Ich wache am Morgen in meinem Bett auf, unter Tränen. Das gestern war ein riesiger Fehler. Es hätte niemals passieren dürfen, erst recht nicht jetzt. Nicht jetzt, nicht bei unserer öffentlichen Verlobung. Den Ring habe ich schon länger und ich muss zugeben, dass er mir gefällt. Aber Pallisanders Ring ist viel... Wo denke ich hin? Ich seufze. Gestern hatte ich meinen ersten Kuss. Mit dem Feind meines Zukünftigen. Und ich habe was gefühlt. Ein Feuerwerk, in mir drinnen. Eine Party, ein Fest. Ich hab' mich doch nicht in ihn...? Nein, unmöglich. Gab ist derjenige, in den ich mich verlieben soll. Und es wird auch so kommen.
Wir stehen unten, Gab hält meine Hand, doch ich muss ständig zu Pallisander und Lucifer schauen. Pal wie sie strahlt und lächelt, während Lucifer eher in Gedanken verschwindet. Auch ich bin komplett in Gedanken, nämlich bei gestern Abend. Es war ein Fehler und doch war es in genau eben dem Moment richtig.
Langsam, ganz langsam, wird mir bewusst, was hier gerade abgeht. In dem Foyer stehen um die 30 Reporter, plus nochmal zehn Fotographen. Wir geben ein Interview nach dem anderen und ich sage die geplanten Worte. Doch während ich sie sage und dabei von wahrer Liebe rede, kann ich nur an Lucifer denken. Als ich ihm einen flüchtigen Blick zuwerfe, sehe ich, dass er auch mich anschaut. Schnell schaue ich meinen Zukünftigen an, versucht, so viel Liebe wie möglich in diesen Blick zu legen. Wahrscheinlich sieht es aber eher so aus, als hätte mir jemand ins Essen gekotzt.
Wenig später ist dann alles vorbei und zu viert sitzen wir unten, um Abend zu essen. Der Mann, der mich auch hier hergebracht hat, steht auf und geht einfach so raus. Fragend schaue ich ihm nach und schaue Gab an. Dieser grinst nur. "Gab, weißt du etwas, was ich nicht weiß?", frage ich ihn zuckersüß, dass er vielleicht mit der Antwort rausrückt. Er lacht nur auf, wobei er sich an seinem Essen verschluckt. Ich schlage ihm lachend auf den Rücken und Pallisander lacht schallend los. Vielleicht geben wir ein echt lustiges Bild ab. Vielleicht schauen wir echt gerade seltsam aus.
"Wieder mal am vergiften, El?", fragt eine mir nur all zu bekannte Stimme. Ich quietsche auf, springe auf und falle Lyriam um den Hals. Er ist hier, er ist wirklich hier. Er lacht und seine Grübchen, die ich so vermisst habe, tauchen wieder auf. "Ich wollte eigentlich schon am Morgen kommen, zur Verkündigung, aber Vater hat mich eingespannt", murmelt er entschuldigend, doch ich umarme ihn noch stärker. Es war klar, dass unser Vater Lyriam jetzt komplett einspannt, dass er keine Zeit mehr für sich oder seine Freunde hat. Ich will alles wissen, wissen, wie es mit dem Krieg gegen die Kitener aussieht, der sich in letzter Zeit anscheinend verschlimmert hat. Doch Lyriam will das nicht vor all den anderen mit mir klären und wir essen noch normal das Essen fertig, bevor wir nach oben gehen.
"Also El, es ist ein bisschen anstrengend, bald ein Land zu regieren und gleichzeitig sich mit dem Mädchen anzufreunden, dass man bald heiraten wird", murmelt er. "Was? Du heiratest? Bin ich eingeladen? Ist sie nett?", quassle ich los, doch Lyriam bleibt still und in seinem Kopf geht etwas völlig anderes vor, bis er dann ansetzt: "Ihr alle vier seid eingeladen. Die Karten kommen demnächst hier an. Die Hochzeit ist in einem Monat." Wow, Dad hat es also echt eilig. Ich werde bald heiraten, Lyriam wird bald heiraten. Warum alles auf einmal? Ich zögere, bis ich ihn frage, ob er mit ihr glücklich werden kann. Er lächelt mich traurig an, bis das Wort kommt, dass ich nicht hören wollte. Nein. Es hallt immer wieder in meinem Kopf, diese vier Buchstaben. "Warum nicht?", frage ich und zittere dabei. Er antwortet mit einer Gegenfrage: "Kannst du mit Gab glücklich werden, wenn da Lucifer ist?" Ich starre ihn entgeistert an. Woher, WOHER weiß er das? Er lacht trocken: "Schätzchen, man sieht es, wenn du ihn auch nur für eine Sekunde anschaust. Zudem habe ich die Zeitung gelesen und bei einem Foto schaust du gerade zu ihm." "Ok, eh ja... Aber Moment, du magst eine andere? Du kannst ja Vater fragen ob-" "Das geht nicht", fällt er mir ins Wort. "Warum denn nicht?", frage ich und es tut mir weh, ihn so zu sehen. Ich bin die ältere Schwester, die ihren kleinen Bruder beschützen will und dafür so circa alles auf sich nehmen würde, selbst wenn es mich zerstören würde. "Weil er nicht in die Rolle passt, die Vater für mich geplant hat", murmelt er und schaut mir direkt in die Augen. "Er?", quietsche ich. Lyriam blickt nach unten und eine kleine Träne rollt über seine Wange als er nickt. Ich umarme ihn stürmisch. Tief in mir habe ich es schon immer gewusst, dass er nicht hetero ist. Es war mir einfach klar. Ich umarme ihn, denn wenn er weint, bricht es mir das Herz. "Es ist ok, Lyriam. Alles ist okay. Du liebst einen Jungen, und? Ich liebe den Teufel", bringe ich halb grinsend zustande, während auch mir eine Träne über die Wange fließt.
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Heya Leudis,
hab's tatsächlich geschafft, zwei Kapitel zu veröffentlichen. Hab' grad auch ein wenig übrig Zeit, da ich krank bin.Würde mich mega freuen, wenn ihr kommentiert, wie euch die Geschichte gefällt :).
Danke für alles,
losergirl21
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Witches fight. || Abgeschlossen.
FantasyEngel oder Teufel? Die Frage, die Elena sich jetzt stellen muss. Eine Entscheidung, die für die Hexe lächerlich erscheint, da sie doch eigentlich Königin von Elysia werden sollte, einem kleinen Königreich. Sie sollte doch nicht über Himmel und Hölle...