12. Ein Leben auf Naboo

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MeineErinnerung hatte mich zum Eingang des großen Gebäudes mit der Kuppel geführt. Das sollte also mein Zuhause sein? Es war wunderschön. Es war nicht weit vom Markt entfernt und man hörte immer noch den Klang der Menschen. Ich stand vor der großen Eingangstür. Sie erinnerte mich an die Tür vom Kellergewölbe... Sie war Gold mit schönen Gravierungen und einer symmetrischen Täfelung in der Mitte. Ich kramte in dem Lederbeutel nach dem Schlüssel und öffnete damit die Tür. Sofort fiel mir die Kinnlade nach unten.

Der Moden bestand aus weißgrauem Marmor, Säulen bildeten den Empfangsbereich ab und gegenüber der Tür war eine große Wendeltreppe, die nach oben führte. Sie bestand ebenfalls aus Marmor und hatte goldene Verzierungen in Blütenform am Geländer. Hinter der Wendeltreppe ging es aber noch weiter: Es gab einen großen hellen Wintergarten, in dem ein kleiner Esstisch für vier Personen stand, schon gedeckt mit feinem Porzellan und einer großen Schüssel voll mit Salat. In den Ecken standen Pflanzen und daneben jeweils eine Chaiselongue. Zu seiner Rechten, gleich neben der Eingangstür, an der ich immer noch stand, befand sich eine modern eingerichtete Küche.

Die Tür, die wieder ins Schloss fiel, riss mich aus meinem Staunen.

Von oben erklang eine weibliche Stimme, die wohl zu seiner Frau gehörte, die rief: „Hi, Schatz! Ich komme gleich runter, nur einen Moment! Hast du an das Brot gedacht?"

Mein Bauch kribbelte. Gehörte diese Stimme wirklich zu dem Menschen, zu dem ich glaubte, dass sie gehörte? Mein ganzer Körper war hellwach und voller Neugier. „Hey...Schatz", antwortete ich unsicher zurück. „Ja, ich stell die Tüte in der Küche ab!" „Danke!"

Also stellte ich die Tüte auf der Kücheninsel ab und sah mich weiter im Eingangsbereich um. An der Seite zur Tür, gab es zwei Halterungen für Lichtschwerter. Eines hing in seiner Halterung. Ich schaute an mir herab. Mein Lichtschwert wurde halb von meiner Tunika verdeckt, doch es hing ebenfalls an meiner Hose. Ich nahm es ab und legte es behutsam in die Halterung. Es war dasselbe Lichtschwert, das ich auch als Kylo Ren benutzt hatte, doch vermutlich hatte es jetzt eine andere Farbe.

Ich hörte Schritte hinter mir die Treppe hinuntersteigen. Langsam drehte ich mich um, mein Herzschlag ging immer schneller.

Was ich sah verschlug mir die Sprache.

Rey kam die Treppe hinuntergeschritten. Sie trug ihr Haar offen und hatte ein wunderschönes seidenlanges ozeanblaues Kleid an, das am runden Ausschnitt mit kleinen Diamanten besetzt war. Darüber fiel eine leichte Schicht von Chiffon, was das Kleid beim Runtergehen der Treppe wie strömende Wellen wirken ließ.

Doch etwas sehr offensichtliches war anders an ihr.

Unter dem wunderschönen Kleid ließ sich ein bereits ausgeprägter schöner Babybauch ausmachen.

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

Rey war schwanger.

Tränen stiegen mir in die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein... ich würde Vater werden. Ich würde eine kleine Familie haben.

Gepackt von unglaublicher Freude, Erleichterung und.... Ja, tatsächlich Liebe, rannte ich auf Rey zu, die gerade am Rand der Treppe angekommen war, nahm sie in die Arme, drückte sie an mich und drehte sie mit mir einmal im Kreis. Dabei hörte ich das schönste Geräusch, das ich kannte. Ihr Lachen.

„Hahaha, Stopp, Ben!" kicherte sie, doch ich hörte nicht auf, ich schwang sie noch einmal im Kreis und setzte sie dann ab.

Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.

„Du bist schwanger!! Wir bekommen ein Kind!!", sagte ich voller Freude und verdrückte eine Freudenträne.

„Du schaltest aber schnell!", lachte Rey und zog mein Gesicht näher an ihres heran, bis meine Lippen ihre berührten.

