Kapitel 3

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“Liiiz bist du fertig ?!“,hörte ich Chris von Unten rufen. “Jaaaaa!“, rief ich zurück. Wenige Sekunden später hörte ich schon wie er die Treppe rauf kam. Ich saß noch im Bad vor dem Spiegel und betrachtete mich etwas skeptisch. “Du siehst wunderschön aus.“, sagte Chris. Ich schaute ihn durch den Spiegel an und lächelte kurz auf. Genau das hatte ich jetzt gebraucht. “Danke“ “Na komm. Die anderen warten schon auf uns.“, sagte er und hob mich dann ohne Vorwarnung hoch und trug mich zum Auto. “Das musst du nicht machen.“, sagte ich dann als er auch eingestiegen war. “Ich weiß. Ich wollte es aber.“, sagte er und lächelte mich schief an. Wie ich dieses Lächeln liebte. Es ließ mich immer wieder aufs Neue dahin schmelzen. Ich lehnte mich im Sitz zurück und schaute aus dem Fenster. Mal wieder drifteten meine Gedanken in meine Vergangenheit. Diesmal an den Tag, wo ich bei Chris war und wir dieses unangenehme Gespräch hatten. Was wäre gewesen, wenn ich nicht weggerannt wäre ? Könnte ich dann jetzt noch laufen? Wären Chris und ich dann trotzdem zusammen gekommen? Liebt er mich nur aus Mitleid? Schnell wischte ich den letzten Gedanken zur Seite. Das war Quatsch und das wusste ich auch. Aber gegen diese Zweifel konnte ich nichts machen. Sie waren fest in mir verankert und flammten immer mal wieder auf.
“Schatz ist alles gut? Du wirkst so nachdenklich.“, holte Chris mich wieder zurück ins Hier und Jetzt.
Ich blinzelte zweimal bevor ich mich zu ihm umdrehte. “Ja alles gut.“, sagte ich leise und zwang mich zu einem kurzen Lächeln. Natürlich war er nicht überzeugt aber beließ es zum Glück dabei.
Nach 10 Minuten kamen wir auch endlich im Studio an. Alle begrüßten uns herzlich und ich freute mich total alle wieder zu sehen. Selbst mit Marvin verstand ich mich mittlerweile gut. Er war doch nicht so ein Idiot wie er am Anfang gezeigt hatte.

“Was ist los Schwesterherz ? Hat Chris was gemacht? Ich habe ihn gewarnt tut er dir weh tue ich ihm weh.“
“Nein Kai mit Chris ist alles gut.“, sagte ich. “Aber?“, harkte er nach als ich nicht weiter sprach. “Aber diese dummen Selbstzweifel fressen mich schon wieder so auf.“, sagte ich leise damit es die anderen auf keinen Fall mitbekamen. Vor allem Chris sollte es nicht wissen. Er würde sich nur noch mehr um mich sorgen wie so schon.
“Aber wieso denn Liz ? Du bist wunderschön. Hast einen tollen Freund und natürlich den besten Bruder auf Erden.“, zwinkerte er mir grinsend zu. Unwillkürlich musste ich lachen. Doch schnell wurde ich wieder ernst. “Ich weiß, dass ich alles habe was man sich nur wünschen kann, aber ,oh Gott bitte halt mich jetzt nicht für verrückt, was wäre... also... rein hypothetisch gesehen. Wenn Chris irgendwann wegen meiner Behinderung Schluss macht“ Ich hatte es gerade ausgesprochen, da schämte ich mich schon alleine für solche Gedanken. “Oh Gott bitte vergiss was ich gerade gesagt habe.“, sagte ich schnell und schlug mir beschämt die Hände vors Gesicht. Das war doch echt dämlich. Ich war echt dämlich. “Du bist nicht dämlich.“ Oh super jetzt hatte ich das auch noch laut gesagt. Ganz toll. Kai nahm sanft meine Hände von meinem Gesicht und legte sie in seine. “Liz bitte mach dir dein Glück nicht selbst kaputt mit solch absurden Gedanken okay? Du brauchst nicht zweifeln. Nicht an Chris und erst recht nicht an dir. Okay?“, sagte er ruhig und ich nickte nur. Meine Kehle schnürrte sich auf einmal zu und Tränen stiegen mir in die Augen. Fuck ich wollte nicht weinen. Nicht jetzt und nicht hier. Doch es war zu spät. Der Kloß in meinem Hals wurde zu einem lauten Schlurchzer. Und die Tränen bannten sich ihren Weg über meine Wange, bis sie auf meine Hose tropften, wo sie dunkele Flecken hinterließen. Ich spürte Chris' besorgten grünen Augen auf mir. Und es bestätigte sich als ich in die Gesangskabine schaute. Er starrte mich an. Schnell senkte ich wieder meinen Blick. Mir war es unendlich peinlich. “Komm wir gehen raus.“, sagte Kai leise und ich nickte nur. Draußen angekommen setzte Kai sich auf die Bank und ich stellte mich daneben. Er legte seinen Arm um mich und strich mir beruhigend über die Schulter. Das half schon, dass ich mich wieder beruhigte und nur noch vereinzelte stumme Tränen über mein Gesicht liefen. “Ich weiß ein Kakao würde jetzt noch besser helfen.“, sagte er in die Stille. Ich musste leise lachen. Da hatte er natürlich recht. Ich glaube das würde sich nie ändern.
Wir saßen eine Weile einfach nur da und hingen unsere eigenen Gedanken nach. “Was ist wenn alles wieder von vorne anfängt?“, fragte ich Kai schließlich ängstlich und schon wieder stieg Panik in mir auf. “Das lassen weder ich noch Chris zu.“, sagte er bestimmt. 

Neustart 2 (Kayef FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt