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MONTAG

„Wir brauchen eigentlich von allem etwas. Jeder nimmt sich jetzt eine Tasche und packt das rein, was ihm gut gefällt. Schließlich müsst ihr ja in dem Haus weiter wohnen. Da wäre es schlecht, wenn wir jetzt nur Dinge kaufen, die zwar stylisch gut passen würden, aber euch nicht gefallen. Also Jungs. Auf in den Kampf", sage ich grinsend. Habe ich schon erwähnt, dass ich Möbelhäuser liebe? Gerade das blau gelbe aus Schweden. Ich weiß, viele sagen, Ikea hat keine gute Qualität. Man sollte sich für sein Geld lieber richtige Möbel kaufen. Das sagt meine Oma zumindest. Aber ich denke, man kann schon gute Sachen bei Ikea finden. Bisher wurde ich auch noch nie von der Qualität enttäuscht. Für mich muss es kein 2000 Euro Schrank sein der mir dann nach zwei Jahren nicht mehr gefällt.

„Sag mal, müssen wir die Möbel eigentlich auch selber aufbauen?", fragt Elias plötzlich und sieht mich panisch an.

„Elias hat zwei linke Hände", kichert Fynn an der Seite.

„Pass bloß auf, sonst melde ich dich noch im Smaland an", meint sein Onkel und schüttelt den Kopf.

„Keine Sorge, Elias. Wenn du willst, werde ich euch auch dabei helfen. Außerdem glaube ich, dass wir gar nicht wirklich viel kaufen werden, was wir zusammenbauen müssen. Zum Beispiel euer neues Sofa, das bringen die Möbelpacker und stellen es auf. Das werden wir nachher am Ausgang regeln. Und einen Schrank werden wir schon zusammen aufgebaut bekommen", sage ich grinsend. „Du wirst nicht verzweifeln".

„Dein Wort in Gottes Ohr". Elias schließt kurz die Augen, ehe er Fynn und mir eine der gelben Tüten gibt.

„Habt ihr euch eigentlich überlegt, was ihr mit den Möbeln machen wollt, die wir jetzt austauschen?", frage ich neugierig und notiere mir schon die erste Artikelnummer.

„Ja, wir werden sie spenden. Das war Fynn's Idee. In der Nähe meiner Praxis ist eine Einrichtung für Flüchtlinge errichtet worden.Zweimal in der Woche habe ich dort eine Art Sprechstunde. Viele freuen sich, wenn sie einfach reden und von ihren teilweise echt schlimmen Schicksalen berichten können. Ich denke die können sehr gut ein paar Sachen gebrauchen".

„Wow. Das ist eine richtig tolle Idee. Außerdem sind die alten Möbel ja auch noch richtig gut".

Ich finde die Idee der beiden wirklich richtig gut. Auch, dass Elias sich so für die Flüchtlinge engagiert. Wobei ich sagen muss, das Wort Flüchtling gefällt mir nicht. Eher Neuankömmlinge. Klingt schon etwas besser.

„Ich habe auch schon mal daran gedacht mich zu engagieren. Aber ich weiß immer nicht wie", gestehe ich beschämt und widme mich schnell wieder den vielen Möbeln. Fynn ist schon vor gelaufen und testet ein paar Sessel.

„Das ist ganz einfach. Alle Menschen essen gerne. Und wenn du mit deinen leckeren Torten und Kuchen um die Ecke kommst, fliegen dir bestimmt viele Herzen zu", meint er schmunzelnd.

„Hey, das ist keine schlechte Idee. Ich backe eh immer viel zu viel. Vielleicht sollte ich das wirklich mal machen. Aber jetzt zurück ins hier und jetzt. Hast du schon eine Couch gefunden, die dich anspricht?", frage ich und deute auf die große Auswahl vor uns.

„Ich glaube das könnte es sein", meint er und zeigt auf ein dunkles Sofa. Ja, er hat einen guten Geschmack.

„Das war jetzt auch dringend nötig", meint Elias und schiebt seinen Teller zur Tischmitte.

Wir drei sitzen mittlerweile im IKEA -Restaurant. Die erste Etage haben wir erfolgreich hinter uns gelassen. Meine Lieblingsetage folgt also noch. Davor wollten sich die beiden männlichen Geschöpfe vor mir noch einmal stärken.

„Was wird uns jetzt erwarten?", fragt der ältere und leert sein Glas.

„Jetzt kommt das Beste. Wenn wir diese Treppe runtergehen, finden wir uns im Dekohimmel wieder. Dort gibt es alles, was ein Haushalt so braucht".

Nach circa 20 Minuten war klar, dass Elias noch nie in seinem Leben ein IKEA von innen gesehen hat.

Eigentlich unglaublich, aber da Elias aus einer recht wohlhabenden Familie stammt, dann doch nicht mehr so unglaublich.

„Können Fynn und ich nicht schon zur Möbelausgabe gehen und dort auf dich warten?", fragt er hoffnungsvoll.

„Das kannst du knicken. Wegen wem sind wir denn hier? Ihr kommt schön mit. Außerdem glaube ich, dass dein Neffe durchaus Lust hat, weiter mit auszusuchen", entgegne ich grinsend.

„Ok. Dann muss ich da wohl durch. Vielleicht bringen wir es gleich hinter uns", meint er stöhnend und bringt unsere Tabletts zum Laufband.

„Danke, dass du uns so hilfst", flüstert Fynn aufrichtig und sieht seinem Onkel nach.

„Natürlich mache ich das. Ihr sollt doch wieder glücklich werden".

Eine Stunde später stehen wir mir zwei vollen Wagen an unseren Autos und versuchen alles einzuladen.

„Zum Glück werden die großen Pakete mit dem Sofa geliefert, die hätten wir nicht auch noch hier hereinbekommen".

Elias hat Recht. Wir haben einfach zu viele schöne Sachen gefunden. Die zwei männlichen Geschöpfe haben in der Küchenabteilung ordentlich zugeschlagen.

„Gut, den Rest bekomme ich in mein Auto. Wir sehen uns dann bei euch zu Hause".

In zwei Stunden werden die restlichen Möbel angeliefert. Dann geht es an das große Aufbauen. Wie sehr ich mich darauf schon freue. 

Auch flirten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt