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Samstag

„Elias, darf ich dich noch etwas bezüglich deines Bruders fragen?", ich sehe ihn neugierig und abwartend an.

„Klar, was willst du wissen?". 

„Wusstest du, dass Fynn's Eltern dich als Vormund eingetragen haben? Ich meine falls ihnen etwas passiert?". Ich stelle mir das schon schwer vor. Aber eigentlich eine gute Sache, so weiß man immer, dass es jemanden gibt, der auf sein Kind aufpasst.

„Um ehrlich zu sein, nein, ich wusste es nicht. Nachdem mein Bruder gestorben ist, kam eine Mitarbeiterin des Jugendamtes in der Klinik auf mich zu. Sie war wirklich freundlich und mitfühlend. Sie hat mir dann von den unterzeichneten Papieren erzählt und mich im ersten Moment total schockiert. Ich war sowieso total duch den Wind und dann bekomme ich erzählt, das ich nun die Vormundschaft habe. Und ja, ich hatte auch Angst total zu versagen. Vielleicht hat es dir Niklas schon erzählt, aber früher war ich nicht wirklich verantwortungsbewusst". Elias lächelt mich an und sieht zu Fynn, welcher sich mit dem Handy seines Onkels beschäftigt. Die Jugend von heute.

„Aber dennoch haben dein Bruder und seine Frau dir ihr Kind anvertraut. Ich finde, das ist ein großer Liebesbeweis. Sein Kind gibt man nicht jedem. Außerdem finde ich, dass du das sehr gut machst", sage ich lobend. 

„Ja. Ich hab mich innerhalb weniger Stunden komplett umstellen müssen. Aber ganz ehrlich, mein altes Leben vermisse ich kein bisschen. Allerdings weiß ich nicht, wie lange ich noch in dem Haus der beiden leben kann. Dort erinnert mich einfach alles an sie". Elias zuckt mit den Schultern und nippt an seiner Kaffeetasse.

„Hm. Ich würde nicht gleich ausziehen. Zum einen, hat dein Patenkind so weiterhin seine gewohnte Umgebung und außerdem kann man ja das Innendesign verändern". In meinen Gedanken wimmelt es nur so von Ideen. Caro, selbst wenn er das in Betracht ziehen würde, würdest du ganz bestimmt nicht mithelfen.

„Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber dafür habe ich kein Händchen", gibt er grinsend zu. 

„Männer halt. Vielleicht, also wenn du magst ...".

„Ja?", fragt er grinsend und sieht mich erwartungsvoll an.

„Naja, vielleicht könnte ich dir ja helfen. Also nur wenn du magst", schlage ich vor und zucke mit den Schultern.

„Würdest du das wirklich machen? Ich meine, wir könnten echt Hilfe gebrauchen", meint er und zeigt auf Fynn und sich selbst. 

„Gut, dann legen wir morgen gleich los. Ich habe zu Hause noch ein paar Kataloge von Klara herumliegen. Seit sie und Niklas am Bauen sind, bekomme ich wöchentlich neue Kataloge gezeigt".

„Dann bist du ja bestens ausgestattet, aber wieso gleich morgen? Du musst doch sicher in dein Café".

„Nein, ich habe ein freies Wochenende. Morgen ist Lissy alleine. Außerdem haben wir so einiges zu planen. Da wird einiges auf dich, ich meine uns, zu kommen", sage ich grinsend.

Ich liebe es zu dekorieren und Räume umzugestalten.

Am Abend liege ich in meinem Bett und gehe den Nachmittag noch einmal gedanklich durch. Je mehr Zeit ich mit Elias verbringe um so mehr fällt mir auf, dass er gar nicht so ein schlechter Typ ist. Außerdem lassen mich seine Worte nicht mehr kalt. Hat er vielleicht wirklich recht damit, dass Olé nicht der richtige für mich ist?

Sonntag

Es ist nicht mal sieben Uhr und ich bin schon hellwach. Gut, wirklich schlafen konnte ich die gesamte Nacht nicht. Ausgerechnet an dem Tag, an dem ich mal ausschlafen könnte. 

Guter Witz. Als könnte ich ausschlafen. Ich bin ein notorischer Frühaufsteher. 

Während ich meine Sachen zusammenpacke, fällt mir ein, dass Elias und ich gar keine Uhrzeit ausgemacht haben. Egal, ich fahre einfach hin. Zur Not warte ich einfach im Auto.

Gegen acht mache ich mich dann auf den Weg, fast einmal quer durch München.

„Caro", ruft Fynn freudig, als er mir die Tür aufmacht.

Kurz nachdem ich mein Auto geparkt habe, konnte ich im Haus schon Licht sehen. Also habe ich beschlossen einfach zu klingeln.

„Na, bist du fit?", frage ich grinsend und bekomme ein stürmisches Nicken zurück.

„Wo ist denn dein Onkel?".

„Der ist hier. Guten Morgen", höre ich seine Stimme neben mir. Ein ungewohnter Anblick. Sonst ist er immer adrett gekleidet, aber nun steht er in einer Jogginghose und einem Hoodie vor mir. 

„Es ist Sonntag, da trage selbst ich mal etwas legeres", meint er nachdem er wohl meine Gedanken gelesen hat. Beängstigend.

„Keine Sorge, ich kann eigentlich keine Gedanken lesen. Die Mimik spielt eine große Rolle. Hast du schon gefrühstückt?", fragt er und geht in die Küche.

Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt haben, machen wir uns nun zu dritt an die Planung. Auch Fynn scheint sehr von der Idee angetan zu sein.

„Elias? Könnte ich denn vielleicht ein neues Bett bekommen?" Ich hatte in den letzten Gesprächen augeschnappt, dass er sich ein Hochbett wünscht.

„Klar, wenn überall etwas verändert wird, dann bekommst du auch etwas Neues", meint Elias und sieht seinen Neffen liebevoll an. 

„Gut, welchen Raum sollen wir zuerst angehen?", frage ich und sehe die beiden fragend an.

„Naja, Fynn und ich haben schon darüber unterhalten. Wir würden gerne im Wohnzimmer anfangen. Die Küche kann ruhig so bleiben, aber das Wohnzimmer braucht dringend einen neuen Anstrich".

Auch flirten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt