A bus stop story || k.th ff ||

Vier-Augen-Gespräch

Jin und ich saßen beim Abendessen, als es an der Tür klingelte. 

"Ich geh schon", versicherte ich Jin, der mir kurz zunickte, als ich mich von meinem Stuhl erhob. Gelangweilt machte ich mich auf den Weg zur Haustür. Als ich die Tür öffnete und sah, wer dort stand, schloss ich sie sofort wieder. "Ich geh doch nicht!" 

"Wer ist denn da?", fragte Jin und ich konnte seine Schritte auf mich zukommen hören. Ohne ihm zu antworten deutete ich auf die Tür und verschwand wieder ins Esszimmer. Ich konnte trotz der Entfernung, ihre Stimmen hören.

"Ich hab ihm gesagt, dass sie nicht aufmacht, wenn er klingelt!" Das war definitiv Yoongi. Ich hatte seine gelangweilte, übermüdete Stimme schon längst in meinem Kopf abgespeichert. Vor allem nach unserem unfreiwilligen Zusammentreffen im Bus.

"Hasst sie mich wirklich so sehr?" Das war der Busfahrer. Er klang (wer hätte das gedacht) wie ein Kleinkind.

"Kommt doch rein. Sie wird sich schon beruhigen, Taehyung. Und wenn nicht, musst du damit leben", sagte Jin. Man hörte Schritte, Jacken die abgestreift und aufgehängt wurden und schließlich traten sie in mein Blickfeld. Es waren nicht nur Taehyung und Yoongi, sondern auch der Rest der Truppe. Hoseok winkte mir fröhlich zu, was ich nur mit einem gefaketen Lächeln und einem Nicken beantwortete. 

"Heute mal nicht im Ballkleid unterwegs?", fragte Jimin grinsend.

"Keine Sorge, das Kleid wirst du nicht mehr so schnell zu Gesicht bekommen. Ich hab's nach Jahrelangem Zögern endlich zur Altkleidersammlung gebracht. Allerdings bezweifel ich, dass irgendwer dieses Kleid noch als was anderes als einen Putzlappen benutzen wird." Ich versuchte ein Lächeln hervor zu würgen. Sah wahrscheinlich wirklich aus, als hätte ich es hervor gewürgt. "Was führt euch her?"

"Jin hat uns eingeladen", meinte Jungkook. "Hat er dir nichts erzählt?"

"Nein", sagte ich gedehnt und warf meinem Bruder einen angepissten Blick zu, weshalb er sich im Nacken kratzte.

"Naja, jetzt weißt du es ja." Sein nervöses Lachen verlieh dem Ganzen noch das gewisse Etwas, das nötig war, um mich davon zu überzeugen, dass er das absichtlich getan hatte. Ich kannte meinen Bruder und er wollte mich wohl aus irgendeinem unerfindlichen Grund dabei haben. 

"Jin, ein Vier-Augen-Gespräch im Flur, bitte." Ich deutete mit dem Daumen auf die Tür, durch die eben die (wenn man meinen Bruder dazu zählte) sieben Jungs den Raum betreten hatten. Also befanden wir uns kurz darauf im Flur, in dem es zugegebenermaßen etwas kühler war, als im Esszimmer. "Also, was sollte das?", fragte ich, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. Sollte ja ein Privatgespräch werden und ich hatte ja vorhin mitbekommen, was man so alles vom Flur mit kriegte, wenn die Tür offen stand.

"Ich weiß nicht was du meinst." Er hob seine Schultern, woraufhin ich meine Augenbraue anhob.

"Ach, hör doch auf! Wer hat dich dazu angestiftet? Lass mich raten! Es war der Busfahrer, oder?" Damit hatte er nicht gerechnet. Tja, nicht mit mir! Doch dann fing er sich wieder.

"Welchen meinst du?"

"Ich meine den Kerl der mir schon die ganze Zeit unglaublich auf die Nerven geht!" 

"Sag doch einfach den Namen, er ist ja nicht Lord Voldemort, du kannst seinen Namen gerne aussprechen"

"TAEHYUNG, DU VOLLIDIOT!" Ich war mir ziemlich sicher, dass das mindestens bis zum Esszimmer vorgedrungen war. Und vielleicht hatten sämtliche Nachbarn in 50 Kilometern Entfernung auch noch was davon mitbekommen, aber das war im Moment unwichtig. 

"Hey!", sagte er beleidigt. "Sei gefälligst nett zu dem Kerl, der dir dein Abendessen kocht!"

"Sei gefälligst nett zu der Person, die dich bei ihr wohnen lässt, denn sie hat in der Hand, ob du das noch länger tun wirst", gab ich zurück. "Und jetzt beantworte meine Frage oder das kleine 'Vollidiot' mutiert zu einer ausgewachsenen Beleidigung."

"Ja, gut, es war Taehyung, aber sag ihm nicht, dass du das von mir hast!"

"Von wem soll ich's sonst haben?" Sein Blick war unbeschreiblich. Ich musste mir mein Lachen wirklich verkneifen. "Was hat er vor? Plant er irgendwas, um mir noch mehr auf die Nerven zu gehen, als sowieso schon?"

"Hat er nicht gesagt. Er hat mich nur darum gebeten, dir von ihrem Besuch nichts zu erzählen."

"Und das hast du getan, weil...?" Ich sah ihn erwartungsvoll an.

"Weil er mein Kumpel ist." Das was er sagte klang irgendwie mehr nach einer Frage, als nach einer Aussage.

"Okay, was hab ich vorhin über die Person gesagt, die dich hier wohnen lässt?" 

"Schon gut, schon gut", beschwichtigte er mich. "Er hat mir gedroht meinen Kochlöffel zu zerbrechen."

"Wow, so tief ist er also gesunken? Unfassbar!", meinte ich sarkastisch und machte dabei eine dramatische Geste.

"War ein Scherz. Ich hab's echt wegen der Freundschaft getan und, weil niemand dich so gut ärgern kann wie er." Er streckte mir die Zunge heraus und ging zurück ins Esszimmer. Also war nicht Taehyung der, der tief gesunken war (der war ja schon am Boden), sondern mein Bruder. Mag sein, dass Geschwister sowas nun mal machen, aber das was er da abzog, war wirklich gemein!

Ich raffte mich auf, atmete noch mal tief durch und versuchte dann den Busfahrer beim Betreten des Esszimmers nicht umzubringen. Naja, zumindest nicht sofort. 

"Also", begann ich. "Was genau habt ihr geplant heute zu tun?" 

"Keine Ahnung. Film gucken oder so", meldete sich Yoongi zu Wort.

"Ne, ne, wir gucken einen Film und du pennst", meinte Taehyung und grinste mir dreist ins Gesicht.

"Das ist sowas von nicht wahr!", erwiderte Yoongi angepisst.

"Tust du nur so oder bist du wirklich so blöd?", fragte ich Taehyung abschätzig. Die Anderen warfen ihm nur mitleidige Blicke zu (wobei Yoongi eher schadenfroh rüber kam), doch leider ließ dieser nicht locker. Denn beim Film gucken setzte er sich ausgerechnet neben mich. Was auch sonst?