Kapitel 1

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**Sechs Monate später**

Nachdem ich die Haustür hinter mir ins Schloß zog, machte ich mich auf den Weg zu meiner Arbeitsstelle.

Sechs Monate waren nun vergangenen. Sechs Monate in denen ich die Begegnung mit ihm immer noch nicht nicht ganz verarbeiten konnte. Vieles war in diesem halben Jahr geschehen.

Ich musste wohl oder übel Jace und Lukas über meine Vergangenheit aufklären und natürlich waren sie nicht gerade begeistert, dass Marek und Noah von der ganzen Inzest Sache schon Bescheid wussten.
Schließlich waren sie sowas wie meine Geschwister und Noah und Marek waren gute Freunde. Deshalb hatten sie eher erwartet, dass ich es ihnen anvertrauen würde. Doch wir sind alle mit einem blauen Auge davon gekommen.

Flashback

,,Kleine jetzt Butter bei den Fischen. Wer zum Geier ist das?"

Verzweifelt versuchte ich den Kloß der sich in meinem Hals befand runterzuschlucken. Es war klar, dass dieses Gespräch kommen würde, aber warum schon so schnell?

,,Er ist mein Vater, Jace."

Die Gesichter der Zwillinge strahlten pure Verwirrung wieder. Die gleiche Reaktion kannte ich ja schon von Noah und Marek. Obwohl Marek es schon erwähnt hatte checkten sie es erst jetzt richtig.

,,Die Jahre die ich nicht hier war, war ich bei ihm."

,,Engelchen, er hatte aber noch was von Vergewaltigung erzählt. Willst du uns das nicht etwas genauer erklären?"

Ich sah zu dem Mann der mittlerweile auf dem Sofa saß. Zu dem Mann der sich mein Vater schimpfte. Doch das Wort Vater hatte er wenn ich ehrlich bin nicht mehr verdient. Seine Tochter sexuell zu missbrauchen ist nicht gerade das was man unter den Aufgaben eines guten Vaters verstand.

,,Er hat mich geschlagen, gedemütigt, beleidigt und an manchen Tagen sogar vergewaltiget." Gab ich mit fester Stimme von mir.
Wäre die schuldige Person nicht im Raum gewesen hätte ich schon längst erbärmlich angefangen zu weinen. Doch vor ihm würde ich keine einzige Träne mehr vergießen. Er sollte nicht sehen wie sehr er mich zerstört hat. Wie sehr er mich geprägt hat. Ich wollte nicht, dass er sah wie sehr ich mich noch an die alten Zeiten klammerte. Denn das war ab heute Geschichte.
Gezielt suchte ich die  Blicke meines Vaters denn ich wollte ihm endlich alles ins Gesicht sagen was schon seit Jahren überfällig war.
,,Ich habe immer an das Gute im Menschen geglaubt. Doch bei dir hatte ich mich geirrt. Du bist kein guter Mensch und wirst es auch nie sein. Du hast mich benutzt und am Ende wie Müll auf dem Boden liegen lassen. Ich war dir immer scheiß egal! Egal wie oft ich mir eingeredet hatte es wäre das letzte mal gewesen kamst du und hast alles wieder zunichte gemacht! Alles was ich in dir gesehen hatte hast du mühelos durch eine Vergewaltigung abgerissen. Einfach so. Du hast dich nicht mal geschämt deiner Tochter sowas anzutun nicht mal Entschuldigt hast du dich." Für einen Moment machte ich eine Pause um mir die neuen Worte im Kopf festzulegen.
,,Jeden Tag hast du mir geziegt, dass ich es nicht wert bin zu Leben. Das ich vielleicht sogar kein eigenes Leben habe, weil ich mich abhängig von dir gemacht habe! Doch jetzt weiß ich was damals wirklich abgegangen war.
Du warst und bleibst für immer ein schwanzgesteuertes Arschgesicht ohne Gefühle was niemals eine Frau abkriegen wird. Du bleibst und bist ein kleiner Hurensohn und ich wünschte mir nichts sehnlicher als mit dir nicht verwandt sein zu müssen."

Flashback Ende

Ja, so war das vor sechs Monaten. Meine damalige Wortwahl war mehr als unterirdisch gewesen. Aber es war nun mal eine Ausnahmesituation, weshalb es auch dazu kam das wir nicht die Polizei verständigt hatten. Und auch das bereue ich keineswegs. Schließlich wollte ich ihn nie wieder sehen doch vor Gericht hätte ich das. Meine Vergangenheit wollte ich vergessen und sie nicht nochmal neu aufwühlen und dann dachte ich noch an Marek. Hätte ich meinen Vater angezeigt hätte er ihn angezeigt wegen schwerer Körperverletzung und das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Wo mein Vater sich jetzt im Endeffekt rum trieb wusste ich nicht doch das wollte ich auch nicht. Er war es einfach nicht wert. Nachdem er mein Haus blutüberströmt verlassen hatte, hatte ich ihn nicht mehr gesehen und das sollte meines Erachtens auch so bleiben.

Fight for MyselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt