Kapitel 46 - J'

987 43 10
                                    

So sehr ich auch versuchte stark zu sein, der Schlag mitten in mein Gesicht ließ mich endgültig das Bewusstsein verlieren, auch wenn ich so sehr versuchte dagegen anzukämpfen, gewandte Dunkelheit. Und mit den Gedanken bei den Menschen, die mir wichtig waren schloss ich die Augen, in der Hoffnung sie wieder öffnen zu können.
——————

Jess P.O.V.

Als ich meine Augen das nächste mal öffnete spürte ich sofort den schrecklichen Scherz, der sich durch meinen ganzen Körper zog. Doch schlimmer war die Erkenntnis, dass ich wie das letzte mal, nur in Unterwäsche bekleidet mit Stahlhandschellen, die sich an der Wand befanden fest gekettet war. Das einzige was diese Situation jedoch unerträglich machte war, dass ich kurz darauf sein dreckiges Grinsen sah und mir wünschte ihm dieses aus dem Gesicht zu prügeln, doch diese verfluchten Stahlhandschellen hielten mich davon ab. Er wusste was er tat, er wusste, dass ich jedes körperliche Leid bedingungslos hinnehmen würde, doch es ging hier um mein Stolz und meinen Willen, den er versuchte zu brechen.

Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen wie sehr ich ihn hasste, doch das war schwerer als gedacht, denn das einzige was in meinem Blick lag war Verachtung. „Na mein Liebling. Bist du auch mal wach?", sein lachen erklang und in meinem Kopf wiederholte sich das Szenario, in dem ich ihn langsam und qualvoll erstickte, doch nach außen schwieg ich still und erdolchte ihn einfach mit meinen Blicken. „Oh, ich sehe. Deine Dämonen schweigen heute wohl. Auch gut", seine Worte machte mir mehr Angst als jeder Schlag, den ich erwartete. Leider bewahrheitete sich mein Verdacht, als er mich von der Wand los machte und über seine Schulter schmiss. Er lief direkt auf den Brunnen zu, öffnete ihn, indem er das Holzstück, das sich darauf befand, zur Seite schob und und warf mich ohne ein weiteres Wort in das darin befindende Wasser.

Nach Luft schnappen tauchte ich wieder auf und meine Wunden brannten höllisch. „Vielleicht kann das Weihwasser und somit die Hand Gottes deine Sünden rein waschen und deine inneren Dämonen vertreiben", mit diesen Worten drückte er mein Kopf wieder unter Wasser. Mein Schrei wurde im Keime erstickt und stattdessen füllten sich meine Lungen mit Wasser. Es brannte höllisch, mein Sichtfeld wurde überströmt von schwarzen Punkten und ich dachte mein Leben würde jeden Moment enden, doch dann zog er mich gewaltsam an meinen Haaren aus dem Wasser.

Ich hustete und spuckte so viel Wasser, dass ich glaubte einen zweiten Brunnen damit füllen zu können, doch ich kannte Joshua gut genug um zu wissen, dass das noch nicht das Ende wahr. Meine böse Vorahnung erfüllte sich als er diese Tortur noch an die fünf mal wiederholte, bevor er mich wieder aus dem Brunnen holte und halbtot, Wasserhustend und zitternd wieder an die Wand kettete. Sollte so wirklich der Rest meines Lebens aussehen?! Wie konnte ich so ein Monster jemals lieben?! Ich habe nie wirklich an Gott geglaubt, zumindest nicht so wie die Bibel es mir versucht weiszumachen. Ich glaubte sehr wohl daran, dass etwas wie ein Gott existierte, etwas überirdisches, dass uns Hoffnung gab, wenn es keine gab, dass uns einen Grund, etwas positives für unser Leiden schenkte und an das wir uns wenden konnten, wenn wir uns ganz alleine auf dieser Welt fühlten, doch ich glaubte einfach nicht daran, dass mich irgendjemand oder irgendetwas retten konnte, denn ich wusste ja nicht einmal wo genau ich mich befand.

Die Freiheit ist das wichtigste, denn ohne sie kann man nicht bedingungslos lieben, ohne sie kann man nicht wirklich Leben und ohne sie wird man niemals das sein, was man sein könnte. Da meine Jacke weg war, war es somit auch mein Handy und der letzte Strohhalm Hoffnung den ich gehabt hatte. Doch ich setzte all meine Hoffnung auf einen Menschen und betete, dass er mich finden würde, dass er dem Rest den Weg weisen würde. Ich griff hinter mein Ohr und fuhr die Konturen meines Drachentattoos nach. Ich selbst hatte dieses Logo kreiert und mittlerweile zierte es den Körper von zweihundert Menschen, die hoffentlich bald nach mir suchen würden, doch noch mehr sah ich mein ganzes Leben an mir vorbeiziehen, unter anderem auch die Entstehung dieser Gang.

Me, my Bad Boy Brother and my Secret Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt