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Kurze Anmerkung vor dem Buch: Ich bin gerade dabei, dieses Buch zu überarbeiten. Es kann zu Änderungen des Inhalts kommen, sollten Logikfehler bestehen (wie ich mich kenne, ja). Jedes bearbeitete Kapitel wird einen Haken aufweisen.

Es ist ein ganz normaler Tag. Wie jeden Morgen wache ich auf und laufe in die Schlossküche hinunter, wo ich jeden Tag frühstücke. „Guten Morgen, Prinzessin", begrüßt unsere Köchin mich, ich antworte ihr noch sehr verschlafen. Auch meine Eltern begrüßen mich freundlich, immer höflich und distanziert. Doch ich kann mich - wie ich es sonst immer tue - nicht darüber aufregen, da ich ein Morgenmuffel bin und meine Familie froh sein kann, dass ich überhaupt zu Tisch erscheine. Aber es ist eine Regel, eine von tausenden in diesem Haus, dass jedes Familienmitglied zu jeder Mahlzeit erscheinen muss. Das liegt wohl daran, dass mein Vater, Raphael, der König von Elysia ist. Meine Mutter ist, wer hätte es gedacht, somit die Königin. Ihr Name ist Linea und oftmals ist sie nicht so distanziert, wie mein Vater es ist. Müde lasse ich mich fallen, unter dem kritischen Blick meines Vaters richte ich mich aber sofort wieder auf. Denn ich bin seine Schülerin, mehr als seine Tochter. Ich soll später Elysia, ein kleines Königreich, regieren und darf mir somit keine Fehler erlauben. „Iss bitte etwas, Schätzchen", gibt meine Mutter in ihrem gewohnten Singsang von sich, der wohl tausend Menschen durchdrehen lässt, da sie eine Sirene ist. Mein Vater hingegen ist ein waschechter Vampir, der niemals auch nur das Tageslicht gesehen hat - ansonsten würde er wohl zu Staub zerfallen. In Elysia hat fast jeder Mensch eine magische Abstammung oder gehört einer bestimmten Sorte an. Während mein jüngerer Zwillingsbruder Lyriam ganz nach unserem Vater kommt und ebenfalls ein Vampir ist, bin ich das Ebenbild meiner Mutter - doch nicht eine Sirene, sondern eine Hexe. Denn meine Mutter ist ein Mischblut, was zwar nicht gerne gesehen wird, doch seit sie regiert, viel häufiger geworden ist. Auch ich trage dieses Mischblut in mir herum, doch bei mir ist es nicht auffällig.

Gleich nach dem Frühstück beginnt mein eigentlicher Tagesplan, heute starte ich mit Tanzstunden. Da ich kaum, beziehungsweise gar keinen, Kontakt mit jungen Männern haben darf, ist Lyriam mein Tanzpartner. „Die gnädige Schönheit ist auch schon hier!", grinst er sarkastisch, woraufhin ich ihm einen spielerischen Schlag verpasse, meinen Arm aber gleich senke, als unser Tanzlehrer den Raum betritt. Wie immer wenn ich ihn - das andere männliche Wesen neben meinem Vater und Lyriam, das ich sehen darf - sehe, denke ich daran, das ich in weniger als einem halben Jahr meinen Verlobten kennenlernen soll, der noch krampfhaft von meinen Eltern ausgesucht wird. Denn sie wollen unbedingt den perfekten Ehemann und König für Elysia finden, jemand, der das Reich schon kennt und zugleich noch höflich ist und Führungskräfte hat.

Ich hake mich bei Lyriam unter, gemeinsam laufen wir schnellen Schrittes durch unser Schloss, unseren Palast. Doch wenn man immer nur darin eingesperrt ist, ist es kein Palast mehr, sondern auch nur ein Gebäude. Denn ich kenne jede Ecke. Vor Lyriams Gemeinschafstraum - ja, jeder hat für sich einen eigenen Gemeinschaftsraum, der Name macht nicht wirklich Sinn, aber gut - stehen seine Freunde, weshalb ich mich schnell abwende und starr an ihnen weiter laufe, wegen der einen Regel, dass ich keinen Kontakt zu männlichen Wesen haben darf. Das liegt daran, weil meine Mutter, mehr aber mein Vater, fürchten, dass ich mich verlieben könnte und den Thron aufgebe, mit einem x-beliebigen Jungen durchbrenne. Kurz werfe ich den Jungs noch einen Blick zu, kann sehen, wie mich drei anstarren, als wäre ich ein merkwürdiges Wesen, dann laufe ich schnell weiter. Meine Politikstunden warten schon auf.

Mit den ermutigenden Worten „Wo warst du bitte so lange?!" werde ich von Raphael begrüßt, wie jedes Mal entschuldige ich mich, obwohl ich es gar nicht bereue. Doch ich habe gelernt, immer wenn ich meinem Vater gegenüberstehe, seine perfekte Tochter spiele. Ansonsten bekomme ich nur Hass entgegen, etwas, was wohl kein Mädchen sich von ihrem Vater wünscht. Als er endlich mit meinen leicht gestotterten Entschuldigungen und Ausreden zufrieden ist, darf ich mich setzen. Ich lerne die Einwohnerzahlen von Elysia und den benachbarten Reichen, die mich nicht wirklich interessieren. Elysia ist größer, als alle zusammen. Nachdem ich alle Zahlen wie ein Roboter heruntergerattert habe, kommen wir zu den Kriegstheorien. Dass mein Herz hierbei schneller schlägt, darf ich mir nicht anmerken lassen. Eine Prinzessin darf nicht zu interessiert an Kriegen oder Kämpfen sein, sie muss dagegen sein und trotzdem in der Lage sein, ein Heer ausbilden zu können. Und wieder einmal wünschte ich mir, ich wäre ein armes Bauernmädchen, welches ihr Leben frei leben könnte und im Heer gegen die Bevölkerung von Kita kämpfen kann, welche uns schon seit Jahren immer angreifen. Es ist ein blutiger Krieg, doch ich denke, jedes Reich hat seine blutigen Seiten. Als Prinzessin kenne ich diese zwar, muss sie aber totschweigen oder gut reden. Und ich hasse es.

Gegen späten Nachmittag kommen meine zwei Zofen ins Zimmer, weshalb, ist mir noch ein wenig unklar. Normalerweise darf ich mich immer selbst ankleiden, dafür reichen sanfte Tageskleider, doch anscheinend kommt heute Besuch, ansonsten würde ich mich niemals in dieses Kleid quetschen müssen, welche eine meiner Zofen gerade hereinträgt. Das Kleid ist himmelblau mit dunkelblauen Stickereien und an sich wunderschön, doch wie gesagt, ich bin nie wirklich eine Prinzessin gewesen, sondern immer nur in ihre Rolle geschlüpft. Meine Mutter, Linea, betritt den Raum und macht mir meine Haare - etwas, was sie noch nie gemacht hat. Am liebsten würde ich sie fragen, doch ihre Lippen sind eng aufeinandergepresst, ein Zeichen für mich, auf keinen Fall eine Frage zu stellen.
Wie immer holt Lyriam mich ab, doch etwas stimmt nicht. Seine Hand zittert, sein Gesicht ist leichenblass, noch blasser als sonst. Er sieht tot aus, aber richtig tot, nicht vampirtot. In meinem Kopf spielen sich tausend Horrorszenarien ab, doch keine stimmt wohl. Und als wir nicht in unser kleines Esszimmer neben der Schlossküche abbiegen, sondern gerade auf den Saal zugeben, rebelliert mein Bauch und meine Beine beginnen, weich zu werden. Erst recht, als ich die zwölf Männer des Rats im Saal stehen sehe, alle mit ernsten Mienen. Die Männer haben bestimmt, dass ich Königin werde, nicht Lyriam. Die Männer haben bestimmt, wann ich rausgehen darf und wann nicht. Die Männer haben bestimmt, dass das Sirenengen in mir vertrieben werden muss, damit ich nicht ein Mischblut wie meine Mutter bin, sondern rein. Ich kann sagen, die Prozedur ist schrecklich gewesen. „Guten Abend, Prinzessin Elena", die knochige, leere Stimme des ersten Mitglied des Rates spricht. Eine Gänsehaut zieht sich über meinen ganzen Körper, doch da mein Kleid langärmlig ist, kann man dies glücklicherweise nicht sehen. „Guten Abend", sage ich mit fester Stimme, obwohl ich innerlich zittere und eigentlich wegrennen will. Raphael tritt vor und nimmt meine Hand aus Lyriams, zieht mich nach vorne. Die Unsicherheit steigt nur noch mehr, doch als er die folgenden Worte spricht, wird mir kotzübel: „Der Rat und ich haben beschlossen, dass du noch lange nicht bereit als Königin von Elysia bist. Du bist einfach nicht rein genug und zu menschlich. Lyriam wird König." Eigentlich freue ich mich, nicht regieren zu müssen, doch ich habe noch nie gewollt, dass Lyriam das tun muss, er ist doch auch nicht bereit dafür, will es genauso wenig wie ich tun. Ebenfalls beunruhigt bin ich, weil ein ganz bestimmter Aspekt an seiner Stimme mir verrät, dass das nicht alles gewesen ist. Das erste Mitglied des Rates tritt vor: „Prinzessin Elena, mit Verlaub, wir haben eine viel bedeutendere Aufgabe für Sie gefunden, eine Ehre für Sie und Ihre Familie!" Eine bedeutendere Aufgabe? Das klingt ja noch viel schlimmer als Königin zu werden. Bevor ich überhaupt protestieren kann, einer Prinzessin ist dies nicht gestattet, legt mein Vater meine Hand in die des Mitgliedes, welcher mit der gleichen gruseligen Stimme wie zuvor spricht: „Wir haben das Gebäude des Rats hergerichtet, wo ein kleines Appartement für Sie vorbereitet worden ist. Dort wird dir alles weitere erläutert."

Doch für die Mitglieder des Rates ist es wohl auch eine besondere Aufgabe, denn schon in der Kutsche auf dem Weg zu eben diesem Gebäude - die Verabschiedung ist sehr kurz ausgefallen - können die Männer nicht mehr schweigen: „Prinzessin Elena, Sie werden die Entscheidung fällen müssen, ob sie lieber an Seite Gabriels, Nachkomme des Erzengels über den Himmel herrschen wollen, oder an Seite Lucifers, Nachkomme des Teufels über die Hölle herrschen wollen. Ich erstarre.

Witches fight. || Abgeschlossen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt