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Freitag

Meine Gedanken kreisen um den heutigen Tag. Es ist so viel passiert. Erst Olé und dann Elias. Ich kann noch immer kaum glauben, dass wir uns geküsst haben.

Nach einer halben Stunde, gebe ich es auf und mache mich auf den Weg in die Küche. Vielleicht muss ich einfach nur etwas trinken.

Ich scheine nicht alleine zu sein, in der Küche brennt Licht.

Kannst du auch nicht schlafen?", höre ich Elias' Stimme, ehe er aus dem Schatten tritt.

Nein, nicht wirklich. Ich wollte nur schnell etwas trinken", sage ich wahrheitsgemäß und sehe ihn an.

„Wir sollten über den Kuss reden", sage ich und sehe ihn verunsichert an.

„Soll ich dir einen Tee machen?", fragt er stattdessen und dreht mir den Rücken zu. „Danach kannst du bestimmt schlafen. Und ich auch". Letzteres sagt er so leise, dass ich mich wirklich anstrengen muss, um es zu verstehen.

„Elias, ich will keinen verdammten Tee. Ich will mit dir reden, sonst kann ich wirklich nicht weiter schlafen". Ich sehe ihn funkelnd an. Wenn er den Kuss vergessen will, soll er es mir verdammt nochmal einfach sagen.

Endlich dreht er sich zu mir um und sieht mich mit einem Blick an, welchen ich nicht deuten kann.

„Du willst reden. Gut. Aber vielleicht sollten wir uns setzen und die Tür zu machen. Sonst wird Fynn in ein paar Minuten hier unten sein", meint Elias und legt den Teebeutel auf den Küchentresen.

Kurze Zeit später, sitzen wir auf der neuen Couch und sehen uns an. Keiner traut sich den Anfang zu machen.

„Was ist das zwischen uns? Freunde, die sich einfach so küssen?", frage ich und halte inne. Verdammt, ich will nicht nur einfach eine Freundin sein. Ich will seine Freundin sein.

„Ich habe keine Ahnung was du mit mir machst, Caro. Aber seit dem ersten Augenblick, seit der Hochzeit gehst du mir nicht mehr aus deinem Kopf. Du warst damals so kratzbürstig, aber du bist eigentlich ganz anders. Ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie so eine liebevolle und charmante Frau getroffen wie dich. Immer wenn ich gerade denke, du kannst mich nicht mehr überraschen, schaffst du es dennoch. Wenn ich nur daran denke, was du mit Fynn gemacht hast. Du hast nicht nur in das Haus frischen Wind gebracht, sondern auch in mein Leben. Und wenn du dich fragst, ob ich den Kuss als Fehler empfinde, kann ich dir versichern, dass der Kuss alles andere als ein Fehler war. Seit Wochen habe ich nichts anderes im Sinn als dich zu küssen und deine weichen Lippen zu schmecken". Ich kann nicht glauben was Elias da gerade erzählt. Etwas Romantischeres habe ich noch nie gehört. In meinem Bauch beginnt es zu kribbeln.

„Hey, du musst doch nicht weinen", meint Elias und rutscht näher an mich heran.

„Dann hör du damit auf, solche Sachen zu sagen", kontere ich und wende meinen Blick ab. Er soll mich nicht so sehen.

„Um auf deine Frage zurückzukommen. Nein, wir sind nicht einfach nur Freunde, die sich küssen. Zumindest nicht wenn es nach mir geht." Elias umfasst mit einer Hand mein Kinn und drückt dieses leicht nach oben, damit ich ihm wieder in die Augen sehe. Mit seiner anderen Hand umklammert er fest meine linke Hand und legt sie auf seine Brust.

„Spürst du das? Spürst du was du mit meinem Herzen machst?", fragt er und sieht mich eindringlich an.

„Sobald du in meiner Nähe bist oder ich nur an dich denke, schlägt es wie verrückt. Ich will, dass du meine Freundin bist", gesteht er und hält noch immer meine Hand fest in seiner.

Verdammt das will ich auch.

Ich bin nicht fähig irgendetwas zu sagen, kann ihn lediglich anstrahlen. Ihm scheint das allerdings nicht wirklich etwas auszumachen. Elias sieht mich ebenfalls grinsend an und beugt sich langsam zu mir vor. Seine linke Hand legt sich wie von selbst an meine Wange und sorgt sofort wieder für ein Kribbeln in meinem gesamten Körper.

