(K)ein würdevoller Abgang

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Ich hatte wirklich keine Lust heute zum Zeichenkurs zu fahren, vor allem, weil ich Angst hatte Taehyung wieder zu begegnen. Ich stand trotzdem auf und machte mich fertig zum Aufbruch, in der Hoffnung, dass er nicht mein Busfahrer war. Ohne mich von Jin zu verabschieden - zum einen, weil ich noch sauer war, zum andern, weil er noch schlief - verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Der Bus war bereits da, als ich ankam, weshalb ich unerlaubterweise bei rot über die Ampel lief. Dazu muss aber auch gesagt sein, dass ich nicht direkt bei der Ampel über die Straße lief. Jedenfalls erreichte ich den Bus noch rechtzeitig, da der Busfahrer offenbar netter war, als der letzte Woche, der mir die Tür direkt vor der Nase zu geschlagen hatte. Ich stieg ganz hinten ein und arbeitete mich bis ganz nach vorne vor.

Von allen Millionen Busfahrern auf dieser Welt, erwischte ich ausgerechnet den einzigen, den ich kannte. Und den ich nun mal nicht austehen konnte. Allerdings fühlte ich mich noch immer schuldig, wegen gestern, also beschloss ich, ihn anzusprechen.

"Ähm, hi!" Er richtete seinen Blick stur auf die Straße, was vermutlich besser war, da er bereits losgefahren war. 

"Hi", antwortete er knapp. Ich blieb stehen. "Is was?"

"Nein", sagte ich, zögerte jedoch. "Naja... wegen gestern..." Er seufzte.

"Wenn dich dein Bruder geschickt hat, dann vergiss es." Er hatte also tatsächlich alles gehört. Ich konnte es nicht ausstehen von jemandem gehasst zu werden, dem ich nicht aus dem Weg gehen konnte.

"Hat er nicht. Ich wollte mich nur entschuldigen."

"Wofür? Dafür, dass du ehrlich warst?" Ich schluckte.

"Dafür, dass du das mitgekriegt hast." 

"Du hast ja nicht gerade versucht, vor mir zu verbergen, dass ich dich nerve. Aber darum ging es gar nicht. Ich wollte nicht, dass ihr euch wegen mir streitet. Deswegen bin ich freiwillig gegangen." 

"Und warum bist du dann sauer auf mich?", fragte ich verwirrt.

"Wer hat gesagt, dass ich sauer auf dich bin?" Jetzt grinste der Kerl wieder wie ein Vollidiot (was er ja auch war). Dieser Typ machte mich wahnsinnig. Ich hatte keine Lust mich weiter mit ihm zu befassen, weshalb ich mich ohne ein weiteres Wort umdrehte und mich ganz hinten im Bus auf einen Sitz fallen ließ. 

Als ich an meiner Station angekommen war, wollte ich einfach nur noch weg. Ich hatte mir fest vorgenommen mich nicht von meinem Ziel ablenken zu lassen, doch ich konnte mich nicht davon abhalten noch einen kurzen Blick zurück zu werfen, da ich damit kein großes Risiko in Verbindung bringen konnte. Bevor der Bus wegfuhr, sah ich noch, wie der Busfahrer mir zuzwinkerte...

A bus stop story || k.th ff ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt