jünger als er."

"Was sind die paar Jahre in der heutigen Zeit schon? Außerdem, lassen wir das mal deren Sorge sein."

"Du hast Recht", antwortete ich schnell, gab ihm einen hastigen Kuss auf die Wange und verschwand in meinem Zimmer.

Was  wenn es stimmte, was Kiki sagte? Was wenn...nein! Ich liebte Martin. Ein bisschen Usicherheit am Anfang einer Beziehung war doch nichts Ungeöhnliches. Es war normal. Vollkommen normal. Mit Lukas war es genauso gewesen. Und es war eine gute Beziehung gewesen, bis zu dem  Zeitpunkt.

Ich schlug mit der Hand gegen meine Stirn. Warum musste ich mir nun auch noch Gedanken über Lukas machen?!

Ich ließ mich zurück aufs Bett fallen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Wie sollte das Ganze weitergehen?

Einige Tage später fand wieder eine Konferenz statt. Simon hatte angekündigt, etwas Wichtiges sagen zu wollen. Ich wusste ohnehin schon, was es war und ich hoffte, es durchstehen zu können.

Martin und ich betraten Seite an Seite das Lehrerzimmer. Fast alle waren schon anwesend.

"Weißt du, was er sagen will?", fragte Selen Valentina. Diese schüttelte den Kopf.
Er hatte es also wirklich niemandem, außer mir, gesagt. Ich fühlte mich geehrt dadurch, doch gleichzeitig fühlte ich mich schuldig, weil ich es weitererzählt hatte, ohne Rücksicht zu nehmen.
Doch jetzt war es so und so egal, da er es in wenigen Minuten sowieso öffentlich verkünden würde.

Ich drehte mich um, um Martin einen Kuss auf die Wange zu hauchen, als ich bemerkte, dass er nicht da war. Suchend schaute ich mich um.
Da erblickte ich ihn.

"Und du bist dir ganz sicher?", fragte Selen. "Ganz sicher. Unser Simon wird Vater." "Das ist es also", meinte Valentina.

Oh nein! Martin hatte es weitererzählt! Schande über mich!

Ich sah schon, wie Simon die ersten Glückwünsche erreichten.
Er schaute mich böse an.

In meiner Feigheit drehte ich mich einfach weg, doch auch das änderte nichts daran, dass er mich sofort am Arm packte und mich wegzog. 

"Elisa, was hast du dir dabei gedacht?! Hast du eine Ahnung, wie lange ich mich schon darauf freue, diese Nachricht endlich dem Kollegium mitteilen zu dürfen?! Ich habe es dir anvertraut, weil ich dir vertraue...vertraut habe."

"Simon, es tut mir so unendlich leid. Es ist nur, Martin..."

"Lass es Elisa. Sehen wir es doch einfach als Erfahrung. Weißt du, ich dachte wir wären Freunde."

"Simon, das sind wir. Bitte..."

Er schüttelte den Kopf. 
Ich hatte ihn wirklich verletzt und brauchte dringend eine Möglichkeit, es wieder gut zumachen.

Warum hatte ich das getan? Das Schlimmste für mich war es, meine Freundschaft mit Simon zu zerstören. Und genau das hatte ich gerade geschafft. 
Ich erinnerte mich daran, als ich aus einer Konferenz gestürmt war. Er war mir gefolgt. Er hatte mit mir geredet, war für mich da gewesen. Nun war ich an der Reihe, nun musste ich für ihn da sein. 
Er sollte wissen, wie sehr ich mich für ihn freute. Er sollte wissen, dass er mir nicht egal war, dass er mir etwas bedeutete. 

Mit gesenktem Kopf betrat ich wieder das Lehrerzimmer. Ich versuchte, jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Ich musst nachdenken. Ich brauchte eine Lösung, die mir Simon zurückbrachte...als Freund natürlich.


Die Tage vergingen und die erhoffte plötzliche Erleuchtung meinerseits blieb leider aus. 

Ich saß vor meinem Laptop und starrte Luftlöcher.

"Elisa, du wirst mir fehlen", ertönte plötzlich eine, mir allzu bekannte, Stimme.

"Warum sollte ich dir fehlen?", fragte ich verwirrt. Wollte Martin etwa weggehen?

"Naja, sechs Tage sind schon eine lange Zeit."

Sechs Tage? Ich verstand die Welt nicht mehr. Würde ich irgendwo hingehen?

"Naja, aber so ein Schikurs..."

"Den habe ich ja komplett vergessen!",  rief ich und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Ich sprang auf und zog meinen Koffer aus dem Kasten. "Danke, dass du mich daran erinnert hast." Ich küsste Martin auf die Wange. "Bitte?", antwortete er, nun war er es, der verwirrt klang. 

Ich begann sofort damit, Kleidung einzupacken. Wie konnte ich nur diesen Schikurs vergessen?! Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr mich die Sache mit Simon wirklich mitnahm.

Einige Tage später brachte mich Martin, der darauf bestanden hatte, zur Schule, wo uns der Bus abholen sollte. 
Es waren schon fast alle Schüler anwesend. Jonas und Valentina halfen den Kindern, die Schi und Snowboards zu verstauen.

Eigentlich liebte ich Schikurse, doch ich hatte das Gefühl, dieser hier würde der Horror werden. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Ich schaute mich um. Der vorige Schikurs war schon ein Jahr her. Ich war ein Jahr älter. Die Schüler waren ein Jahr älter. Und alles hatte sich verändert. 

"Morgen", grüßte ich meine Kollegen.

"Morgen", vernahm ich eine Stimme hinter mir. Simon. Da war es wieder. Dieses Vertraute Etwas in seiner Stimme. Hatte er mit verziehen?



Bitte verzeiht mir dieses äußerst schlechte Kapitel, aber ich brauche einen Füller, bis wieder etwas passiert.

Out SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt