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Dienstag.
Einfach nicht mein Tag. Heute Morgen bin ich schon mit grauenvollen Kopfschmerzen aufgewacht. Leider wurden diese den gesamten Tag nicht besser. Wieso denn auch? Es ist ja schön mit Schmerzen seine Gäste zu bedienen. Schlechte Laune habe ich auch. Nicht mal das Backen heute Morgen hat mich ablenken können. In zwei Tagen habe ich Geburtstag. 25. Andere haben da schon Kinder und sind verheiratet. Und ich? Ich bin Single. Meine Mutter wird mich dann wieder nerven. „Kind, du musst dir langsam mal einen Mann suchen. Wir wollen schließlich noch Großeltern werden". Wie ich es liebe. Vielleicht liegen meine Kopfschmerzen auch daran, dass Olé heute nicht im Café war oder daran, dass er sich gestern ausschließlich mit Klara unterhalten und mich vollkommen ignoriert hat. Eigentlich mag ich den Dienstag sehr gerne. An diesem Tag haben wir nur bis 14:00 Uhr geöffnet. Ich nutze den Nachmittag immer um neue Rezepte zu probieren. Allerdings werde ich jetzt nur noch einkaufen gehen und dann schlafen. Vielleicht gehen dann die Kopfschmerzen weg.
Ich öffne mein Auto und lasse mich fast wörtlich auf den Sitz fallen. Ich habe kein großes Auto. Aber ich liebe es. Der POLO reicht vollkommen für die Einkäufe.
Am Supermarkt angekommen, suche ich fast verzweifelt einen Parkplatz. Gibt es hier etwas umsonst? Sonst ist doch hier nie so viel los. Und schon gar nicht um diese Uhrzeit.
Ich schnappe mir einen Einkaufswagen und betrete den überfüllten Laden. So macht einkaufen überhaupt keinen Spaß. Außerdem kommt hinzu, dass ich mir keine Einkaufsliste geschrieben habe. Ich weiß jetzt schon, dass ich wieder nur das kaufe, was ich eigentlich nicht brauche. Und das was ich brauche, habe ich dann nicht. Aber ich will den Einkauf auch nicht später machen. An der Wursttheke angekommen, entdecke ich Elias. Ach nein, den kann ich jetzt so gar nicht gebrauchen. Aber verstecken geht auch nicht, denn er hat mich schon entdeckt.
„Carolin. Schön dich zu sehen", ruft er mir zu. So wie es aussieht ist er nicht alleine. Neben ihm steht ein kleiner Junge. Ich wusste gar nicht, dass er eine Familie hat. Dieses Detail hat er auf der Hochzeit ausgelassen. Gut, ich muss auch zu geben, ich habe ihm nicht wirklich viel Aufmerksamkeit geschenkt.
„Hey, Elias. Machst du auch ein paar Erledigungen?".
„Du ja scheinbar auch". Elias sieht mich schmunzelnd an.
„Wie ich sehe bist du ja nicht alleine unterwegs. Ich werde dann mal weiter ziehen". Das einzige was ich will, ist endlich nach Hause zu kommen.
„Oh okay. Ja, dann dir noch einen schönen Nachmittag".
Ich nicke und schiebe meinen Wagen weiter. Mal ehrlich, es gibt in München so viele Supermärkte, wieso zum Himmel, muss dieser Seelenklempner jetzt ausgerechnet in meinem Supermark einkaufen?
Genaugenommen ist es nicht dein Supermarkt.
„Carolin, warte". Elias scheint mir zu folgen. Ich atme tief durch und drehe mich dann zu ihm um.
„Ja?". Jetzt bin ich gespannt was kommt.
„Niklas hat mir erzählt, dass du bald Geburtstag hast. Ich wollte dir einfach einen schönen Geburtstag wünschen". Oh das ist wirklich nett von ihm. Auch, wenn ich dem Mann meiner Cousine wohl den Kopf abreißen muss. Wieso sagt er Elias, dass ich Geburtstag habe?
Jeder Mensch hat Geburtstag, Caro. Elias wird wissen, dass du irgendwann Geburtstag hast.
„Das ist nett, vielen Dank. Ja, am Donnerstag. Dafür war ich auch einkaufen". Caro, entspann dich. Wieso erzählst du ihm das alles?
