Busfahrt mit Hindernissen

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Die Tatsache, dass Taehyung mich gestern indirekt eingeladen hatte, mich mit ihm zu treffen, war mir vollkommen entfallen. Zumindest bis ich den Bus sah, der gerade vorfuhr. 

Ich stieg hinten ein, da ich hoffte, ihm nicht zu begegnen. Doch irgendwie wollte ich ihn nicht so im Ungewissen lassen. Vielleicht sollte ich einfach sagen, dass es mir nicht sonderlich gut ging und ich lieber nach Hause gehen wollte. Wobei ihn das auch in gewisser Weise im Ungewissen lassen würde, da es nicht stimmte. Also ging ich nach vorne, um mich bei ihm zu entschuldigen und mein Gewissen wenigstens halbwegs zu reinigen. Doch vorne angekommen traf ich nicht auf den Busfahrer - naja, doch, aber halt nicht DEN Busfahrer -, sondern auf Min Yoongi.

"Du bist auch Busfahrer?", fragte ich den anderen Kumpel meines Bruders. Er war doch der Kerl, der die ganze Zeit gegähnt hatte während dem Essen. Genau, denn Jin hatte ihn immer so tadelnd angesehen, wenn er sich dabei nicht die Hand vor den Mund gehalten hatte.

"Seh' ich so aus?", fragte er mit gelangweiltem Blick, der allerdings nicht auf mich, sondern auf die Straße gerichtet war, zumal er bereits losgefahren war.

"Ja, schon."

"Dann ist es wohl so", sagte er gleichgültig. Oder war das da ein Anflug von Belustigung in seinem Gesicht?

"Sag mal, wo ist eigentlich Taehyung? Fährt er nicht normalerweise um diese Uhrzeit?" Ich sah ihn fragend an, was nichts brachte, da er mich nicht ansah.

"Keine Ahnung. Er wollte unbedingt mit mir Schicht tauschen. Und ich Volltrottel hab zugesagt! Normalerweise fahre ich Nachts." Er hatte tatsächlich ausgeprägte Augenringe. Kurz sah er zu mir rüber. "Wieso erzähle ich dir das überhaupt?" Gute Frage. "Wenn du nach Taehyung suchst, dann dreh dich doch einfach um!" 

"Was?!"

"Mann, Yoongi, jetzt hast du die Überraschung versaut!" Ich fuhr herum und da stand er. Der Busfahrer. Wie immer grinsend und wie immer verboten gutaussehend. Ach ja, ich mochte ihn ja nicht! Moment. Wie immer dümmlich grinsend und wie immer verboten nervig. "Hey, du bist ja doch gekommen", sagte er einfach und ignorierte die Tatsache, dass ich ihn anstarrte, als hätte ich einen Geist gesehen. Oder er grinste eben weil ich so doof guckte. Ach, wen interessiert das?

"Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich nicht so gut fühle und lieber nach Hause gehen will", sagte ich schließlich. Hoffentlich wirkte ich nicht allzu verwirrt auf ihn, obwohl das vielleicht die Glaubwürdigkeit meiner Aussage steigern könnte.

"Schon wieder?" Besorgt legte er seine Hand an meine Stirn. "Hast du Fieber? Wieder Kopfschmerzen? Ist dir schwindelig?" Okay, damit hatte ich nicht gerechnet. 

"Nein, mir ist schlecht." Das entsprach der Wahrheit. Seine plötzliche Fürsorge löste ein flaues Gefühl in meinem Magen aus.

"Dann solltest du lieber an die frische Luft gehen. Wir können ja ein bisschen rumlaufen und dann fahr ich dich Heim." 

"Du hast dein Auto hier?", fragte ich verwirrt. Wozu fährt er mit dem Auto her, wenn er dann in den Bus einsteigt? Er schüttelt lächelnd den Kopf. Also nicht? 

"Ja, hab ich" Also doch? "und ich fahre dich höchst persönlich nach Hause, weil es dir schlecht geht!" Ehe ich reagieren konnte griff er nach meiner Hand und zog mich aus dem Bus. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir schon wieder angehalten hatten. Als ich Yoongi noch einen verwirrten Blick zuwarf, winkte er mir noch hinterher. Witzig.

Wir liefen den ganzen Weg, den wir mit dem Bus gekommen waren, wieder zurück und ließen uns schweratmend an der Station, bei der wir eingestiegen waren, auf eine Bank fallen. Das heißt, Taehyung setzte sich auf die Bank und zog mich auf seinen Schoß. Mir wurde noch schlechter. 

"Was soll das?!" Ich stand sofort wieder auf. "Ich sage, mir ist schlecht und du... du... was machst du überhaupt?" Er lehnte sich auf der Bank lässig zurück, den Arm auf die Lehne gelegt und grinste mal wieder. Als könnte er es gar nicht anders. "Du tust ja geradezu so, als wäre ich deine Freundin! Sag mal, bist du taub?! Ich habe gestern durch das ganze Treppenhaus gebrüllt, wie sehr du mich nervst und du?!" Ich lief vor ihm hin und her. Er machte mich einfach so sauer! 

"Soll ich dich jetzt nach Hause bringen oder willst du lieber auf den nächsten Bus warten?" Er wich meinen Fragen aus. So ein...

Ich grummelte beleidigt vor mich hin.

"Was hast du gesagt?", fragte er, grinste provozierend und hielt sich eine Hand hinters Ohr.

"Ich habe nichts gesagt", antwortete ich und drehte mich demonstrativ von ihm weg. 

"Okay." Er erhob sich und wollte weggehen.

"Warte!" Ich konnte förmlich riechen, wie er grinste. Wahrscheinlich war es sein Mundgeruch. Falls er welchen hatte. "Ich komme ja schon." Also spurte ich doch hinter ihm her. Wie schlimm kann das schon werden?

A bus stop story || k.th ff ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt