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Samstag

Heute ist der erste Tag des Flirtkurses. Ich bin ehrlich gesagt, sehr nervös. Da denke ich doch lieber an den gestrigen Abend zurück. Ich hab noch gemütlich mit den Jungs gegessen, bevor ich mich auf den Heimweg gemacht habe. Gut, Elias hat mich gefahren. Eigentlich wollte ich mir ja ein Taxi nehmen, aber er hat darauf bestanden mich zu fahren. Eigentlich hatte ich dann auch vor mich gleich schlafen zu legen. Doch an Schlaf war nicht wirklich zu denken. Das Schicksal von Fynn aber auch von Elias haben mich noch lange beschäftigt.

Da dieser Kurs schon um acht Uhr beginnt, war es mit ausschlafen auch nichts. Wer zum Geier legt einen Flirtkurs auf Samstagmorgen? Ursprünglich sollte es ja am Nachmittag stattfinden. Das wäre auch viel besser gewesen, doch der Seminarleiter kann, aus welchen Gründen auch immer, nur noch Vormittags. Ich bin schon sehr gespannt, was für ein Vogel uns nachher begrüßen wird. Mit einem Kaffee in der Hand, mache ich mich auf den Weg. Ich habe beschlossen zu laufen. Vielleicht werde ich dadurch ja etwas fitter. Der Kurs findet in der Volkshochschule statt. Es ist das erste Mal, dass ich dieses Gebäude betreten werde. 

Eine gute halbe Stunde später bin ich da. Die Uhr sagt fünf Minuten vor acht. Ich beschließe dennoch schon einmal den Raum aufzusuchen. Dann kann ich mir gleich schon einmal einen Eindruck verschaffen. Vielleicht sind ja auch schon andere Leute da.

Der ausgeschriebene Raum befindet sich im dritten Obergeschoss. Und tatsächlich, drei Männer und drei Frauen sitzen schon in einem Stuhlkreis. Na super. Ich hasse Stuhlkreise. 

„Hallo, seid ihr auch wegen des Flirtkurses hier?", frage ich und schüttele innerlich mit dem Kopf. Natürlich sind sie dafür hier. Schließlich hängt an der Tür ein großes Schild mit der Aufschrift: Flirtkurs.

„Ja, wenn du magst, kannst du dich neben mich setzten", meint einer der Männer und klimpert mit seinen Wimpern, was ziemlich schräg aussieht.

Ich entscheide mich dann doch lieber für den Stuhl neben einer blonden Frau. „Hey, ich bin Mia", stellt sie sich leise vor. 

Mia und ich haben gerade ein Gespräch begonnen, da geht die Tür auf. Doch ich achte gar nicht weiter darauf, wer den Raum betritt. 

„Guten Morgen. Mein Name ist Elias Wagner und mit mir werdet ihr die nächsten Wochen den Kurs haben". Wie bitte? Ich drehe meinen Kopf geschockt in die Richtung aus der die Stimme kommt. Vor uns steht wirklich Elias. Der Elias, der mich gestern Abend nach Hause gefahren hat. Verdammt. Er macht den Kurs? Ich bin so was von tot. 

Als auch er mich entdeckt, huscht ein kurzes Lächeln auf seine Lippen.

„Ihr seid hier, weil ihr etwas zum Thema Flirten lernen wollt". Elias stellt seine Tasche ab und setzt sich auf den Stuhl neben der Tafel. Wie auf Kommando holen die anderen Teilnehmer einen Block und einen Stift aus ihren Taschen. Mist. An so etwas habe ich gar nicht gedacht. „Wer allerdings glaubt, ich würde hier nur gewisse Anmachsprüche heraushauen, hat sich leider geirrt. Ich bin Psychologe und werde mit euch und eurer Persönlichkeit und eurem Charakter arbeiten. Aber vielleicht stellt sich jeder erst einmal vor". 

In Gedanken verfluche ich meine zwei besten Freundinnen. Diese Situation ist total peinlich. 

Die Kennlernrunde läuft schneller ab, als ich erwartet und vielleicht auch gehofft habe. Neben Mia, nehmen noch Markus, Leon, Till, Oliver, Barbara und eine Eva am Kurs teil. 

„Und wer bist du?", fragt Elias nun mich und muss sich erneut ein Grinsen verkneifen. Ich schließe kurz meine Augen und atme tief ein. Caro, du schaffst das!

„Ich bin Carolin, Besitzerin eines Cafés und bin hier, da mir meine besten Freundinnen diesen Kurs geschenkt haben", sage ich wahrheitsgemäß und sehe in die Runde. Markus, welcher mir vorhin seinen Nachbarplatz angeboten hat, schaut mir ganz ungeniert in den Ausschnitt. Ich mag ihn nicht. Hoffentlich teilt mich Elias nicht mit ihm in eine Gruppe. Erst jetzt fällt mir auf, dass wir eine ungerade Zahl an Teilnehmern haben. Na super. 

„Und wieso finden deine Freunde, dass du einen Flirtkurs besuchen solltest?", hakt er nach. Was soll das denn? Das hat er bei den anderen doch nicht gemacht. Oder doch? So genau habe ich bei den anderen gar nicht zu gehört. 

„Wahrscheinlich, weil es mir schwer fällt, mit fremden Männern so einfach ins Gespräch zu kommen. Ich sage meistens das falsche oder nur peinlich Sachen". Ich fahre über meine Haare und sehe Elias abwartend an. 

„Dann versuchen wir dieses Problem mal zu beheben, Caro". Er nennt mich Caro. Hier. Am Ende denken die anderen noch, dass zwischen uns beiden etwas läuft. Ich schüttele schnell meinen Kopf um diese Gedanken schnell wieder zu vertreiben. 

„Wir werden in Zweiergruppen arbeiten. Jeder sucht sich einen Partner beziehungsweise eine Partnerin. Da wir eine ungerade Zahl sind, kommt Carolin zu mir", gibt er bekannt. Jetzt bin ich wieder Carolin. Wahrscheinlich hat er selber gemerkt, dass mein Spitzname hier unangebracht ist. Aber verdammt, jetzt muss ich mit ihm zusammenarbeiten. Ich weiß nicht was schlimmer ist. Markus oder Elias... 

„Bevor wir aber mit diversen Rollenspielen beginnen, möchte ich euch noch etwas erzählen". Elias steht auf und geht zur Tafel.

In den folgenden Minuten erzählt er, wie wichtig es ist, mit sich selber erst einmal im Reinen zu sein. Es kommt auf die Ausstrahlung und Körpersprache an. Toll, aber damit kann ich mir Olé auch nicht angeln. Da brauche ich schon mehr. 

„Wir werden heute und in der nächsten Woche zuerst an eurem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl arbeiten. Manche von euch haben zu wenig davon und der ein oder andere viel zu viel. Ihr müsst genau die Mitte treffen, sonst werden alle Flirtversuche im negativen enden. Also. Legen wir los", meint Elias und zieht seinen Stuhl zu mir. 

„Was für eine Überraschung. Ich wusste gar nicht, dass du auch Flirtkurse gibst", rede ich drauflos, ohne auf die anderen zu achten. Während die damit beschäftigt sind Partner zu finden, kommen Elias und ich in ein Gespräch. 

„Siehst du, es gibt doch noch ein paar Geheimnisse. Du hast mir ja auch nicht gesagt, dass du teilnimmst", kontert er grinsend. Diese verflixte Lächeln.

„Wieso hast du die Uhrzeit eigentlich nochmal geändert?", frage ich neugierig und sehe ihn an. Er wirkt heute so ausgelassen. So war er das letzte Mal auf der Hochzeit.

„Der Babysitter für Fynn kann nur Morgens", erklärt er leise und schließt die Augen. 

„So wenn sich alle Paare gefunden haben, fangen wir an und ich erkläre euch die Basics".

Auch flirten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt