Ein Palast, gebaut aus Schnee und Eis.
Eine Stadt um ihn herum erbaut, so pompös, dass sie alles in Schatten stellt, was du je gesehen hast.
Und ein junges Mädchen, die im armen Stadtrand aufwächst und ihre ganz besondere Gabe erkennt.
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Wanna hatte nie davon geträumt, Prinzessin zu sein.
Sicher, als Kind hatte sie vielleicht mit ihrer Puppe Prinzessin gespielt, aber es war ihr nie wie ein sehnsüchtiger Wunsch vorgekommen, dessen Erfüllung ihr ganzer Lebensinhalt war.
Hätte man sie damals gefragt, so wäre sie viel lieber eine Räuberin geworden. Oder eine Wanderin, die furchtlos durch die Steppen reiste, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern.
Als ihr Vater ihr offenbart hatte, dass sie magische Fähigkeiten hatte, waren all ihre verwegenen Träume irgendwie wahr geworden. Und doch hatte sie sich nie – und würde auch nicht – als Hexe gesehen.
Seit König Timur ihr die Möglichkeit gab, Geschichte zu studieren, hatte sie vieles über Hexen und Zauberer gelesen. Das Wenigste davon klang wie eine der Gruselgeschichten, die man Kindern erzählte, damit sie sich ängstigten und nicht nachts alleine durch die Gegend liefen.
Dennoch fühlte sie sich sonderbar, wenn sie etwas Neues über Tandyria lernte, dem Land aller magischen Wesen. Jedes Kapitel las sie wie eine Fremde, die etwas beobachtete, was ihr bekannt vorkam.
Das Buch über die Bürgerkriege vor 200 Jahren war für Wanna wie eine stille Offenbarung gewesen. So hatte sie erfahren, dass es in Tandyria Hexen und Zauberer gab, die sich in Tiere verwandeln konnten – ohne Magie, ganz so, als wäre die tierische Gestalt ein Teil von ihnen.
Lasins, dachte Wanna überrascht, und ihre Neugier war geweckt. Sie hatte sich zwar nie Gedanken darüber gemacht, wie lange ihre Familie schon mit der Zauberkraft zu kämpfen hatte, aber offensichtlich war es kein junges Phänomen, keine plötzliche Laune der Natur.
Doch die Fähigkeit, sich in ein Tier zu verwandeln, wurde in Tandyria als Gendefekt bezeichnet, den man ausmerzen musste – dasselbe also, was die Lasins über Magie sagten.
In dem Buch stand nicht, ob während des Bürgerkrieges alle animalischen Hexen und Zauberer starben. Aber Wanna war sich sicher, dass sie hier eine Antwort auf eine Frage bekommen hatte, die sie so nie gestellt hatte.
Es bedeutete, dass ihre Familie entweder wie die animalischen Hexen und Zauberer veranlagt war, nur eben mit der Magie, oder dass ihre Vorfahren aus Tandyria stammten und sich nach Sempera retten konnten.
Genau in diese Überlegung war sie vertieft, während sie das Kleid anprobierte, welches sie für die königliche Einführung tragen sollte. Die Zeremonie würde auch gleichzeitig die Bekanntgabe ihrer Verlobung mit Vasaris sein.
Kein Wunder also, dass sie sich lieber gedanklich in ihre Studien vertiefte. Tat sie es nicht, würde sie nur unnötig nervös werden.
Belle scharwenzelte aufgeregt um sie herum, während die Näherinnen das Kleid absteckten.
„Ich kann es gar nicht erwarten!", rief sie immer wieder. „Ihr seid so ein hübsches Paar. Und stell dir mal vor, wir werden jetzt sozusagen Schwestern!"