„Feierst du mit deiner Familie?" Erst jetzt fällt mir auf, dass der Junge von eben nicht mehr bei ihm ist. Vielleicht habe ich mich vorhin geirrt und der Junge gehört gar nicht zu ihm.
„Ähm... Ja. In meinem Café. Da ist einfach mehr Platz. Ein paar Freunde kommen auch. Komm du doch auch". Was bitte hat mich jetzt geritten? Habe ich ihn jetzt wirklich eingeladen?
„Danke für die Einladung. Mal sehen wie ich es einrichten kann". Scheinbar schon.
„Schön. Dann sehen wir uns vielleicht Donnerstag. Ich muss leider weiter, habe noch einen Termin". Okay. Soweit bin ich schon gesunken, dass ich lüge?
Dieses Mal ist es Elias der lediglich nickt.
Nachdem ich noch ein paar Dinge eingepackt habe, fahre ich zur Kasse.
Heute ist mein Wagen mal wirklich gefüllt. Aber ich habe auch gleich alles für meinen Geburtstag eingepackt. Die letzten Jahre habe ich meinen Geburtstag im Café gefeiert. Dort passen alle viel besser rein. Nicht das meine Wohnung jetzt zu klein wäre, aber in meinen knapp 60 m² wäre es dann doch etwas zu eng. Außerdem gibt es im Café alles was man braucht. In meiner Wohnung habe ich nicht genug Geschirr für so viele Menschen.
Mit vollem Taschen und leerem Portmonee mache ich mich auf den Heimweg. Doch bevor ich ganz zu meiner Wohnung fahre, mache ich einen Abstecher zu meiner Cousine. Klara und Niklas sind mit den Kindern in eine etwas größere Wohnung gezogen. Allerdings nur vorübergehend. Momentan bauen sie nämlich ein Haus. Ich bin schon ganz gespannt auf das Ergebnis. Aber bis das fertig ist, dauert es wohl noch ein bisschen.
Ich muss jetzt mit jemanden über meine überstürzte Einladung reden. Und da ich meinen Freunden noch nichts von der seltsamen Bekanntschaft mit Elias berichtet habe, kommt nur Klara in Frage. Außerdem kennt sie Elias. Ich kann nur hoffen das sie zu Hause ist.
Als ich in die richtige Straße biege, sehe ich schon ihr Auto. Ich scheine Glück zu haben.
„Und du hast ihn einfach so eingeladen? Respekt, Caro. Ich bin echt erstaunt". Meine Cousine muss sich sichtlich beherrschen um nicht zu Lachen. Na toll. So hatte ich mir das eigentlich nicht gedacht.
„Es ist mir einfach so raus gerutscht. Man was mach ich denn, wenn er wirklich kommt. Dann quatscht er mich wieder zu und wenn Olé das sieht, zieht er vielleicht völlig falsche Schlüsse", erkläre ich aufgebracht.
„Caro, entspann dich. Ich glaube nicht, dass Elias kommen wird. Außer er bringt Fynn mit. Aber das glaube ich nicht". Ok. Wer ist Fynn?
„Wieso? Wer ist denn dieser Fynn?". Vielleicht ist Elias ja auch schwul...
„Hat er dir das gar nicht gesagt? Elias Bruder und dessen Frau hatten vor fast zwei Jahren einen schweren Unfall und haben leider nicht überlebt. Seitdem kümmert er sich liebevoll um seinen Neffen. Fynn. Fynn ist sehr schüchtern und in sich gekehrt. Deswegen vermute ich auch, dass er nicht zu deinem Geburtstag kommt".
Unglaublich. Dann hat der kleine Junge doch zu ihm gehört. Der kleine, Fynn, tut mir schon leid. Es ist ganz bestimmt nicht einfach seine Eltern in so einem Alter zu verlieren. Gut, es ist nie einfach die Eltern zu verlieren. Egal in welchem Alter.

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Auch flirten will gelernt sein
RomanceAuch flirten will gelernt sein Gefühle. Herzflattern. Aufregung. Nervosität. Das alles passiert mit Carolin sobald sie auf den attraktiven Ole Nilsson trifft. Und das passiert sehr häufig, kommt er doch fast täglich in ihr kleines Café auf der...