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Donnerstag

Kurz bevor ich das Café abschließen will, höre ich die Tür. „Entschuldigung, aber eigentlich wollte ich gleich schließen", sage ich und drehe mich zu meinem neuen Gast um.

Vor mir steht Olé.

„Das ist schön. Dann kannst du ja mit mir essen gehen", meint er und grinst mich an.

Ist das sein Ernst? Olé will mit mir essen gehen?

„So gern ich deine Einladung annehmen würde, aber ich bin schon eingeladen. Und ich würde es etwas unhöflich finden, wenn ich jetzt so kurzfristig absagen würde", sage ich ehrlich und zucke mit den Schultern.

„Okay, aber dann gehen wir morgen Abend essen". Er scheint nicht aufzugeben.

„Morgen habe ich tatsächlich frei", erwidere ich und lächle ihn an. „Perfekt. Dann hole ich dich um sechs ab". Und schon ist er verschwunden.

„Das war wirklich lecker. Danke für die Einladung". Ich sehe mich im Garten etwas um. Er ist sehr groß, aber auch nicht wirklich schön. „Ich weiß, er sieht nicht sehr einladend aus. Aber ich habe keinen grünen Daumen", gibt Elias zu und zuckt mit den Schultern. „Das ist eigentlich schade. Man könnte hieraus eine kleine Oase schaffen", sage ich ehrlich.

„Ich kann nicht von dir verlangen, jetzt auch noch meinen Garten auf Vordermann zu bringen. Das werden Fynn und ich schon irgendwie hinbekommen", meint er und sieht seinen Neffen zweifelnd an.

„Das glaube ich weniger, Elias. Du bist kein Handwerker", meint nun Fynn und bringt mich damit zum Lachen. Der Junge ist einfach fantastisch.

„Hast du nicht irgendetwas zu tun?", fragt Elias sichtlich überrascht und sieht den jüngeren mit großen Augen an.

„Es war schön das du da warst, Caro. Bis bald", meint Fynn ehe er den Garten verlässt. Und schon sind Elias und ich alleine.

„Ich würde dir aber gerne helfen. Es hat mir wirklich Spaß gemacht mit euch das Haus umzugestalten. Da würde jetzt nur noch der Garten fehlen", sage ich wahrheitsgemäß und sehe ihn abwartend an.

„Okay, aber nur wenn du mit mir essen gehst", meint Elias plötzlich, und nun ist er es, der mich abwartend ansieht.

Ist denn heute der Tag der Einladungen?

„Okay?". Es ist mehr eine Frage als eine Antwort.

„Okay. Ein bisschen mehr Freude hätte ich mir da schon erhofft", sagt er und sieht mich gespielt traurig an.

„Wieso willst du mit mir essen gehen?", frage ich unvermittelt und verdrehe innerlich die Augen.

Elias schmunzelt und sieht kurz auf seinen leeren Teller hinab.

„Ich sage es mal so, wir verstehen uns doch eigentlich ganz gut. Außerdem hast du gestern Abend selber zu deiner Cousine gesagt, dass wir sowas wie Freunde sind. Und Freunde gehen doch auch mal essen, oder? Außerdem könnte ich dich gleich etwas beobachten, wie du dich gegenüber den anderen Leuten verhältst".

Er hat schon Recht. Wir sind Freunde. Also können wir auch einfach mal zusammen in ein Restaurant gehen.

„Ich muss dir gleich noch etwas erzählen. Bevor ich zu euch gekommen bin, war Olé im Café. Er hat mich für morgen Abend eingeladen. Ich glaube... Ja ich glaube ich habe ein Date mit ihm", sage ich grinsend. Doch komischerweise stellt sich das Gefühl der Freude gar nicht wirklich ein. Da habe ich solange auf ein Date mit Olé gewartet und jetzt ist es soweit und ich freue mich nicht richtig?

„Oh... Ja... Das freut mich für dich!". Elias sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an. „Ich sollte die Salate in die Küche bringen, es wäre schade wenn sie verderben würden", meint er und verschwindet ins Haus.

Was war denn das jetzt für eine Reaktion? Sollte er sich nicht auch für mich freuen?

Später am Abend liege ich im Bett und denke über Elias' Reaktion nach. Ich verstehe ihn einfach nicht. Nachdem er die restliche Zeit so seltsam distanziert und kühl war, habe ich mich schnell auf den Heimweg gemacht. Jetzt liege ich hier und kann nicht einschlafen.

Freitag

„Und du willst wirklich mit ihm essen gehen? Ich halte das für keine gute Idee", meint Lissy und sieht mich nicht sehr glücklich an.

„Es ist süß von dir, dass du dir Sorgen machst. Aber du weißt doch wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe".

Ich wische die letzten Tische ab, ehe wir das Café schließen. Heute hatten wir viel zu tun. Alle Torten und Cupcakes sind leer. Das hatten wir schon lange nicht mehr.

„Dann tue mir und dir nur einen Gefallen. Mach nur das was du wirklich willst. Ich traue diesem Typen nicht über den Weg". Ich nicke und verabschiede mich von meiner besten Freundin.

Eine halbe Stunde später, sitze ich in einem noblen Restaurant im Zentrum Münchens.

Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es auch ein weniger teures Restaurant getan. Hier fühle ich mich irgendwie fehl am Platz.

„Ich habe schon vorher bestellt", meint Olé, als der Kellner mit einer beladenen Platte zu uns kommt. „Ich hoffe du magst Hummer". Er sieht mich begeistert an.

Ich hasse Krustentiere. Ganz besonders Hummer. Es schmeckt mir überhaupt nicht.

„Naja... Eigentlich nicht", gebe ich zu und sehe leicht angeekelt auf die Platte.

„Diesen musst du aber probieren. Wahrscheinlich hast du bisher nur zweitklassigen gegessen. Hier gibt es den Besten".

„Nein. Ich würde mir gerne einen Salat bestellen, wenn es okay ist". Olé sieht alles andere als zufrieden aus.

„Wenn ich ehrlich bin, hätte ich es lieber du würdest einfach mal probieren". Scheinbar duldet er keine Widerworte.

Nach dem, alles andere als leckeren, Essen hat mich Olé noch mit zu sich eingeladen. Ich hab mir immer ausgemalt, wie er wohl wohnen würde. Allerdings habe ich es mir so nicht vorgestellt. Für meinen Geschmack, ist alles viel zu kühl und steril. Gemütlichkeit kommt hierbei nicht auf.

Ohne es zu merken, hat sich Olé hinter mich gestellt. Eine Hand liegt auf meiner Taille, die andere auf meinem Po. Das geht mir zu schnell.

„Olé, wir wollten doch nur einen Kaffee trinken", sage ich und versuche mich aus seinem, immer drängender werdenden, Griff zu befreien.

Doch ihn scheint das nicht zu interessieren. Er drückt mich auf sein Sofa und versucht seine Lippen auf meine zu drücken.

Oh Gott, ich will das nicht. Mit aller Kraft versuche ich erneut, ihn wegzudrücken. Aber es reicht nicht.

"Olé, ich will das nicht".

"Jetzt stell dich nicht so an. Hast du gedacht, ich will nur etwas mit dir essen? Ich bin ein Mann".

Seine Hand wandert an meinem Bauch hinab. Doch da ist für mich Schluss. Ich erinnere mich an den Verteidigungskurs, den ich vor vielen Jahren mit Clara besucht habe. Es passiert so schnell, mein Knie landet in seiner Magengrube und vielleicht auch noch etwas weiter tiefer. Ich nutze die Gelegenheit und entziehe mich aus der Situation, nehme meine Tasche und verschwinde.

Als ich vor dem Wohnhaus stehe, merke ich wie ich zittere und mir die Tränen über die Wangen laufen.

Ich muss hier weg.

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Was sagt ihr nun? Hättet ihr Olé so eingeschätzt?

Auch flirten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt