Kapitel 47- der Märchenprinz

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Was ist der Sinn des Lebens? Diese Frage stellen sich Menschen schon seit Jahrtausenden. Wieso sind wir hier? Was ist unsere Aufgabe auf diesem Planeten? Und bis jetzt hatte ich nie eine Antwort darauf, doch in diesem Moment, als der Schuss erklang wusste ich was der Sinn des ganzen war. Liebe. Liebe ist die Antwort und mein Retter, denn seine Augen nahmen mir sämtliche Anspannung und Angst. Seine Arme gaben mir den Halt, den ich drohte zu verlieren und als ich sah, dass er den Raum betreten hatte wusste ich endgültig, dass mein Herz gestohlen wurde. Doch vielleicht kam diese Erkenntnis ja zu spät, denn um mich herum war alles schwarz und kalt, doch ich wollte kämpfen. Kämpfen für ihn, kämpfen für mein Leben und Kämpfen für den Sieg gegen Joshua.

Ich hatte nie Angst vor dem Tod, denn für mich war er zwar immer ein Ende, aber auch ein Neubeginn. Nicht so wie die Hindus das sehen, dass wir solange wieder geboren werden bis wir unser Lebensziel erzielt haben, aber auch nicht wie die Christen, dass wir im Himmel sitzen und die Menschen die uns lieb sind beschützen. Ich glaube, dass etwas Neues beginnt, etwas wovon wir keine Ahnung haben oder vielleicht ist da auch nichts, aber ein Neuanfang muss nicht immer etwas schlechtes heißen, denn ohne einen Neuanfang hätte ich Mason nie kennengelernt, mich nie mit meinem Vater ausgesprochen oder eine Freundin wie Mel bekommen. Mit jedem weiteren Gedanken fand ich meinen eigenen Seelenfrieden und dann stand er da und lächelte mich an. Dieses Lächeln, dass ich schon so lange vermisst hatte. Das Lächeln, dass mich früher erlöst hat und das Lächeln, dass mich gerettet hat. Jayden. Sein Gesicht schwebte in meinen Gedanken umher, sodass ich wusste was er mir sagen wollte, auch wenn er dafür keine Worte benutzte. Sein Gesicht war mal wieder meine Rettung. Das war zumindest das was ich dachte, doch sein Gesicht veränderte sich immer mehr, bis ich schließlich Mason vor mir sah und er begann zu reden. „Ich habe meinen Nachfolger gefunden", mit diesen Worte riss er mich aus der Dunkelheit und direkt zurück in die Realität.

„Mason", wisperte ich doch anders als erwartet lag ich alleine in diesem Raum. In Filmen waren immer alle da und warteten sehnlichst darauf, dass man die Augen öffnete, doch ich war alleine hier. Doch nicht mal das konnte mich davon abhalten ihn zu sehen. Ich riss sämtliche Kabel von mir ab, woraufhin das gleichmäßige Piepsen sich in ein durchgehendes, nervtötendes veränderte. Und ehe ich mich versehen konnte stürmte ein ganzes Ärzteteam in mein Zimmer und draußen konnte man nur noch eine Schwester, bevor die Tür zufiel, sagen hören „so wie es aussieht hat sie einen Herzstillstand erlitten, deshalb bitten wir Sie um Geduld-". Sie sagte noch etwas doch das konnte ich nicht mehr verstehen. Vor mir standen fünf irritierte Ärzte und blickten mich an. „Entschuldigung, ich wollte aufstehen und da waren die Kabel im Weg", piepste ich und einer der Ärzte begann nach einem beträchtlichen Schweigen herzhaft zu lachen.

„Deine Freunde hatten recht. Du lässt dich wirklich nicht unterkriegen. Wir machen jetzt ein paar Tests mit dir, da du schließlich zwei Tage im künstlichen Koma lagst, aber du wirkst mir nicht wie eine, die gerade dem Tod von der Schippe gesprungen ist", lachte er vor sich hin und auch die anderen vier begannen zu schmunzeln. „Ich mache das schon. So wie es aussieht reicht ein Arzt in dem Fall aus", wies er seine Kollegen an, die lächelnd das Zimmer verließen. „Du bist ein wirklich erstaunliches Mädchen, Jessica. Du hättest durch den Blutverlust sterben können, aber das scheint dich nicht einmal zu kümmern", lächelte er mich aufrichtig an und sofort stieg mir die Röte in die Wange. „Dankeschön, aber Sie haben ja keine Ahnung", lachte ich und ließ die verschiedenen Tests, wie Blutabnehmen über mich ergehen. „Also wir geben das jetzt ins Labor und schauen ob es irgendwelche Auffälligkeiten gibt", erklärte er und wollte schon wieder den Raum verlassen als ich ihn aufhielt. „Doc, ich habe da noch eine offene Rechnung mit jemanden. Könnten Sie mir einen Gefallen tun?", fragte ich ihn und als ich ihm den Gefallen erklärte, stimmte er gegen jede Erwartung zu und lief mit gesenktem Kopf aus dem Zimmer.

Mason's P.O.V.

Wir saßen jetzt schon zwei Tage hier und warteten darauf, dass sie ihre Augen öffnete, doch das tat sie nicht. Nein, im Gegenteil, sie gab den Kampf einfach auf. Ihr Herz stand still und ich hoffte, dass diese Ärzte sie retten konnten, doch diese Situation war so seltsam, denn kaum waren sie in dem Raum, verließ ein Großteil von ihnen auf schon wieder ihr Zimmer und rannten in ein anderes. War ihre Situation denn so aussichtslos, dass sie lieber jemand anderen retteten?! Innerlich verzweifelte ich und ich spürte wie mir wieder einmal, wie schon häufiger in den letzten beiden Tagen Tränen aus den Augen quollen. Und dann öffnete sich endlich diese Tür, doch der Anblick des Arztes verriet mir, dass ich nicht hören wollte was er zu sagen hatte. „Ich suche einen Mason Mathews", sprach er und sofort sprang ich auf. „Das bin ich", irritiert blickte ich ihn an und er musterte mich einen Moment bevor er sich das Schmunzeln verkniff. Wieso schmunzelte er denn?!

„Wir konnten Miss Carter wieder stabilisieren, aber sie ist leider wieder ins Koma gefallen, sodass wir nicht genau sagen können wann und ob sie wieder wach wird. Doch sie hat ihren Namen immer wieder gesagt und deshalb haben wir gedacht, dass sie Ihre Anwesenheit vielleicht spürt und es ihr beim aufwachen helfen könnte, wenn Sie bei ihr wären, um mit ihr zu sprechen. Bekanntlich hilft der Märchenprinz ja auch immer am besten", zwinkerte er mir zu und bevor ich hätte etwas erwidern können, war er gegangen und ich stand hier völlig erstarrt. Nach einer halben Ewigkeit löste ich mich aus meiner Schockstarre und machte mich auf den Weg in ihr Zimmer und ihr Anblick tat mir weh, so wie jedes Mal, wenn ich hier war.

Ihr Anblick zerriss mich. Wenn Sie stirbt, lässt sie mich mit einem gebrochenen Herzen zurück, ohne es zu wissen, denn ihr ist nicht bewusst wie sehr ich sie liebe. Mit jedem Schritt, den ich auf sie zu machte starb ich innerlich mit ihr. Als ich auf dem Stuhl neben ihr Platz nahm und ihre Hand mit meiner umhüllte hatte ich das Gefühl als würde sie brennen, doch gleichzeitig auch, dass sie in einem Eiswürfelbad lag. Die letzten zwei Tage hatte ich nichts anderes getan als hier zu sitzen und mit ihr zu reden, denn auch wenn ihr Geist mich nicht wahrnahm reagierte ihr Körper trotzdem auf mich, denn kaum lag ihre Hand in meiner wurde ihr Körper von einer Gänsehaut überzogen und allein diese kleine Regung ihrerseits ließ mich die Hoffnung nie aufgeben.

„Wieso wachst du nicht auf, Prinzessin? Wieso lässt du mich hier alleine? Es gibt noch so viel was ich dir sagen wollte, so viel was ich mit dir erleben wollte. Bitte lass nicht zu, dass er gewinnt und uns auseinander bringt. Wie soll ich ohne dich in dieser Welt voller Schmerz, Krieg und Zerstörung leben, wenn du mein einziger Lichtblick darin warst. Oh Gott, Jess. Hast du überhaupt eine Ahnung wie sehr ich dich liebe?! Du musst aufwachen, sonst nehmen wir beide wohl ein Ende alla Shakespeare und ich würde mich nur ungern umbringen", ein leises, schmerzerfülltes Lachen erklang, doch es war mein eigenes. „Ohne dich kann ich nicht schlafen, weil du mein Licht in der Dunkelheit bist, mein Fels in der Brandung, meine Sonne, die über dem leuchtend blauen Meer untergeht. Ich wusste vom ersten Moment, dass du die Richtige bist, auch wenn ich's zwischenzeitlich ziemlich vermasselt habe. Doch schon als du mir in meinen, ich meine unseren vier Wänden begegnet bist, hast du mir mein Herz gestohlen. Du bist ein Sonnenschein, denn egal wie schlecht es jemanden geht, wenn er dein Lächeln erblickt verspürt jeder um dich herum, wenn auch nur für ein Bruchteil einer Sekunde Freude und das ist eine Eigenschaft, die du dir niemals nehmen lassen darfst und die du an unsere kleinen tätowierten Monster weitergeben sollst. Jess, ich kann mich hier dumm und dämlich reden, aber ich glaube nicht, dass dich irgendetwas davon die Augen öffnen lässt, auch wenn ich mir nichts sehnlicher Wünsche als das", und wieder einmal weinte ich, aber ich ertrug ihren Anblick keine Sekunde länger. „Dann küss mich", erklang eine schwache Stimme, die ich unter tausenden wiedererkennen würde.

„Jess", hauchte ich und sah sie durch meinen Tränenschleier an. „Muss ich meine Worte wirklich wiederholen?", schmunzelte sie, doch das musste sie garantiert nicht. Die Gefühle, die ich in diesem Moment empfand waren überwältigend und nicht zuzuordnen. „Ich liebe dich, meine Prinzessin", waren meine ersten Worte, nachdem ich mich von ihr löste. „Und ich liebe dich", strahlte sie und zog mich in ihre Arme. Ich lag auf ihrer nicht verletzten Schulter und hätte mir keinen Ort vorstellen können an dem ich jetzt lieber gewesen wäre. „Wie war das mit unseren kleinen tätowierten Monstern?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 27, 2018 ⏰

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