10. Türchen

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Wanna rannte und rannte. Kurz bevor sie den Waldrand erreichte, war ein ohrenbetäubendes Kreischen zu hören, als würden hunderte Tiere gleichzeitig verenden. Der Boden unter ihren Füßen vibrierte; Schnee fiel von den Ästen herunter und Wanna verlor ihr Gleichgewicht.

Etwas plumpste neben ihr in den Schnee, und sie brauchte einen Moment um zu realisieren, dass es kein weiterer Eisklumpen war, sondern der tote Körper eines Vogels. Seine leblosen Augen starrten sie an, und sie war sich ziemlich sicher, noch den letzten Hauch eines Vorwurfs in ihnen erkennen zu können.

„Wanna?", hörte sie ihre Schwester rufen.

Hastig sprang Wanna auf, rutschte dabei aber aus und fiel ein weiteres Mal in den Schnee, dann schaffte sie es aber. Obwohl sich ihre Beine wie Blei anfühlten, rannte sie, als ginge es um Leben und Tod.

Und vielleicht stimmte das auch.

Sie lief durch das Tor, blind vor Angst. Es war gut, dass in diesem Moment keiner im Weg stehen; sie wäre achtlos gegen ihn gelaufen und hätte dabei vielleicht noch jemanden verletzt.

Sie hetzte zu ihrer Hütte, und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen, als sie vor der Tür ein bekanntes Gesicht sah.

Es war Fedwick. Ihr alter, bester Freund Fedwick.

Neben ihm stand ein Mann, den sie zwar nicht kannte, aber seine Gesichtszüge kamen ihr bekannt vor, als hätte sie ihn schon einmal gesehen. Sie brauchte einen Moment um zu begreifen, dass er wohl Fedwicks Vater sein musste.

Ihnen gegenüber stand Willem. Und dieser blickte besorgt in ihre Richtung, mit hochgezogenen Augenbrauen, seine stille Frage ihm ins Gesicht geschrieben.

Es passierten zu viele Dinge auf einmal. Wanna fühlte sich, als würde ihr Kopf gleich explodieren.

Fedwick wandte sich ihr zu. Und dann bewegte er sich, breitete seine Arme aus und fing sie auf, noch ehe Wanna bemerkte, dass ihre Kräfte nachließen.

Er trug sie in die Hütte hinein und legte sie auf das Sofa. Ihre Mutter brachte ihr eine heiße Tasse Tee und fragte aufgeregt, was geschehen war und wo Walpyxa war.

Wanna wollte etwas sagen, aber der Schock saß so tief in ihren Knochen, dass es ihr die Sprache verschlug.

Fedwick blieb an ihrer Seite. Wie lange hatten sie sich nicht mehr gesehen?

Sie wusste es nicht, aber es war auch egal. Er war hier, hielt ihre Hand, als wäre er nie fort gewesen.

„Willem", hörte sie Fedwicks Vater sagen. „Wir müssen uns unterhalten."

Sie sah, wie Fedwick seinem Vater einen langen Blick zuwarf, ehe er sich wieder Wanna zuwandte.

„Was ist los?", fragte sie im selben Augenblick, als Willem mit Fedwick wieder vor die Tür ging.

Die letzte KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt