Und schon verspielt

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Ich hatte die ganze Nacht über Taehyungs Worte nachgedacht und war immer noch nicht sicher, was er mir damit sagen wollte. War das eine Art Liebeserklärung oder nur so eine Freundschaftserklärung? Wollte er mir damit sagen, dass er mich liebt und ist dann weggegangen, weil es ihm peinlich war. Mann! Wie kann sowas nur immer mir passieren? Bin ich die Einzige, die ihn nicht versteht oder macht er das mit all seinen Freunden auch?

Ich kam gerade von meinem Kunstkurs, als mir einfiel, dass ich ihn vermutlich gleich treffen würde. Ich wusste, dass ich unserem Gespräch nicht aus dem Weg gehen konnte, es würde mich früher oder später einholen. Also schritt ich mutig darauf zu und stellte mich meinem Schicksal.

Als ich jedoch bei der vordersten Tür einstieg, blickten mich zwei müde Augen neugierig an. Yoongi. Schon wieder.

"Wo ist Taehyung?", fragte ich ihn, in der Hoffnung, dass er vielleicht doch nicht da war und ich mich noch nicht so bald wieder mit ihm unterhalten müsste, doch mit seiner tatsächlichen Antwort hatte ich sowas von nicht gerechnet.

"Er wurde gestern von einem Bus überfahren. Ironie, was? Und ziemlich tragisch. Es war auf dem Heimweg." Er sagte das vollkommen emotionslos, weshalb ich mir nicht sicher war, ob er das ernst meinte. Doch, als ich darüber nachdachte, wie es wäre, wenn er nun wirklich tot wäre. Wenn ich nie herausfinden würde, was er mit der Aktion gestern hatte bezwecken wollen. Wenn ich nie wieder in sein grinsendes Gesicht gucken könnte. Das löste irgendwas in mir aus. Mochte ich ihn etwa doch? Nein, das konnte doch nicht sein. Er war nervig und total aufgedreht und kindisch. Aber andererseits war er nett und witzig und er hatte dieses wunderschöne Lächeln, das mein Herz zum schmelzen brachte. Okay, damit war alles klar: Ich mochte ihn doch. Egal, wie nervig er war und egal, wie oft ich ihn auch beleidigte, ich konnte einfach nicht ohne ihn. "Nächste Woche ist die Beerdigung. Jin ist auch schon informiert", fuhr er fort. War das wirklich ernst gemeint? Langsam begann ich es doch zu glauben und mein Magen zog sich zusammen. 

"Du meinst das ernst, mit der Beerdigung?" Ich schluckte.

"Klar, glaubst du ich erzähl hier Witze oder was?" Danach sah es definitiv nicht aus. Plötzlich begann ich schwer zu atmen und zu hyperventilieren. Mir wurde schwindelig und ich kippt um.

Er war doch nicht wirklich tot, oder? Das konnte doch nicht sein. Ich hatte ihn gestern doch nicht gesehen und er hatte mit mir geredet und mich berührt. Wie konnte er da tot sein?

Kurz darauf kam ich wieder zu mir. Ich lag auf der Bank bei der Bushaltestelle. Der Bus war bereits gefahren, doch der Busfahrer war noch da. Moment. Der Busfahrer war noch da! Er stand dort. Live und in Farbe. Er war gar nicht tot! Oder war das bloß ein Produkt meiner blühenden Fantasie, das auf dem Wunsch basierte, dass er eben das tat, was er gerade tat? Er kniet neben mir und grinste mich an.

"Du magst mich ja doch", flüsterte er und strich mir durch das Haar. Ich setzte mich auf und packte ihn am Arm.

"Du lebst", murmelte ich. Und dann wurde mir alles klar. "Du hast mich verarscht!" Er sah mich an, doch das Grinsen war definitiv nicht mehr an Ort und Stelle. "Du hast mich in dem Glauben gelassen, du seist tot, nur damit... Warum eigentlich?" Er schwieg, doch auch das wurde mir klar. Ich sprang auf. "Du bist das Letzte!" Mit diesen Worten ließ ich ihn an der Bushaltestelle zurück.

So ein Vollidiot.

A bus stop story || k.th ff ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt