Dresscode?

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"Ist das dein Ernst? Gehst du auf eine Gala oder wieso trägst du einen Anzug?" Jin sah aus wie ein Kellner in einem teuren Restaurant. Und er hatte mich dazu gezwungen ein Kleid anzuziehen, das ich das letzte Mal auf der Hochzeit meiner Cousine getragen hatte. Wie ich dieses Kleid doch hasste. Es war lila und mit Pailletten übersät und kratze total an den Armen und am Bauch, doch Jin wusste, wie er mich dazu bringen konnte, dieses Ganz-Körper-Folterinstrument anzuziehen.

"Anstatt dich über mich lustig zu machen, solltest du dich endlich auch umziehen! Sie sollten in ungefähr einer Viertelstunde da sein", sagte Jin, nachdem er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte. "Wenn du es machst backe ich dir meine Spezial-Donuts, versprochen, aber jetzt zieh dich endlich um!"

Für Donuts würde ich alles tun. Vor allem für Jins Donuts. Vielleicht war es ein fataler Fehler, dieses Kleid anzuziehen, aber solange ich dafür Donuts bekam würde ich es überleben.

"Ist gut! Ich bin ja schon weg!", mit diesen Worten verschwand ich nach oben ins Bad.

Als ich mich frischgemacht und in dieses grauenvolle Kleid gezwängt hatte, verließ ich das Bad, um dann festzustellen, dass Jin bereits die Gäste empfing. Ich holte nochmal tief Luft, setzte ein Lächeln auf und ging dann langsam die Treppe herunter. Und was ich sah, ließ meine Kinnlade bis auf den Boden knallen.  

"Was machen Sie denn hier?", fragte ich den Busfahrer, der gerade durch die Tür marschiert war, als würde dieses Haus ihm gehören. Ich konnte bestätigen, dass es nicht ihm gehörte, denn es war mein Haus. 

"Ihr kennt euch?", fragte mein Bruder.

Der Busfahrer sah genau so überrascht aus, wie ich und der Rest der Truppe.

"Da wir uns nun offenbar näher stehen als gedacht, könntest du wohl mit dem 'Sie' aufhören." Er streckte mir seine Hand hin. "Ich bin Taehyung." Zögernd ergriff ich sie.

"Eunmi", entgegnete ich mit hochgezogener Augenbraue, doch er grinste einfach nur.

"Wie dem auch sei... lasst uns was essen. Ich habe hunger!", meinte einer der anderen, die ich im Gegensatz zum Busfahrer noch nicht kannte. Ich räusperte mich, um meinen Bruder darauf aufmerksam zu machen, was er natürlich verstand. Immerhin war er ein vollendeter Gentleman.

"Bevor ich's vergesse: Das ist Min Yoongi" Er deutete auf den, der gerade gesprochen hatte. Er hatte mintgrüne Haare und sah irgendwie müde aus. "Das ist Jung Hoseok" Der junge Mann hatte ein breites lächeln auf den Lippen und hohe ausgeprägte Wangenknochen. "Das ist Jeon Jungkook" Er sah ziemlich hübsch aus und wirkte sympathisch. "Das ist Park Jimin" Jimin wirkte wie ein Frauenheld. Bei ihm sollte ich vorsichtig sein... "Und das hier ist Kim Namjoon" Dieses Mal zeigte er auf einen Mann mit einem einzigartigen Gesicht, das man sich gut einprägen konnte. "Und Jungs, das ist meine kleine Schwester Kim Eunmi."

"Schön. Können wir jetzt essen?", fragte Yoongi leicht genervt. Er musste wohl ziemlich hungrig sein. Also führte Jin die Gäste zu unserem Esstisch, der geradezu überladen war mit Essen. 

"Ist das nicht ein bisschen übertrieben?", fragte Namjoon und setzte sich. "Ich meine, sind wir die Queen oder warum tragt ihr Klamotten, die man normalerweise auf einem Ball trägt?" 

"Jin meinte es wäre angemessen, nachdem ihr euch so lange nicht mehr gesehen hattet, aber ich bin vollkommen deiner Meinung!", meinte ich und bedachte meinen Bruder mit dem Ich-hab's-dir-ja-gesagt-Blick. Ich fühlte mich einfach nur overdressed und beneidete die anderen um ihre bequemen Klamotten. Dieses Kleid kratze so unglaublich!

"Hättest du nicht einfach Pizza bestellen können?", fragte Taehyung. Jin sah mich geschockt an. Ich zuckte nur mit den Schultern und grinste.

"Ich gehe mich mal kurz umzieh-"

"Nein, du bleibst hier! Mindestens beim Essen musst du das Kleid tragen!"

"Ich will aber nicht!"

"Aber du willst Donuts, oder?" Ich sah ihn entsetzt an. 

"Wie kannst du nur?!" Sein siegessicheres Grinsen machte mich noch wütender. "Die eigene Schwester so auszunutzen. Du Scheusal!" Schmollend ließ ich mich schließlich, wie die Gäste, auf einen der Stühle fallen. Leider befand sich der Stuhl, den ich mir ausgesucht hatte, direkt neben dem des Busfahrers. Schlimmer konnte es jawohl nicht werden...

A bus stop story || k.th ff ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt