Kapitel 12

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Kayle

Am späten Abend legte ich mich in mein Bett. Davor hatte ich mich aus dem engen Kleid befreit und es gegen mein Nachtgewand gewechselt. Der Gedanke an Jon und seiner baldigen Abreise, raubte mir den Willen zu schlafen. Ich konnte nicht aufhören daran zu denken, dass ich ihn für lange Zeit nicht mehr sehen werde. Ich versuchte aufzuhören daran zu denken und legte mich zur Seite.

Ich schloss meine Augen und in meinem inneren Auge erschien der vergangene Tag.

Die Versammlung, Jons Worte und die Diskussionen.

Dann das Gespräch mit ihm und die Tür welche vor meinen Augen verschlossen wurde.

Es wiederholte sich alles wie ein drehendes Rad in meinem Kopf, bis ich in einen Traumlosen Schlaf gefallen war.

Nächster Morgen

Ich war spät aufgewacht und daher hatte ich das Frühstück verpasst.

So beschloss ich in der Küche nach etwas Brot zu frage, da mein Appetit nicht all zu groß war.

Aus den Innengängen hörte ich wie die Jungen und Mädchen das Bogenschießen beigebracht bekamen.

Ich stoppte und kurz blieb ich am Geländer stehen, um ihnen bei ihren Praktiken zu zusehen.

Als ich meinen Blick hob, konnte ich am gegenüberliegendem Geländer Jon sehen. Er schien sich mit Sansa und Davos zu unerhalten, weswegen ich schnell vom Geländer verschwand und meinen Weg zur Küche fortsetzte, um nicht auf mich aufmerksam zu machen.

Ich erreichte nach wenigen Minuten den Eingang und eine wohlig warme Luft, sowie der Duft nach frisch zubereitetem Essen empfingen mich.

,,Lady Mormont, was verschafft uns die Ehre?'' eine Magdt sofort an meiner Seite, begrüßte mich und verneigte sich zügig.

,,Ich habe das Frühstück verpasst und wollte nun nach einer Scheibe Brot fragen, wenn es genehm ist?'', fragte ich sofort nach. Augenblicklich nickte die Bedienstete.

,,Natürlich, wartet bitte kurz hier.''

Sie verschwand im inneren der Küche und kam nach wenigen Augenblicken mit einem Stück Brot, eingewickelt in einem Tuch, wieder.

,,Frisch gebackenes Brot, My Lady. Ich hoffe es schmeckt euch.''

Dankend nahm ich das Bündel an und lächelte leicht ,,Ganz sicher wird es das und vielen Dank!''.

Munter verließ ich die Küche und packte das Brot aus. Ich schnupperte kurz daran und biss herzlich hinein.

Ich liebte das Brot Winterfells. Die Köche hatten eine besondere Art ihr Gebäck zu Backen und das schätzte ich unglaublich sehr.

Das Brot war fast verschlungen, und so beschloss ich zu einer der Aussichtsmauern zu gehen.

Ich hatte nichts zu erledigen und die Zeit wollte ich nutzen, um die Aussicht von Winterfell aus bestaunen zu können.

Der Weg war schnell gefunden und nach wenigen Treppen hatte ich auch schon einen Ausblick über die Ländereien.

Ich sah dabei zu, wie die Wolken kamen und wieder gingen. Ich beobachete wie die wenigen Menschen vor der Mauer vorbeiliefen und sich gelassen miteinander unterhielten.

Dabei biss ich hin und wieder ein Stück Brot ab, bis am Ende nun nichts mehr übrig war.

Das Tuch faltete ich zusammen und hielt es fest in einer Hand.

Kurz schloss ich meine Augen, lauschte den Geräuschen. Ich atmete tief die frische kühle Nordluft ein. Ein herrlicher Moment der Stille.

,,Es ist schön hier oben, nicht?'', ertönte auf einmal eine Stimme neben mir und erschrocken öffnete ich meine Augen.

Ich sah zur Seite und erblickte Sansa die entschuldigend zu mir sah

,,Tut mir leid, ich hätte mich nicht so anschleichen sollen.''

,,Nicht schlimm doch. Sag bist du öfters hier oben?'', fragte ich Sansa welche kurz auflachte.

,,Oh nein, ab und zu unterhalte ich mich mit Jon hier oben oder beobachte die die Menschen und die Welt, so wie du gerade.'', erklärte sie und blickte in die Ferne.

Bei Jons schien mein Herz kurz stärker zu pochen, also fasste ich mir an die Brust. Mir blieb die Luft weg, also atmete ich tiefer ein. Sansa bemerkte meine Reaktion.

,,Ist alles in Ordnung?'' besorgt und fragend blickte sie zu mir. Ich antwortete mit einem knappen nicken.

Sansa schien mir nicht wirklich zu glauben. Sie holte kurz Luft und schaute mich an, versuchte  Blickkontakt herzustellen.

,,Es ist Jon nicht wahr? Ich habe mitbekommen was los ist, er hat es mir heute morgen erzählt. Nicht alles, aber genug.''

Ihre Stimme war ruhig geworden. Sie sah nachdenklich sah sie auf ihre Hände, welche sie massierte.

,,Du musst wissen, manchmal weiß er nicht, was er tun soll und sagt Dinge, die er nicht so meint.

Seine Worte gestern zu dir bereut er wirklich sehr.''

Tut er das? Das überraschte mich.

,,So hat es sich für mich jedoch nicht angehört. Aber- '', sprach ich und sah zur Seite

,,Aber eines haben seine Worte bei mir bewirkt.'', gestand ich und sah wieder zu ihr.

,,Und was?''

Ein neugieriger und wissender Blick.

,,Ich brauchte erst diese Worte, um zu begreifen wie viel er mir bedeutet.''

,,Es ist erst so kurz und ich weiß, so was kann nicht gut gehen, aber es fühlt sich an wie Jahrzehnte die wir uns kennen."

Mit großen Augen sah die hochgewachsene Lady zu mir.

,,Du liebst ihn."

Verdammt ja das tue ich!

Ich nickte leicht. ,,Ja"

Sansa begann zu lächeln und legte ihre Hand auf meine Schulter.

,,Ich finde das Gut, weißt du.", lachte sie leise und beobachtete die Soldaten vor den Mauern.

,,Nicht das du erst solche Worte brauchtest, sondern dass du seine Gefühle erwiederst.'' , Sansas Ton war euphorisch geworden und mich sah sie aufmunternd an.

Meine Augen weiteten sich leicht.

Er liebt mich?

,,Was bringt das schon? Morgen segelt  er zu dieser Targaryen und dann sind wir Meilen von einander entfernt.'' meine laune sank und ich verzog meinen Mund.

,,Dann reise mit ihm!'', schlug Sansa nachdrücklich vor.

,,Nein.

Du stellst dir das so einfach vor Sansa, aber ich kann ihm nicht unter die Augen treten. Nicht nachdem er mir weiß gemacht hat, dass er mich  nicht sehen will.''

Sansa schien von meinen Stimmungen genervt.

,,Du folgst mir jetzt.''  Sie nahm mich wie ein Kind an der Hand und zog mich mit ihr mit.

Verwirrt blickte ich das rote Haar vor mir an.

,,Was? Wieso? Wohin denn?''

,,Zu Jon''

Ich blieb stehen und zog sofort meine Hand weg.

,,Nein! ich-''

,,Jetzt sofort!''

Es endete schließlich damit, dass ich Sansa widerwillig in die Burg folgte.









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