Als er seine Lippen auf meine presst, zieht er mich an den Hüften näher zu sich. Statt mich aus seinem festen Griff zu befreien, setze ich mich auf seinen Schoß.

„Caro, wir sollten aufhören. Du hast einen verrückten Abend hinter dir. Ich will dich damit nicht überrumpeln", meint er als er keuchend sein Gesicht abwendet.

Enttäuscht seufze ich. Ich hätte nicht dagegen weiterzumachen. Aber auch Elias muss sich zusammenreißen. Ich kann sehr deutlich spüren, dass ihn der Kuss nicht ganz kalt gelassen hat.

„Elias, bei dir fühle ich mich sicher. Stoß mich jetzt bitte nicht von dir weg", flehe ich und kaue unwillkürlich auf meiner Lippe.

Er sieht mich stumm an, ehe sein Griff an meiner Hüfte stärker wird. „Du machst es mir verdammt schwer, Caro. Was willst du?".

Meine Hände fahren durch seine Haare, während ich seinen einmaligen Duft einatme.

„Ich will dich".

Aus Elias' Kehle kommt ein leises Knurren, ehe er samt mir aufsteht und in sein Schlafzimmer geht.

Es kann nur ein herrlicher Morgen werden. Als ich aufwache, liegt Elias noch immer hinter mir. In dieser Nacht haben wir beide nicht wirklich geschlafen.

Ich versuche mich so vorsichtig wie möglich umzudrehen.

„Nicht weg gehen", brummt er leise, hat die Augen aber noch geschlossen.

Als ich ihn endlich betrachten kann, muss ich aufpassen, dass ich nicht mit sabbern beginne.

Die Decke verhüllt gerade so seine Körpermitte.

Wieso ist mir nicht schon vorher aufgefallen, was für ein toller Typ Elias ist? Ich hätte mir so einiges ersparen können.

Die Bilder der letzten Nacht laufen wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Jede seiner Berührungen ist noch so präsent. Ich kann noch immer nicht glauben, dass es passiert ist.

„Wir müssen aber aufstehen. Fynn und Lina sollten wir schon nach Hause bringen, bevor wir zu dem Kurs fahren", murmele ich und sehe ihn grinsend an.

„Kann ich bitte noch einmal aufwachen und du schläfst einfach noch?", fragt Elias grummelnd und zieht mich an sich.

„Wieso sollte ich noch schlafen?", frage ich zurück und kuschel mich an ihn.

Mein Körper passt perfekt zu seinem. Wie zwei getrennte Hälften. Yin und Yang.

„Damit ich dich einfach ansehen kann", meint er, ehe er mir einen sanften Kuss gibt.

„Eigentlich brauchst du gar keinen Flirtkurs. Die Männer, bei denen du ins stammeln gekommen bist, waren einfach nicht die richtigen", meint er grinsend, während wir zu viert am Tisch sitzen und frühstücken.

„Ist das also Ihre Diagnose, Herr Psychologe?", frage ich grinsend. Wir benehmen uns schon seit vorhin wie verliebte Teenager. Nachdem er mich in der Dusche regelrecht überfallen hat, haben wir die Kinder geweckt und das Frühstück vorbereitet.

„Das ist wie in einer richtigen Familie", meint Fynn plötzlich und reißt Elias und mich somit aus unseren Gedanken.

„Ich bin echt neidisch auf dich, Fynn. Seit mein Bruder auf der Welt ist, ist es total chaotisch geworden", meint die Tochter meiner Cousine trocken und schmiert sich ein Nutellabrötchen.

„Ich hätte gerne ein Geschwisterchen, aber für den Anfang wäre ich auch schon mit einer Frau für Elias' zufrieden", meint Fynn leise und sieht uns zwei erwartungsvoll an.

„Wir sollten uns jetzt langsam fertig machen, Caro und ich müssen zu meinem Kurs".

In werde augenblicklich unruhig. Was ist, wenn er gar nicht so empfindet wie ich? Vielleicht sollte ich mir selbst erst einmal darüber klar werden, was ich empfinde. Du liebst ihn.

Liebe ich ihn wirklich? 

Auch flirten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt