Hunter - Pfad der Vergangenheit

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Der Wecker klingelt, reißt mich aus dem Schlaf, schweißgebadet setze ich mich auf. War das nur ein Traum? Mein Kopf wummert, meine Augenlider wollen nicht oben bleiben. Schlaftrunken versuche ich mich aus dem Bett zu erheben, ein paar mal kippe ich zurück. Was ist nur los?
So schwer ist es mir noch nie gefallen, morgens aufzustehen. Endlich schaffe ich es, wanke aus dem Zimmer ins Bad. Seufzend klappe ich den Toilettendeckel hoch und erleichtere mich. Ich spüle, klappe ihn wieder runter und drehe mich Richtung Waschbecken. Keuchend stoße Ich Luft aus, taumel nach hinten und muss mich an den Duschvorhang klammern. Eine bleiche Gestalt mit hängenden Augenlidern starrt mich an. Erst nach einigen Augenblicken bemerke Ich, dass es mein Spiegelbild ist, was mich da so anstarrt. Müde schmunzle ich über mich selbst, nur um kurz danach entsetzt in mein Gesicht zu starren. Habe ich so schlecht geschlafen? Ich kann mich kaum an meinen Traum erinnern. Ich weiß nur noch, dass ständig eine Stimme etwas flüsterte und etwas an meiner Tür klopfte. Bei dem bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich nur ein Traum war. Ich denke nicht mehr daran und mache mich für die Schule fertig.

In der Schule sprechen mich natürlich alle auf mein kränkliches Erscheinungsbild an. Ich murmle nur: „Nicht lang geschlafen, bin müde.“
Den Unterricht werde ich heut wohl nur aussitzen müssen.
Der Lehrer betritt den Raum und schafft es direkt, mich in einen tiefen Halbschlaf zu versetzen. Dröge fließen geschichtliche Begriffe an mir vorbei, interessieren mich nicht. Langsam döse ich in eine Traumwelt. Plötzlich reißt mich eine laute, dunkle Stimme aus meinem Tagtraum:
„Die Wahrheit!“ Panisch schreie ich auf, blicke um mich.
Alle aus meinem Kurs starren mich mit großen Augen an. „Geht es Ihnen gut? Sie sollten im Unterricht eigentlich nicht schlafen!“, sagt der Lehrer und sieht mich wütend an. „Entschuldigung, kommt nicht wieder vor.“, verspreche ich ihm und er fährt mit dem Unterricht fort. Weiterhin spüre ich Blicke von hinten.
Ich versuche, nicht darauf zu achten, doch sie durchbohren mich. Konzentriert starre ich auf mein leeres Blatt. Doch erneut ertönen laute, tosende Geräusche, quietschendes Metall, Gewehrsalven, wie wir sie nur theoretisch kennen und einen lauten Knall. Ich fange an zu zittern, presse meine Hände an die Schläfen und versuche diese Geräusche aus meinem Kopf zu vertreiben. Wieder spüre ich stechende Blicke, ich fange an zu schwitzen. Langsam halte ich es nicht mehr aus, springe auf, und renne fluchtartig aus dem Raum. Ich weiß, dass diese Aktion Konsequenzen für mich bereithält, doch zum ersten Mal in meinem Leben ist mir alles egal. Ich stürze nur noch in meine Wohnung, falle aufs Bett und werde ohnmächtig.

Ich sehe Bilder, Bilder von Dingen, die Aussehen wie Waffen, so wie die alten Sagen es beschreiben, sehe Blutseen und Explosionen wie in Filmen, Menschen die mitten auf der Straße umkippen und sich nicht mehr rühren. Dann wird alles um mich herum schwarz.
Ich merke, wie ich auf meine Knie falle. Meine Sicht wird schwummrig, Ich kann nicht mehr klar denken. Ich sehe nur noch eine Gestalt mit einer grotesken weißen Maske, die sich langsam auf mich zu bewegt, ganz nah an mein Gesicht kommt, und sagt: „Wach auf.“

Zum zweiten Mal an diesem Tag wache ich schweißgebadet auf, bin zuerst völlig orientierungslos. Wasser.
Ich brauche Wasser. Langsam torkle ich in die Küche und trinke fast eine ganze Flasche aus. Schwer atmend setze ich ab und setze mich hin. Was war das bitte? Angst durchflutet meinen Körper, verliere ich etwa meinen Verstand?
Viel wichtiger war mir allerdings, wer dieses Etwas mit der Maske ist. Ich erinnere mich an die Credits des Computerspiels. Von diesem Hunter existieren keine Bilder, aber vielleicht war er das? Irgendetwas sollte ich ja erfahren, aber was? Blinzelnd sehe ich auf die Uhr: 23:41.
Ich beschließe, wieder ins Bett zu gehen, auch wenn es mich graut diese Bilder erneut zu sehen, doch ich kann ja nicht aufhören zu schlafen. Ich lege mich ins Bett, und schlafe kurz darauf ein.

Entspannt wache ich auf. Diese Nacht habe ich offenbar ganz normal geträumt, jedenfalls habe ich keine Erinnerungen und gut geht es mir auch. Fröhlich stehe ich auf und gehe ins Bad, um mich fertig zu machen. Doch als ich in den Spiegel sehe, bricht alles in mir zusammen. Statt meines Gesichtes sehe ich nur diese weiße Maske. Zitternd greife ich mir ins Gesicht. Meine Spiegelhand tut es mir gleich. Doch sie berührt die Maske.
Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Ich trage die Maske! Mein Blick gleitet nach unten. Mein Körper ist in einen Ledermantel gehüllt.
Ich schreie auf, will nur noch aufwachen aus diesem Alptraum, will dieses Bild nicht mehr sehen. Ich zerschmettere den Spiegel. Eine bodenlose Tiefe macht sich unter mir auf und ich falle.

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