Das sollte nichts ungewöhnliches sein zwischen zwei Partnern, die ein Kind erwarteten und doch wurde ich von dem Kuss und den Gefühlen so plötzlich überrascht, dass ich fasste dachte, der Boden würde unter meinen Füßen hinweggezogen.

Der Kuss war voller Spannung. Ihre Lippen waren so weich. Das gesamte Gefühl hatte ich noch nie gespürt. Es war bedingungslose Liebe. Ich zog sie näher an mich heran und legte meine Hand an ihre Wange. Alles war perfekt.

Als sie sich von mir löste stand ich noch wie benommen da. Ihre leuchtenden braunen Augen blickten in meine. „Ich liebe dich, Ben", flüsterte sie. Erneut schwappte dieses wohlige, warme Gefühl über mich hinweg. „Ich liebe dich auch", flüsterte ich zurück und mir wurde klar, dass es wirklich so war. Ich liebte dieses Mädchen. Ich würde alles für sie tun.

Rey lächelte mich an und ging an mir vorbei in die Küche, um das Brot aus der Tüte zu holen und auf eine Platte zu legen, damit wir es zum Salat als Abendessen essen konnten.

Zusammen saßen wir am Tisch, aßen und erzählten uns von unserem Tag.

Naja, sie sprach hauptsächlich. Ich richtete ihr nur die freundlichen Grüße des Brotverkäufers aus, dessen Name Tom war, wie ich im Verlauf herausfand.

Rey hatte den Tag über vor allem über neue Trainingsmethoden für die jungen Padawane getüftelt. Anscheinend führten wir eine Schule für alle machtsensiblen Kinder, die wir dann zu Jedis ausbildeten.

Zuerst überraschte mich der Gedanke ein Jedi Meister zu sein und ich wurde ein wenig panisch. Doch im weiteren Verlauf des Gesprächs fand ich heraus, dass es dazu keinen Grund gab. Rey schwärmte davon, wie gut ich mit den Kindern umgehen konnte und schien durch und durch glücklich. Das beruhigte mich. Sie freute sich schon auf das Kind und darauf, es gemeinsam mit mir aufzuziehen. Wir überlegten, wie wir uns mit der Erziehung abwechseln konnten, sodass auch Rey nach der Geburt wieder die Padawane unterrichten konnte. Der Planet auf dem wir uns befanden war übrigens Naboo... er war wohl sehr wichtig gewesen in der alten Republik, verlor aber mit dem Aufstieg des Imperiums an Bedeutung und war in Vergessenheit geraten.

Über meine Vergangenheit als dunkler Jedi verlor Rey allerdings kein Wort. Es schien nicht mehr aktuell zu sein.

Das ganze Essen über betrachtete ich sie verträumt und konnte nicht glauben, dass das eventuell mein Leben sein würde.

Nach dem Abwasch gingen wir zusammen die Wendeltreppe hinauf in unser Schlafzimmer.

Es war ein großes helles Zimmer, in der Mitte stand ein riesiges Himmelbett in einem sanften Blau gehalten, was perfekt zum hellen Marmorboden passte. Gegenüber dem Bett gab es ein großes Fenster, das wie eine Tür aufgemacht werden konnte. Dahinter befand sich ein Balkon mit zierlichen Topfhängepflanzen, die in Purpur und Fuchsia gehalten waren. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein großer Schrank, dessen Türen automatisch aufgingen, wenn man davorstand. Ein paar Meter links vom Schrank stand ein kleiner Schminktisch, auf dem kleine Parfümflaschen und verschiedene Makeup-Utensilien standen. Neben dem Schminktisch war der Eingang zum Badezimmer.

In einem Moment der Unachtsamkeit, hob ich Rey hoch und trug sie wie eine Braut aufs Bett. Lachend ließ sie alles mit sich machen und zog mich, nachdem ich sie sanft abgelegt hatte, ebenfalls aufs Bett. Erschöpft legte ich mich der Länge nach hin und Rey schubste sich nach oben, um ihren Kopf auf meine Brust legen zu können. Schweigend lagen wir einfach zusammen auf dem Bett, bis ich merkte, dass sie eingeschlafen war. Ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Leben. Diese Tür hatte keinen besseren Begriff finden können. Überwältigt von den ganzen Eindrücken schlief ich letztendlich ein.


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