KÄLTE

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• Marks Sicht •
Ich schaute langsam zu Yvonne, aber sah sie kaum, da die Nacht rabenschwarz war. Sie schwieg.
»Yvonne?«
"Mark, ich kann es mir nicht vorstellen..."
Als sie diese Worte aussprach, schaute ich auf die kalte und feuchte Wiese.
»Wieso nicht?«
"Weil ich es gerade erlebe, Mark. Es fühlt sich einfach wunderschön an."
Ich spürte ihr warmes Lächeln an meinem Rücken.
»Catti?«
"Mh?"
»Ich würde so gern noch eine Nacht mit dir verbringen. Ganz egal wo hin das führt. Noch einmal deine Nähe spüren, nochmal deine Liebe fühlen.«
"Ich weiß nicht, ob ich damit klar kommen werde... Es tut mir leid."
»Wie meinst du das, Catti?", fragte ich sie leicht besorgt.
"War schon lange nicht mehr so durcheinander mit meinen Gefühlen..."
»Wegen Stefan?«
"Und Dir."
Ich seufzte. »Und nun?«
"Es wäre wichtig dir zu sagen, was ich fühle. Doch ich weiß nicht, was es ist. Ist es Liebe?"
Ich antwortete Yvonne auf diese rhetorische Frage nicht.
Natürlich ist es Liebe. Jedenfalls meinerseits.
»Mark? Ich glaube, dass ich jetzt nach Hause gehen werde. Ich muss nachdenken. Schlaf gut.«
"Weißt du, wie schwer es für mich geworden ist, einschlafen zu können? Du tauchst immer und immer wieder in meinen Träumen auf, dass ich Angst habe zu schlafen. Denn der Schmerz, den ich spüre, wenn ich aufwache, ist genauso groß wie der, als du damals gegangen bist. Ich will nicht mehr schlafen, weil ich es nicht mehr ertrage von dir zu träumen. Es fühlt sich so an als würde ich dich immer wieder aufs Neue verlieren."
"Mark.. -"
»Yvonne, Du hättest mir am selben Abend noch sagen können, dass du irgendwann gehen wirst, ich wäre trotzdem nicht darauf vorbereitet gewesen, wie sehr es weh tut, wenn es soweit ist.«
Langsam spürte ich, wie Yvonne aufstand und zu mir herunter sah:
"Ich fühle mich so überfordert... Alles ist gerade zu viel und gleichzeitig ist alles leer. Ich bin so durcheinander..."
Gerade als sie gehen wollte, stand ich ruckartig auf und zog sie am Ärmel.
Sie drehte sich um und wir standen nur wenige Millimeter entfernt, ich spürte ihrem warmen Atem auf meinem Gesicht.
"Yvonne? Ist es jetzt vorbei? Für immer? Werden wir uns niemals wieder sehen?", flüsterte ich.
"Ich muss nachdenken", sagte sie und verschwand in der endlos schwarzen Nacht.
Ich hockte mich wieder auf die Wiese und schloss meine Augen für einen kurzen Moment, als mich plötzlich jemand an der Schulter antippte.
Ruckartig drehte ich mich um und blickte in zwei braune Augen.
»Hey. Sorry ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin Paul.«
"Woher kennen wir uns?", fragte ich.
»Ich bin hier auch im Krankenhaus. Mein Zimmer ist direkt neben deinem Zimmer.«
"Ah."
»Wer war die Frau eben?«
"Eine gute Freundin."
»Mehr nicht? Ihr saht so vertraut aus«
"Mh. Kann sein."
»Wir können gerne darüber reden. Die Nacht ist lang. Wie heißt du eigentlich?«
"Mark."
»Okay, Mark. Erzähl mal.«
"Was gibt es da zu erzählen. Sie ist meine Traumfrau."
»Bist du auch ihr Traummann?«
"Sie hatte vor kurzem noch einen Freund gehabt und braucht Zeit."
»Verstehe.«
"Aber ich hoffe, dass sie mich liebt und es keiner kaputt macht."
"Wenn sie dich liebt,
dann liebt sie nur dich. Und der Einzige der das kaputt machen kann,
bist du selbst!"

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