Blöde Kuh

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Obwohl Jin mir versprochen hatte, ihn nach dem Freizeitpark nach Hause zu schicken, war er immer noch da. Wir saßen am Tisch und spielten Stadt, Land, Fluss, während Jin den Couchtisch aufräumte. Es war unglaublich anstrengend mit Taehyung Zeit zu verbringen, da er immer wieder Wörter erfand, die es nicht gab.

"K", sagte ich. Wir beugten uns gleichzeitig über das Blatt Papier, welches vor uns lag und bereits mit Wörtern wie "Joghurtbaum" oder "Johanniskraut" beschrieben war, wobei die logischen Wörter hauptsächlich auf meinem Blatt standen.

Nach wenigen Sekunden sagte er: "Stopp" Das ging nun schon die letzte halbe Stunde so: Er war am schnellsten fertig, kam dann mit Wörtern, wie Priesterland und behauptete doch tatsächlich, dass es das wirklich gab. Jin hatte mir gesagt, ich solle dieses unfaire Spiel mitspielen. Was der nicht alles für seine Freunde tat... nein, was er seine Schwester nicht alles für seine Freunde tun ließ...

"Stadt: Karlsruhe", sagte ich und blickte den Busfahrer erwartungsvoll an.

"Kuhhausen" Ich stöhnte genervt und schrieb eine kleine zehn über das Wort.

"Land: Korea", sagte ich mit unterdrückter Wut.

"Kuhland" Ich schüttelte den Kopf. Wieder eine zehn.

"Fluss: Kongo"

"Kuhfluss"

"Beruf: Küstenwache"

"Kuhzüchter"

"Tier: Katze"

"Kuh"

"Kann es sein, dass du auf Kühe stehst?"

"Jedenfalls nicht auf blöde Kühe, also bist du schon mal ausgeschlossen", sagte er und grinste mich frech an.

"Da bin ich aber froh", erwiderte ich, atmete erleichtert aus und wischte mir imaginären Schweiß von der Stirn. Das wischte ihm das Grinsen aus dem Gesicht.

"Du bist froh, dass du eine blöde Kuh bist?", fragte er irritiert.

"Ich bin froh, dass du nicht auf mich stehst, das hätte sonst eine ziemlich traurig für dich werden können, wenn du heraus gefunden hättest, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht", sagte ich und grinste leicht angesäuert. Nun grinste er wieder. Das was ich gesagt hatte ließ ihn kalt, doch dass mich das ein wenig störte, versuchte ich zu verbergen, indem ich mich wieder dem Blatt zu wandte, welches vor mir lag. "Name: Katharina" Er blieb still und als ich wieder aufsah, lag sein Blick noch immer unverändert auf mir, nur jetzt wirkte er ein wenig verträumt. "Ähm, hallo?!" Er schreckte auf.

"Huh?"

"Ich hab bei Name Katharina, was hast du?", ich sah ihn erwartungsvoll an.

"Achso!" Er warf einen Blick auf sein Blatt. "Konstantin" Wow, er hatte was intelligentes gesagt. Naja, nicht unbedingt intelligent, aber immerhin nicht dumm. "Nein, warte, da steht Kuhstantin!" Okay, wir saßen hier jetzt schon eine Dreiviertel Stunde und das war alles, was dieser Vollpfosten zustande gebracht hatte? 

"Jin, übernimm du ihn. Ich hab Kopfschmerzen." Ich massierte mir die Schläfen.

"Alles okay?", fragte der Busfahrer übertrieben besorgt, sodass es fast schon gespielt klang.

"Ich sagte doch, ich habe Kopfschmerzen. Da steckt das Wort 'Schmerz' drin. Klingt Schmerz angenehm?", fuhr ich ihn an. Er sah etwas perplex zurück, bekam dann jedoch seine Fassung zurück und fuhr fort.

"Brauchst du was?"

"Ich brauche dringend eine Pause von dir. Du machst mich wahnsinnig!" Während ich das sagte, machte ich eine Scheibenwischer-Bewegung vor meinem Gesicht, erhob mich von meinem Stuhl und lief die Treppe hinauf. Oben angekommen fand ich Jin, der gerade die Wäsche zusammenlegte. "Jin. Ich halt ihn nicht mehr aus, kannst du ihn beschäftigen?"

"Stört er dich wirklich so sehr? Ich hatte das Gefühl er mag dich. Im Freizeitpark kamt ihr mir so vertraut vor", er wirkte ein wenig überrascht.

"Er ist mir so vertraut, wie ein Straßenköter, der an mir hoch springt, um mein Gesicht abzulecken! Also entweder übernimmst du jetzt sein Bespaßungskomitee oder su schickst ihn endlich nach Hause." Ich hoffte, mich klar ausgedrückt zu haben, denn dieses Mal würde er mich nicht mehr mit Donuts locken können. Ich war fest entschlossen ihn loszuwerden!

"Ist gut", sagte Jin und machte sich auf den Weg nach unten. "Ähm, Eunmi, er ist nicht mehr hier", rief er von unten rauf. Ich zuckte zusammen. Als ich aus dem Fenster sah, konnte ich gerade noch sehen, wie er in sein Auto einstieg.

"Er ist weg. Wahrscheinlich hat er gehört, was ich gesagt habe."

"Du bist so unhöflich! Er ist ein Freund und du schickst ihn einfach weg!" Er kam die Treppe wieder herauf, um mir sauer ins Gesicht blicken zu können, doch ich hielt seinem Blick stand.

"Er hat mich genervt! Außerdem ist er dein Kumpel und du schickst deine Schwester, um ihn bei Laune zu halten. Das ist mindestens genauso unhöflich!", rief ich zurück.

"Du hättest ja wohl nicht freiwillig die Wäsche zusammen gelegt, oder?"

"Hättest du ihn gleich weggeschickt wäre das sowieso nicht passiert! Außerdem, wer legt bitte die Wäsche zusammen, wenn er Besuch hat?"

"Ich!" 

Ich ging an ihm vorbei in mein Zimmer und blieb für den Rest des Tages dort sitzen. Ich war nicht Schuld an all dem, aber weshalb fühlte es sich dann so an?

A bus stop story || k.th ff ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt