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Donnerstag.

Gerade als ich was sagen will, öffnet sich dir Tür und besagte Person betritt das Café. Doch Elias ist nicht alleine. Hinter ihm steht Olé. Albtraum.

„Elias ist tatsächlich gekommen", höre ich Niklas nuscheln.

„Hallo Geburtstagskind. Alles Gute. Ich hoffe du magst Blumen", meint Elias und gibt mir eine kurze, lockere, Umarmung. Er hat mir eine Orchidee gekauft. Mit Abstand meine Lieblingsblume.

„Danke. Aber du hättest mir nichts mitbringen müssen. Wo hast du denn Fynn gelassen?", frage ich und könnte mich sofort ärgern. Jetzt weiß er, dass ich mit Klara oder Niklas über ihn geredet habe.

„Du hast Geburtstag, also bekommst du auch ein Geschenk. Fynn ist bei einem Freund". Ich nicke und zeige ihm die Torten. „Du kannst dich einfach bedienen. Kaffee bringe ich dir gleich. Oder trinkst du keinen Kaffee?".

„Doch, Kaffee ist super, aber ich kann mir auch selber nehmen". Elias sieht mich grinsend an, ehe er zu meiner Cousine und Niklas geht.

„Ich wusste nicht, dass du heute Geburtstag hast. Kannst du mir trotzdem ein Sandwich machen?". Was? Er gratuliert mir nicht einmal? Und ich hab mich gefreut das Olé da ist.

„Tut mir leid. Da Caro heute feiert, gibt es nur die Torten. Und sie wird dir bestimmt kein Sandwich machen. Also entweder du isst Torte oder du hast Pech". Ich sehe Bine sprachlos an. So kenne ich meine beste Freundin ja gar nicht. Sonst ist sie immer zu allen freundlich.

„Bine, ich denke wir müssen reden. Olé bedien dich einfach".

Ich ziehe Bine hinter mir in die Küche. „Bine, was sollte das? Du kannst doch so nicht mit den Gästen reden". Und schon gar nicht mit Olé.

„Caro, du weißt, ich will nur dein Bestes. Du bist total verliebt in diesen Norweger. Aber er ist nicht der Richtige. Ich habe ihn gestern mit einer brünetten Dame gesehen. Also die Schwester war das auf keinen Fall, so wie die geknutscht haben". Meine beste Freundin streicht über meinen Arm. „Du verdienst jemand besseren", meint sie und verlässt die Küche.

Selbst wenn er mit einer anderen Frau herumgeküsst hat, muss es ja nicht heißen, dass ich keine Chancen bei ihm habe.

Vielleicht ist dieser Flirtkurs doch eine gute Idee.

Als ich aus der Küche komme, sind Lina und Lissy aus dem Großmarkt zurück.

„Caro, ich hab noch ein Geschenk für dich", meint Lina und kommt mit einem Päckchen zu mir.

Gespannt reiße ich das hübsch eingepackte Geschenk auf.

„Ich habe dir einen Kalender gebastelt. Mama hat mir geholfen. Jetzt hast du jeden Monat ein Bild von uns beiden". Lina sieht mich strahlend an.

„Das ist das beste Geschenk. Vielen Dank, Lina". Ich ziehe sie an mich und gebe ihr einen Kuss auf das Haar. In den letzten Monaten haben Lina und ich wirklich viel zusammen gemacht. Und jedes Mal hatten wir richtig viel Spaß.

Olé steht bei einer Freundin von mir. Die beiden scheinen sich gut zu verstehen. Zu gut, für meinen Geschmack.

„Du hast wirklich Talent. Hast du schon einmal darüber nachgedacht so eine Art Partyservice zu machen? Zum Beispiel für Hochzeitstorten?" Elias sieht mich fragend und neugierig an. Es überrascht mich etwas.

„Ja, um ehrlich zu sein, habe ich schon darüber nachgedacht. Aber ich glaube nicht, dass sich das Rechnen würde".

Freitag

Mein Geburtstag war noch sehr schön. Elias und ich haben bezüglich des Partyservice noch etwas geredet. Vielleicht sollte ich mir das doch nochmal überlegen. So schlecht ist es ja gar nicht.

Mittlerweile stehe ich wieder im Café. Heute alleine. Bine hat heute Morgen angerufen. Linus, ihr Sohn, ist krank. Da kann er natürlich nicht in die Kita. Und Lissy hat heute irgendeinen Termin. Also schmeiße ich den Laden heute mal alleine.

Gegen halb sechs, kommt Elias mit Fynn herein. Der jüngere sieht wirklich etwas schüchtern aus. Ich weiß genau wie er sich fühlt.

Das Café ist um diese Zeit schon leer. In einer halben Stunde mache ich zu.

„Hey, du musst Fynn sein. Elias hat mir schon von dir erzählt. Magst du ein Stück Torte?", frage ich als ich mich zu ihm herunter knie. Er guckt zu seinem Onkel, der kaum merkbar den Kopf nickt. „Ja, am liebsten Marzipan".

„Dann habe ich das richtige für dich". Ich gehe hinter den Thresen und schneide Fynn ein schönes Stück ab.

„Lass es dir schmecken", sage ich und gebe ihm den Teller.

„Danke". Fynn geht mit großen Augen zu einem der Tische.

„Sonst spricht er nie so viel mit fremden Menschen. Respekt". Elias sieht mich staunend an. Irgendwie macht mich das gerade ziemlich glücklich. Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich Kinder schon immer sehr gern hatte.

„Wie komme ich denn zu der Ehre? Oder wirst du jetzt auch ein neuer Stammgast?".

„So ähnlich. Ich habe Fynn von deinen Torten vorgeschwärmt. Er hat bald Geburtstag und ich plane eine kleine Feier. Wenn alles klappt, kommen sogar ein paar Jungs aus seiner Klasse. Also brauchen wir natürlich eine coole Torte. Da habe ich sofort an dich gedacht".

„Er leidet unter dem Verlust seiner Eltern noch immer sehr, oder?".

„Ja. Er zieht sich die meiste Zeit zurück. Ich bin sogar in das Haus meines Bruders gezogen weil ich dachte, dass ihm das hilft. Aber ich komme einfach nicht an ihn heran". Elias macht es sichtlich zu schaffen, dass er seinem Neffen nicht wirklich helfen kann. Nichtmal er, als Profi.

„Vielleicht braucht er einfach Zeit. Er hat immerhin seine Eltern verloren. Welches Motiv hättest du denn gerne für die Torte?", frage ich ihn lächelnd.

„Das ist eine gute Frage. Vielleicht möchte er dir das ja selber sagen", meint er unbeholfen und sieht zu seinem Neffen.

Vielleicht ist Elias doch nicht so schlimm, wie ich anfangs vermutet habe. Mit seinen schwarzen Haaren und blauen Augen, sieht er auch ganz passabel aus.

„Na, hat es dir geschmeckt?". Fynn sitzt still vor seinem leeren Teller und nickt.

„Mir hat gerade ein Vögelchen gezwitschert, dass du bald Geburtstag hast. Wenn dir die Torte geschmeckt hat, würde ich dir gerne eine für deine Feier backen. Hast du eine Idee, welche Figur ich dir backen soll?", frage ich den jungen Mann neben mir.

„Ja, aber ich weiß nicht ob du das machen würdest", antwortet er leise und sieht mich mit seinen Knopfaugen an.

„Ich bin ganz gespannt. Außerdem liebe ich Herausforderungen".

„Vielleicht kann ich es dir ja zeigen", schlägt er vor und sieht fragend zu Elias. Dieser nickt grinsend. 

Auch flirten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt